Warum in diesem renommierten Lemgoer Hotel den Pächtern manchmal bange wird

Lemgo. Das Stadtpalais gilt als erste Adresse in Lemgo. Ein Denkmal aus dem 16. Jahrhundert, 1973 zum Hotel umgebaut. 2009 hat es das Gastronomenpaar Maik Soukal und Tina Langner übernommen und das Stadtpalais mit viel Liebe zum Detail um- und ausgebaut.

Grüne Stofftapeten sind gewichen, der apricot-farbene Teppich verschwunden, die Räume individuell ausgestattet. Zu den ursprünglich 18 Zimmern sind auch dank Anbau 22 hinzugekommen. 2013 war das, erinnert sich das Paar, passgenau zu Kläschen wurde der neue Trakt eingeweiht. Etwas später haben die Gastronomen dann noch einen drauf gesetzt und mit Inhaber Prof. Klaus Steffens den Annenhof geplant . Dort bewirtschaften sie seit 2020 zwei Appartements und 28 Zimmer im Garni-Betrieb.

Kosten gehen durch die Decke Nach Corona habe sich die Auslastung wieder erholt. Habe man im Stadtpalais zuvor im Durchschnitt bei 80 Prozent-Auslastung gelegen, so seien es jetzt gut 60 Prozent. Doch die Zahlen schwanken: Tagungen fallen weg, russische Geschäftsleute oder auch chinesische Gruppen zählen mittlerweile kaum noch zu den Gästen. Maik Soukal und Tina Langner haben damit umgehen gelernt, Sorgen machen den Hoteliers eher andere Bereiche: &bdquo;Vor den Energiekosten, da wird mir schon bange“, sagt der 46-Jährige. 2000 Quadratmeter Fläche gilt es allein im Stadtpalais zu beheizen. Photovoltaik aber darf nur bedingt aufs Dach. Mit einem Denkmal im historischen Stadtkern wird es laut Gestaltungssatzung schwierig . &bdquo;Nur nicht einsehbare Bereiche auf dem Dach dürfen besetzt werden. Und auch das bleibt Auslegungssache“, erklärt Tina Langner das Problem, &bdquo;schließlich sind wir das höchste Haus im historischen Stadtkern.“

Und so schießen die Energiekosten vor allem im Winter weiter durch die Decke - in einem Denkmal, in dem es nur wenig finanzierbare Möglichkeiten der Einsparung gibt. Auf dem Neubaudach durfte der Hausbesitzer zwar Photovoltaik anbringen, &bdquo;ein Tropfen auf dem heißen Stein“, wie Maik Soukal resigniert erklärt, &bdquo;da schalte ich in der Küche einmal alle Geräte an, dann ist die eingespeiste Energie in einem Sog weg.“

Hoffen auf einen Kompromiss Mehr Entgegenkommen erhoffen sie sich da von der Lemgoer Verwaltung und Politik. &bdquo;Da wünschen wir uns einfach einen Kompromiss, denn so geht es nicht.“ Dabei versucht das Paar, auch die Gäste mit Gutscheinen und kleinen Geschenken zum Energiesparen zu animieren. Mit mäßigem Erfolg. Viele Gäste genießen offenbar nur zu gerne das ausgiebige Duschen im Hotel. Andere drehen die Heizung auf und lassen die Fenster dabei gekippt. Das Gefühl für die Nachhaltigkeit weiche auf Reisen offensichtlich häufig dem Wunsch nach Komfort, wie die Gastronomen festgestellt haben.

40 Mitarbeiter sind in ihren beiden Häusern beschäftigt, auch sechs Azubis sind dabei. Ein Leben für und mit dem Hotel, wie es für das Paar ganz selbstverständlich ist. Als Koch steht der gelernte Restaurantfachmann vier Tage die Woche bis in den Abend in der Küche und ist morgens oft als erster wieder im Haus unterwegs. Über Jahre hat das Paar auch in der oberen Etage des Stadtpalais gelebt, bevor es mit den beiden Kindern in ein kleines Häuschen in der direkten Nachbarschaft zog. Denn manchmal, erzählt der gebürtige Dörentruper, da wurde es doch etwas viel. Dann, wenn so gar kein Privatleben mehr übrig bleibt, wenn - wie manchmal bei Kläschen - der Gast auch mal desorientiert vor der eigenen Wohnungstür steht.

Ton wird rauer Die Hoteliers schätzen ihre Gäste sehr und doch seien einige durchaus anspruchsvoller und mitunter der Umgangston auch rauer geworden. Vor allem die Mitarbeiter seien da gefordert: &bdquo;Und wenn jemand an der Rezeption eine junge Auszubildende anpöbelt, weil er seine Adresse nicht für die Meldebescheinigung angeben will, dann setze ich den Gast im Zweifelsfall auch persönlich vor die Tür“, setzt Soukal klare Grenzen.

Auch das Verhandeln habe zugenommen oder die Drohung, mit einer schlechten Bewertung in den Online-Portalen - Tina Langner zuckt die Schultern, verstehen kann sie solch ein Verhalten nicht. Anstrengend ist es mitunter, kräftezehrend und doch haben die beiden den Spaß an ihrer Arbeit nie verloren. Und so planen sie weiter und prüfen aktuell mit dem Inhaber Prof. Steffens, in der an den Annenhof grenzenden Alten Abtei weitere Appartements zu bauen.

Die Nachfrage sei da, bei Geschäftsleuten, Touristen, Wanderern und Radlern, die nur zu gerne das schöne Lemgo erkunden. Für viele noch immer eine Zufalls-Entdeckung, wie Maik Soukal immer wieder hört. &bdquo;Die meisten wissen gar nicht, was sie in Lemgo erwartet.“ Da gehe es dann nicht um Hermann oder TBV, nein, die Fassaden der Weserrenaissance seien es, die die Besucher besonders rühmten. Und eben darauf sollten sich die Tourismusplaner noch stärker besinnen - auch im Sinne der Gastgeber und Geschäftsleute in der Innenstadt.

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