Meinung: Medizinisches Versorgungszentrum Lippe räumt Fehler ein - besser spät als nie

Lemgo. Nach einem Sturz wird eine verletzte Lemgoerin (88) in der Notaufnahme des Klinikums Lemgo und in einer Praxis des MVZ abgewiesen. Die Verantwortlichen bestreiten zunächst Fehler, räumen sie aber jetzt ein. Warum das so wichtig ist, legt die stellvertretende Chefredakteurin Silke Buhrmester der LZ in ihrem Kommentar dar.

Der Fall der zweimal abgewiesenen 88-jährigen Notfallpatientin aus Lemgo hat nach dem LZ-Bericht im November hohe Wellen geschlagen und Menschen verunsichert. Nicht zuletzt, weil das Klinikum – auch im Namen seines 100-prozentigen Tochterunternehmens, des Medizinischen Versorgungszentrums MVZ – seinerzeit alle Schuld von sich gewiesen hatte.

Die Geschichte: Eine betagte Patientin kommt mit Hilfe ihres Nachbarn mit einer Platzwunde am Kopf und starken Schmerzen am Arm - später stellte sich eine Fraktur heraus - zunächst in die Notfallambulanz des Klinikums Lemgo. Von dort wird sie - mangels Unfallchirurgen - in die benachbarte Unfallchirurgische Praxis des MVZ geschickt, um auch dort abgewiesen zu werden. Zurück im Klinikum, weigert sich die dortige Mitarbeiterin, der Seniorin einen Rettungswagen zu rufen, der sie in die Notfallambulanz nach Detmold bringt. Letztlich fährt der Nachbar die Frau wieder nach Hause und ruft von dort den Rettungswagen, der sie in die Ambulanz des Detmolder Klinikums fährt... was für eine Odyssee!

Nach dem LZ-Bericht fragten sich viele: Wenn die betagte Dame trotz ihrer Verletzungen nicht behandelt und &bdquo;von Pontius nach Pilatus“ geschickt wird, was täte ich selbst dann in einer solchen Situation? Zumal das Klinikum nach dem Abzug des Unfallchirurgen aus Lemgo kommuniziert hatte, dass die Praxis des MVZ Notfallpatienten künftig behandele und die Versorgung gesichert sei.

Zwei Monate sind seit der Berichterstattung vergangen, längst ist in der Zeitung der Fisch eingepackt. Will heißen: Es ist seither so viel passiert, dass der Vorfall bei vielen Lesern längst aus dem Gedächtnis verschwunden sein dürfte. Und trotzdem treten MVZ und Arzt Volker Broy genau jetzt an die Öffentlichkeit, um Fehler in ihrem Hause einzuräumen: Die Mitarbeiterin an der Anmeldung, sagen sie, habe völlig falsch gehandelt, schließlich gebe es klare Vorgaben, wie mit Patienten mit Kopfverletzungen umzugehen sei.

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Dass die Verantwortlichen den Fehler noch Wochen später eingestehen, ist nicht selbstverständlich. Sie hätten auch den Mantel des Schweigens über der Geschichte ausbreiten können, jetzt, wo die Aufregung sich gelegt hat. Umso höher ist es ihnen anzurechnen, denn es schafft Klarheit: Notfallpatienten in Lemgo und Umgebung haben Anlaufstellen vor Ort, der Vorfall ist und bleibt - hoffentlich - ein Einzelfall.

Jetzt fehlt nur noch eine Entschuldigung bei der 88-Jährigen, der es inzwischen zum Glück wieder besser geht. Auch das hat das Klinikum versprochen. Besser spät als nie.

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