Lemoger wollen Fahrrad und Auto miteinander versöhnen

Lemgo. &bdquo;Wir wollen das Auto nicht verdrängen“, sagt Planer Michael Volpert bei der Vorstellung der Ergebnisse der Bürgerbefragung 2023 zum Thema Verkehrsentwicklung in Lemgo. Es komme viel mehr darauf an, dass es für kurze Wege gute Alternativen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus gebe. Dieser Wunsch gehe eindeutig aus der Befragung hervor, die sein Planungsbüro &bdquo;LK Argus“ aus Kassel analog und online im vergangenen Jahr organisiert hatte.

Die dabei erhobenen Datensätze erlaubten repräsentative Aussagen, betont der Analyst. Die schriftliche Haushaltsbefragung habe in einem Zeitraum von zwei Wochen zu einem &bdquo;verwertbaren Rücklauf“ von 1486 ausgefüllten Fragebögen geführt. Die Quote von 20 Prozent Rücklauf beurteile er als &bdquo;gut“. Bürger-Dialoge im Rathaus und die zusätzliche Online-Befragung hätten im Prinzip zu ähnlichen Ergebnissen wie die schriftliche Befragung geführt, bestätigte seine Kollegin Katharina Döbler.

Private Autos weiterhin dominant Die Präsentatios-Überschrift ihres Vortrags &bdquo;modal split“ weist auf den Schwerpunkt der Untersuchung hin. Dieser Fachbegriff aus dem Planer-Vokabular kennzeichnet die Verteilung zurückgelegter Wege auf einzelne Verkehrsmittel. Und dabei spielt – so die statistische Evidenz von Erhebungen über viele Jahre – das private Auto eine unverändert dominante Rolle. Durchschnittlich besitzt jeder Lemgoer Haushalt 1,5 Autos und ebenso viele Fahrräder. Bei den Zweirädern kommt in jüngster Zeit dem E-Bike wachsende Bedeutung zu (2023: zusätzliche 0,6 pro Haushalt).

Das motorisierte Fahrrad erschließe gerade für die ältere Generation eine neue Mobilität, betonte Lemgos Radverkehrsbeauftragter Gerhard Reineke und widersprach damit der in der Diskussion geäußerten These, dass ältere Semester das Auto zwangsläufig intensiver nutzten als jüngere mit der höheren Fitness. Gleichzeitig bedauerte er, dass zur Info-und Diskussions-Veranstaltung im Engelbert-Kaempfer-Gymnasium nur ein Dutzend Zuschauer erschienen waren. Das Thema verdiene doch eine weitaus größere Beachtung.

Befragungsergebnisse im Detail: 59 Prozent aller Wege werden von den Lemgoern im privaten Pkw absolviert, 20 Prozent mit dem Fahrrad oder E-Bike, 16 Prozent zu Fuß, und nur fünf Prozent nutzen den Bus. Ein Vergleich der Jahre 2011, 2013 und 2017 zeigt eine erstaunliche Stabilität dieser Verhältnisse. In anderen Städten sieht das Bild ähnlich aus, wobei Lemgos Radler mit 20 Prozent einen Spitzenplatz belegen (Bad Salzuflen im Jahr 2018: zehn Prozent).

Wenn man bedenkt, dass 55 Prozent aller Wege über eine Distanz von weniger als fünf Kilometer führen, erscheinen Fußgänger und Radfahrer mit rund 20 Prozent unterrepräsentiert. Und das, obwohl rund 60 Prozent der Lemgoer die Angebote für Fußgänger sowie für Radfahrer als positiv bewerten. Bus und Bahn bekommen von 49 Prozent ein &bdquo;gut“ (44 Prozent) oder &bdquo;sehr gut“ (fünf Prozent).

Stärken und Schwächen Bei der Abfrage von &bdquo;Stärken und Schwächen“ des Lemgoer Verkehrssystems üben in der Antworten-Spitze 21 Prozent der Befragten Kritik an der Taktung des Busverkehrs; 20 Prozent beklagen zu häufige Staus; 19 Prozent wünschen sich mehr Verkehrsberuhigung; elf Prozent können sich eine Verbesserung der Parksituation vorstellen; drei Prozent halten mehr Ladestationen für E-Mobilität für bedenkenswert.

Die samstägliche kostenlose Nutzbarkeit des Stadtbusses, die Fahrradstraßen, der Wallweg und die Fußgängerzone werden in der Befragung ausdrücklich als Lemgoer Stärken hervorgehoben; auch die Parksituation, das Straßennetz und die Kreisverkehre kommen gut weg.

Die mobile Zukunft Was die mobile Zukunft betrifft, kreuzten 64 Prozent an: &bdquo;Ich möchte mehr Wege mit dem Rad zurücklegen und kurze Wege zu Fuß machen.“ 50 Prozent geben das eigene Auto als ihr vorrangig genutztes Verkehrsmittel an. Lediglich zehn Prozent wollen sich ein Lastenfahrrad anschaffen, und nur sieben Prozent setzen auf den E-Scooter.

Als &bdquo;wichtige Zielsetzung“ stufen 49 Prozent Verbesserungen im Radverkehr ein; 46 Prozent favorisieren Verbesserungen im ÖPNV. Einer besseren Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel reden 35 Prozent das Wort; die Förderung alternativer Antriebe halten 16 Prozent für besonders wünschenswert.

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