„Ein offenes Wort täte not“: Lemgos Bürgermeister will Klarheit über Klinikums-Pläne

Lemgo. Seit Kalletals Bürgermeister Mario Hecker auf die Schwierigkeiten hingewiesen hat, die das Klinikum in Lemgo bekommen könnte , wird über die Zukunft des traditionsreichen Standorts diskutiert. Über den Entwurf zum Krankenhausgesetz des Bundesgesundheitsministeriums hat sich auch Lemgos Bürgermeister Markus Baier (parteilos) informiert und zu dem Thema einen Fragenkatalog an Landrat Dr. Axel Lehmann geschickt.

Wie groß sind die Sorgen, die sich die Lemgoer um das Klinikum machen müssen?

Markus Baier: Das ist die Frage. Dass wir uns Sorgen machen, geht aus den Äußerungen der Fraktionen und meinen Fragen an Landrat Dr. Axel Lehmann als Aufsichtsratsvorsitzendem des Klinikums hervor. Es ist klar, dass es eine Krankenhaus-Reform in Deutschland geben soll. Den Entwurf dazu hat sich der Nachbar-Bürgermeister durchgelesen und selbst so seine Sorgen bekommen, die er dann geäußert hat. Damit hat er eine Debatte um den Krankenhaus-Standort Lemgo gestartet. Das Maß der Sorge ist davon abhängig, inwieweit man in der Führungsriege des Klinikums - Aufsichtsrat und Geschäftsführung - wirklich versucht, Lemgo als stationären Standort weiterzudenken, oder ob man sich auf einen Standort konzentriert. Das ist die Frage, auf die ich keine Antwort bekommen habe.

Sie sind mit den Antworten nicht zufrieden?

Markus Baier: Sie waren sehr allgemein gehalten . Das kann unsere Sorgen nicht beseitigen, während wir vor ein paar Wochen noch ganz andere Aussagen gelesen haben.

Nämlich?

Markus Baier: Da wurde ganz klar gesagt, dass Lemgo und Detmold als stationäre Krankenhaus-Standorte erhalten bleiben werden. Das ist jetzt viel schwächer formuliert worden.

Was würden Sie sich da wünschen?

Markus Baier: Die Diskussion um das Krankenhaus Lemgo dauert schon seit drei Jahren an, wir hatten die Geschäftsführung des Klinikums mehrere Male zu Gast. Da wurden Bereiche vorgestellt, die für Lemgo besetzt sein sollten. Wir haben die Notfallchirurgie verloren, die Handchirurgie, die Orthopädie. Wir möchten eine konkrete Zukunftsperspektive aufgezeigt bekommen mit den Abteilungen, die wir behalten, oder mit denen, die vielleicht zurückkommen müssen. Offensichtlich ist das, was uns gezeigt wurde, noch nicht das Zukunftskonzept für das Klinikum. Denn es hieß, damit wurde noch nicht angefangen. Das widerspricht sich mit der Tatsache, dass das Konzept für Detmold offenbar konkreter diskutiert wird. Da frage ich mich: Wie gleichberechtigt werden die Standorte behandelt?

Was sagen Sie zur Kommunikation des Klinikums?

Markus Baier: Da wünsche ich mir mehr Transparenz. Mir ist klar, dass ein Aufsichtsrat nicht öffentlich tagt und zum Schutz des Unternehmens nicht alles sagen kann, was er vorhat. Aber dieses Thema betrifft so viele Menschen in Lemgo und den Nachbarkommunen - da täte ein offenes Wort not. Es ist wichtig auszusprechen, in welche Richtung man plant, selbst wenn Details des Gesetzes noch nicht klar sind. Und natürlich wünsche ich mir, dass wir hier einen stationären Krankenhaus-Standort erhalten können und die Notfall-Versorgung wieder durchgängiger und klarer wird. Das wird zurzeit von der Belegpraxis übernommen und funktioniert dann, wenn die Praxis besetzt ist. Schwierig wird es, wenn die Praxis wie kürzlich Ferien macht. Und für ganz Lippe ist die Frage: Was bleibt insgesamt erhalten?

Vielleicht sagen Geschäftsleitung und Aufsichtsrat des Klinikums ja noch nichts, weil sie noch keine belastbaren Aussagen treffen können, solange das Gesetz zur Krankenhausreform noch nicht fertig ist ...

Markus Baier: Dazu passt nicht, dass intern offenbar schon Pläne für Detmold vorgestellt wurden, denn warum wird über diesen Standort nicht diskutiert? Die gleichzeitige Behandlung beider Standorte kommunikativ aufzuzeigen, wäre jetzt die Aufgabe. Das würde auch mehr Klarheit darüber schaffen, wie viel Spielraum die Akteure vor Ort haben. Die Frage ist doch, ob mehrere Krankenhäuser weiter zulässig sind oder ob es ein einziges großes Krankenhaus geben muss. Größe kann gut sein, muss es aber nicht. Wenn zwei Standorte zulässig sind und es eine Frage der Wirtschaftlichkeit ist, dann stellt sich die Frage: Was würde den Steuerzahler der zweite Standort im Jahr kosten? So viel wie die freiwilligen Schülertickets? So viel wie das Landestheater? Und was ist es uns wert? Wenn wir das wissen, können wir die Debatte führen. Schlecht wäre, die Debatte ohne Konkretes zu wissen, schon hinter verschlossenen Türen geführt zu haben.

Was würde es für Lemgo bedeuten, wenn es das Krankenhaus nicht mehr gäbe?

Markus Baier: Es geht um die Lebensqualität und um Hunderte Arbeitsplätze. Gerade für ältere Menschen würde einiges schwieriger werden, es würde längere Fahrtzeiten geben, und die Situation bei Fachärzten, die sich ja gern im Bereich von Kliniken tummeln, würde ebenfalls schwieriger.

Welche Möglichkeiten haben Sie in dieser Situation?

Markus Baier: Ich weigere mich zu sagen, dass die Gesundheitsreform alternativlos sei und sich nichts daran machen lasse. Es gibt ja Stimmen die sagen, auf dem Land müsse man sich daran gewöhnen, dass es keine Kliniken mehr gebe. Damit werden wir uns nicht zufrieden geben. Es geht jetzt darum, für den Standort einzutreten und darum zu werben, alles zu tun, dass das Klinikum bleibt. Im kommenden Jahr feiert es übrigens sein 125-jähriges Bestehen.

Wie wird es jetzt weitergehen?

Markus Baier: Es wurde uns angekündigt, dass im Sommer Pläne für den Standort Lemgo vorgestellt werden sollen. Da bleiben wir natürlich dran. Und eigentlich müsste es eine gemeinsame Forderung sein, dass die Bundes- und die Landespolitik ländliche Regionen wie Lippe mit vier mittelgroßen Städten und vielen Menschen im weiteren Umland berücksichtigt.

Wünschen Sie sich eine Resolution des Kreistags?

Markus Baier: Das könnte zumindest ein Zeichen sein, dass man alles versucht und an einem Strang zieht.

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