Alltägliche Grenzsicherung: So arbeitet der Zoll in Lemgo

Lemgo. Der Zoll ist nicht nur eine Finanzverwaltung, er spielt quasi auch eine Rolle bei der Inneren Sicherheit; ähnlich wie die Polizei, nur mit anderen Aufgaben. Operativ gesteuert wird die Arbeit durch die im Jahr 2016 geschaffene Generalzolldirektion mit Hauptsitz in Bonn.

Für Ostwestfalen hat das Hauptzollamt seinen Sitz in Bielefeld. Und wer in Lippe mit dem Zoll zu tun hat, kennt vielleicht das Zollamt in Lemgo. Dirk Henekamp ist der Leiter, untergebracht ist der Zoll in einem eher unscheinbaren Gebäude nahe dem Kreisel an der Lageschen Straße in Lemgo. Auffällig sind hier allenfalls die Lastwagen mit ausländischen Kennzeichen, die regelmäßig dort parken und &bdquo;auf ihre Abfertigung“ warten.

Spediteure aus Nicht-EU-Ländern werden kontrolliert

Henekamp erklärt zum Standard: &bdquo;Wenn an der Grenze keine Abfertigung erfolgte, muss das Fahrzeug zur Kontrolle bei uns vorfahren.“ Der Zollbeamte meint natürlich vorzugsweise Speditionen, die aus den Nicht-EU-Ländern wie Serbien, Bosnien, der Ukraine oder der Türkei einfahren. Keine wirkliche Rolle spielen übrigens die vielen Waren, die über das Internet bestellt werden und mit DHL oder Hermes bis vor die Tür gebracht werden. Die Mengen aus dem e-commerce werden beispielsweise von DHL zum größten Teil schon am Flughafen in Leipzig abgewickelt.

Spätestens seit der Pandemie im Jahr 2020 hat sich die Zollstruktur in der Form verändert - sie wurde noch kontaktloser. Großen &bdquo;Papierkram“ darf man heutzutage beim Zoll nicht mehr erwarten. Henekamp: &bdquo;Für die lippische Wirtschaft ist der Zoll quasi ein papierloses Thema. Die elektronische Zollabfertigung ist längst Realität.“

Zoll und Schmuggel waren früher mal in einem Satz gut aufgehoben - auch das hat sich geändert. &bdquo;Man darf nicht glauben, dass der Zoll in Lemgo jeden Tag einen Lastwagen mit illegalen Zigaretten öffnet“, sagt Henekamp. Und Pressesprecher Ralf Wagenfeld aus Bielefeld ergänzt: &bdquo;Nicht alltäglich war vor einiger Zeit eine Paketsendung aus Australien mit einer Bauchtasche aus dem Leder einer artengeschützten Felsenpython, die im Zollamt Lemgo ankam. Die Sendung wurde beschlagnahmt, weil die Einfuhr nicht legal ist.“

Verstöße sind eher unspektakulär Verstöße gegen Zollbestimmungen sind ansonsten eher unspektakulär, beispielsweise durch die Einfuhr von Medikamenten. Und lebende Tiere sind kein Thema. Wagenfeld: &bdquo;Aus den USA beispielsweise braucht ein Paket im Luftverkehr circa zwei Wochen nur für den Transport. Bis es alle Schranken passiert hat, kann es noch länger dauern.“ Klar, dass das selbst für einen Goldfisch zu lang wird.

Dafür hat sich seit dem Russland-Ukraine-Krieg der Rahmen für Exporte wie Importe nach und aus Russland stark verändert. Handelssanktionen sorgen dafür, dass auch Familien in Lippe, die von Verwandten in Russland etwas geschickt bekommen, damit leben müssen, dass die Pakete zunächst alle an einer zentralen Stelle des Zolls geprüft und dann in Lemgo geöffnet werden. Henekamp und sein Team können nicht anders: &bdquo;Das Gesetz sieht es so vor.“

Was übrigens die wenigsten Lipper wissen dürften: Das Zollamt in Lemgo kümmert sich regelmäßig um Anträge und Zahlungen rund um die Kfz-Steuer. Bei Umzügen, fehlenden Nachsendeaufträgen oder geänderten Bankverbindungen kann es passieren, dass der Kontoeinzug der Kfz-Steuer nicht funktioniert. Dann können Autofahrer sich auf den Weg zum Zoll machen, um die rückständige Steuer beispielsweise dort zu entrichten. Henekamp bezifferte die Quote auf rund zwei Dutzend Fälle im Monat.

38,35 Millionen Euro für die Staatskasse Das Zollamt Lemgo ist im Kreis Lippe für die Städte und Gemeinden Augustdorf, Bad Salzuflen, Barntrup, Blomberg, Detmold, Dörentrup, Extertal, Horn-Bad Meinberg, Kalletal, Lage, Lemgo, Lügde und Schieder-Schwalenberg zuständig. Im Jahr 2023 wurden beim Zollamt insgesamt 21.608 Warenpositionen für die Einfuhr, 1.314.282 für die Ausfuhr abgefertigt sowie 15.278 Versandverfahren bearbeitet. Die Einnahmen aus der Einfuhrumsatzsteuer (EUST) beliefen sich im vergangenen Jahr auf etwa 36,96 Millionen Euro. Hinzu kamen Einnahmen aus Zöllen von rund 1,39 Millionen Euro. Das macht für das Jahr 2023 rund 38,35 Millionen Euro Einnahmen für die Staatskasse durch das Zollamt Lemgo.

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