Stammen Hunderte illegal entsorgte Flaschen in Lemgoer Straßengräben von demselben Mann?

Lemgo. Sechs kleine Sektflaschen der Marke &bdquo;MM“ liegen an einem Leitpfosten am Kluckhofer Weg. Im Graben gegenüber fünf weitere Flaschen der Marke &bdquo;Söhnlein“. Weitere einzelne Piccolos finden sich in den Straßengräben oder Böschungen an der Wiembecker Straße sowie auf der anderen Stadtseite an der Luher Straße, Niederluher Straße und an der Vogelhorster Straße. Immer die beiden Marken, immer an den gleichen Stellen - und das seit mindesetens zehn Jahren.

Damals hat ein Lemgoer, der anonym bleiben möchte, die Flaschen beim Spazierengehen erstmals im Straßengraben entdeckt. Seither wundert er sich, woher die Piccolos stammen. Bei der Müllsammelaktion 2023 seien allein in Voßheide mehr als 100 dieser Sektflaschen vom Straßenrand eingesammelt worden. Das gleiche am vergangenen Wochenende: rund 100 Flaschen &bdquo;MM“ und &bdquo;Söhnlein“.

Video als Beweis? Zufällig habe er im Mai vergangenen Jahres gesehen, wie jemand während der Fahrt aus einem weißen Kleinwagen heraus so eine Flasche an einer der Stellen in den Straßengraben schmiss, sagt der Leser. Seither beobacht der Hobby-Detektiv das Fahrzeug, wenn er es sieht. Das Fahrzeug fahre immer um dieselbe Uhrzeit an den genannten Straßen entlang. Der Lemgoer fertigte ein Video an und schickte es als Beweis an die Polizei und die Stadt Lemgo. Doch passiert sei bislang nichts. Die Flaschen werden weiter aus dem Fenster geworfen. Darum hat der Leser sich nun an die LZ gewandt.

&bdquo;Ich möchte keinen an den Pranger stellen, sondern ein Problem lösen“, beteuert der Lemgoer. Schließlich könnten sich Tiere an den Glassplittern verletzten, mal abgesehen von den Unmengen an Müll in der Natur. Er sei nicht der einzige, der so denke. Mit den Nachbarn habe er sich bereits ausgetauscht. &bdquo;Außerdem, wenn die Stadt mit dem Mäher kommt, um das Gras in den Gräben zu schneiden, dann hat sie ein Problem“, meint der Leser. Denn im hohen Gras sind die grünen Flaschen kaum zu entdecken. Nur wenn der weiße &bdquo;MM“-Karton noch drum ist - das kommt auch vor -, ist der Müll gut zu sehen. Darüber hinaus mache er sich Sorgen um die Verkehrssicherheit, sagt der Lemgoer. Zwar wisse er nicht genau, ob der Fahrer den Sekt während der Fahrt trinke, &bdquo;aber er fährt mutmaßlich alkoholisiert“.

Polizei ermittelt nicht Doch die Polizei ermittelt nicht wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss, sagt Polizei-Sprecher Yannick Thelaner. &bdquo;Nur weil jemand leere Flaschen aus dem Fenster wirft, können wir ihm nicht unterstellen, dass er alkoholisiert ist.“ Es würde nur ermittelt werden, wenn der Fahrer bei einer Kontrolle angehalten würde. Daher gehe es lediglich um einen Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz, und das sei Sache des Ordnungsamtes, nicht der Polizei.

Tanja Schröder, Sprecherin der Stadt Lemgo, bestätigt auf Nachfrage, das ein Verfahren in dem Fall vorliegt. &bdquo;Ordnungsamt und Bürgerbüro kennen den Fall. Er wird bearbeitet. Es geht alles seinen normalen Gang. Noch läuft die Anhörung des Beschuldigten“, sagt sie. Die Schwierigkeit sei, dass der beschuldigten Person nachgewiesen werden müsse, dass sie es sei. Allein das Fahrzeug auf Video zu haben, reiche nicht aus. Doch was droht dem mutmaßlichen Umweltsünder? &bdquo;Ein Bußgeld. Die Spanne reicht von 25 Euro bis 50.000 Euro. Das kommt auf den Fall an“, sagt Schröder. In diesem Fall gehe die Stadt vom unteren Bereich aus.

Der Leser fragt sich, warum der Fahrer das macht. Ist es reine Faulheit, die Flaschen zum Altglascontainer zu bringen, oder hat der Mann ein Alkoholproblem, das er vertuschen will? Sollte Letzteres zutreffen, gibt es Hilfe beim Blauen Kreuz. In Lemgo gibt es eine Außenstelle im Gemeindezentrum St. Johann, zu erreichen unter Tel. (0151) 25145060. Außerdem gibt es Beratungsstellen in Bad Salzuflen, Tel. (05222) 98368-0, und Detmold, Tel. (05231) 961691. Die Gespräche sind vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Ein Erstkontakt ist auch per E-Mail an info .lippe@blaues-kreuz.de möglich.

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