Lemgo. Ein imposanter Klangkörper: Rund 100 Chorstimmen, gestützt auf den Klangteppich eines kompletten Sinfonie-Orchesters, lassen die Luft in der Kirche St. Nicolai vibrieren. Weil Heike Scholl-Braun – in Personalunion Dirigentin, Sängerin und Moderatorin - das Publikum darum gebeten hat, auf Zwischenapplaus um der geschlossenen Wirkung des Konzertes willen zu verzichten, gerät der Schlussapplaus geradezu fulminant: Stehende Ovationen der Zuhörer in der vollen Kirche erzwingen als Zugabe das „Fiat pax in virtute tua“, mit dem das große Ensemble den zweiten Konzertteil nach der Pause eröffnet hatte.
Das große Publikum – auch die Seitenschiffe im Kirchenraum sind voll besetzt – bekommt eine musikalische Gemeinschaftsleistung des „Philharmonischen Chores Lippe“, der „Chorgemeinschaft Kreuztal“ und des „Kammerchors“ geboten. Der Kammerchor trägt sein Teil als selbstständiger und gleichzeitig integraler Bestandteil des philharmonischen Ensembles bei. Unter dem Titel „The Peacemakers“ („Die Friedensmacher“) stellen die beteiligten Sänger und Instrumentalisten das engagierte Projekt des walisischen Komponisten Karl Jenkins (80) vor, der auch als exzellenter Musiker am Keyboard, mit Saxophon und Oboe hervorgetreten ist.

Musikalischer Appell für Frieden
Die „Peacemaker“: Das sind unter anderem Mahatma Gandhi, Martin Luther King, der Dalai Lama, Nelson Mandela, Mutter Teresa und Jesus Christus höchstselbst („Bergpredigt“). Zitate dieser Friedensikonen hat Karl Jenkins in Töne, Melodien, Harmonien und Rhythmen verwandelt. Ein originelles Werk, das vor 13 Jahren uraufgeführt wurde und in der New Yorker Carnegy Hall 2012 seinen weltweiten Ruhm begründete. Die musikalische Ausgestaltung der „Peacermakers“ ist gekennzeichnet durch eingängige Melodien und sanfte, meditative Klänge. Sie vermitteln den Zuhörern eine Atmosphäre von Ruhe und Besinnung, die von den stellenweise kraftvollen Passagen des mächtigen Klangkörpers arrondiert und akzentuiert werden.
Brausen und Tosen, aber auch einschmeichelnder und beruhigender Flüsterton: Das gibt eine hinreißend intensive Mischung. „Schluss mit dem sinnlosen und schrecklichen Morden“: Um diese Botschaft geht es in der Aufführung. Und diese Utopie kommt in der großen Nicolai-Aufführung durch die durchdachte und fein abgestimmte konzertierte Aktion von drei Chören und einem Sinfonie-Orchester ausdrucksstark zum Vorschein. Stehende Ovationen sind der Lohn.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels war ein falsches Bild enthalten, das nicht das Konzert in Lemgo zeigte.