Nachfolge noch ungeklärt: Kinderarzt Menge schließt zum Jahresende seine Praxis in Lemgo

Lemgo. Die Versorgungslage ist angespannt: Nachdem Kinderarzt Dietrich Kuhlmann angekündigt hat, seine Praxis im Hornschen Weg ab dem zweiten Quartal 2025 für Kassenpatienten zu schließen und in Zukunft nur noch Privatpatienten zu behandeln, will auch Kinderarzt Günter Menge seine Praxis in der Mittelstraße nach mehr als 30 Jahren aufgeben.

Ende des Jahres soll Schluss sein. Zurzeit befindet sich Menge in Gesprächen mit einem möglichen Nachfolger. Fest steht der aber noch nicht, und auch die Suche gestaltete sich generell schwierig. Ein halbes Jahr dranzuhängen, könnte sich Menge zwar im Zweifelsfall vorstellen, doch noch länger zu arbeiten, ist für den 68-Jährigen derzeit keine Option.

Steigende Arbeitsbelastung Das hat auch mit der steigenden Arbeitsbelastung zu tun. Bis vor drei Jahren hat er seine Praxis noch gemeinsam mit einem weiteren Arzt geführt. Als dieser in den Ruhestand ging, fand er keinen Nachfolger. &bdquo;Seine Patienten sind überwiegend hiergeblieben", berichtet Menge im Gespräch mit der LZ. Seitdem arbeite er deutlich mehr, als einer Vollzeitstelle angemessen sei. &bdquo;Ich habe mehr Arbeit, und man kann sich in der Praxis nicht mehr unterstützen", sagt Menge.

Bedeutet: Wenn er selber krank ist, muss er die Praxis schließen. Anderweitig eine Vertretung zu finden, sei schwer und oft nicht zielführend, wenn sich der vertretende Arzt nicht in der Praxis auskennt. In einer Gemeinschaftspraxis sei das anders: &bdquo;Da haben die Patienten es kaum gemerkt, wenn einer fehlt."

Nachfolgersuche gestaltet sich schwierig Bei der Nachfolgersuche habe er alle Register gezogen. &bdquo;Ich habe sämtliche Kinderkliniken antelefoniert, die es im Raum Ostwestfalen-Lippe gibt", berichtet Menge. Alle wüssten Bescheid, dass er auf der Suche ist. &bdquo;Aber in fast allen Kliniken ist die Situation ähnlich. Die sind kaum in der Lage, ihre eigenen Oberarztstellen zu besetzen", so der Kinderarzt weiter. Nur Fachärzte können als Oberärzte arbeiten oder eine eigene Praxis betreiben.

Generell würden sich immer weniger Ärzte für eine eigene Praxis entscheiden, denn neben der Patientenversorgung stehen dabei noch viele weitere Aufgaben im Raum. &bdquo;Ich habe die gesamte Praxisorganisation an der Backe. Ich muss mein eigenes Personal beschaffen, was auch schon schwierig ist", berichtet Menge.

Fachkräftemangel bei Medizinischen Fachangestellten Auch an Medizinische Fachangestellte zu kommen, gestalte sich aufgrund des Fachkräftemangels immer schwieriger. Deshalb befinde er sich ständig in einer Situation, in der Unterbesetzung droht oder bereits real ist. &bdquo;Das löst Stress aus, denn wenn man nicht genügend Helferinnen hat, kann man nicht vernünftig arbeiten", so Menge. Auch für die verbleibenden Angestellten verschlechtert dich dadurch die Situation: Das Arbeitsklima leidet, und die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter wieder kündigen, erhöht sich. &bdquo;Da ist überall eine Negativspirale."

Dazu kommen noch weitere Probleme, mit denen sich niedergelassene Ärzte konfrontiert sehen: Sie müssen sich auch um Dinge wie Abrechnungen kümmern und für mitunter teure Geräte selber aufkommen. &bdquo;In einer Klinik ist das ganz anders. Da sagt man, wenn das Ultraschallgerät ausfällt, das ist kaputt, ich brauche ein neues, und das läuft dann auch", nennt Menge ein Beispiel. In einer eigenen Praxis müssten hingegen alle Investitionen aus dem Ertrag getätigt werden. &bdquo;Und der ist nicht wesentlich größer geworden", sagt der Kinderarzt. Doch damit nicht genug: Denn besonders junge und ungebundene Mediziner sehen laut Menge immer häufiger ihre berufliche Zukunft in der Schweiz - mit niedrigeren Steuern und besserer Bezahlung.

Kein Aufnahmestopp Für Lemgo sind das alles keine guten Neuigkeiten. Sollte sich kein Nachfolger für die Praxis von Günter Menge finden, würde bald nur noch ein einziger Kinderarzt in Lemgo praktizieren. Sobald die Praxis von Dietrich Kuhlmann schließt, sind es ohnehin nur noch zwei. &bdquo;Auch das ist nur die Hälfte von früher", so Menge. Zudem kommen die Patienten nicht nur aus Lemgo. &bdquo;Wir versorgen ja den gesamten nordlippischen Bereich", erläutert Menge die Situation.

Einen kompletten Aufnahmestopp für Patienten gibt es bei ihm bisher nicht. Neue Patienten, die keinen Kinderarzt haben, nimmt er weiterhin auf. Patienten, die den Arzt wechseln wollen, haben allerdings schlechte Karten. &bdquo;Von den Kuhlmann-Patienten nehme ich die auf, die kleine Kinder haben und dringend Vorsorge und Impfung brauchen. Die würde ich auch mitsamt der Familie aufnehmen", sagt Menge. Doch er könne nicht alle Patienten von Dietrich Kuhlmann übernehmen.

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