Darum will Alt Lemgo nicht nur die Kirche wieder unter die Haube bringen

Lemgo. Die Ölmühle am Schloss Brake, die Haube auf dem Turm der alten Bonifatiuskirche - auch in diesem Jahr treibt der Verein Alt Lemgo große Projekte an, um das historische Stadtbild der alten Hansestadt bestmöglich zu erhalten. Doch wer Alt Lemgo &bdquo;nur“ mit dem Denkmalschutz verbindet, der irrt. &bdquo;Die Historie war der Ursprung, ist aber heute längst nicht mehr die einzige Keimzelle unseres Vereins“, wie der langjährige Vorsitzende Dr. Hans-Otto Pollmann verdeutlicht.

Der Verein Alt Lemgo bietet vielen eine Heimat, ist eine Art Sammelbecken für Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen: Geselligkeit, Natur, Geschichte, Denkmalschutz, Wissensvermittlung und das Voranbringen eigener Projekte nennt Pollmann nur einige der Gründe, warum man sich im 1920 gegründeten Verein engagieren sollte. So gibt es die Wander- und die Radfahrergruppe, den Arbeitskreis Stadtgeschichte oder auch den Plattdeutschen Stammtisch, zu dem sich die Mitglieder treffen.

Doch das Herz des Vereins, das bleibt die Heimatpflege, so wie es in der Vereinssatzung seit 1920 festgeschrieben ist: &bdquo;Der Verein Alt Lemgo stellt sich in den Dienst der Heimatpflege. Er will die Liebe zu der alten Hansestadt Lemgo, Verständnis für ihre bedeutende Vergangenheit und ihre wertvollen Altertümer fördern und (...) Bestrebungen tatkräftig unterstützen, die auf die Pflege und Erneuerung des alten Stadtbildes ausgehen.“

Wasserrad: Landesverband muss sich erklären Bestes Beispiel dafür ist die Ölmühle am Schloss Brake, die der Verein ehrenamtlich betreibt, zu Führungen einlädt und sich seit zwei Jahren auch intensiv für die Reparatur des seit 2023 stillstehenden Wasserrades einsetzt. 80.000 Euro wird die Instandsetzung des technischen Kulturdenkmales kosten . 20.000 Euro hat der Verein Alt Lemgo bereits für die Restaurierung des Rades eingeworben, jetzt müsse noch geklärt werden, in welchem Umfang sich der Landesverband als Eigentümer einbringt, denn davon hänge letztlich die Förderung der NRW-Stiftung ab.

Einen Förderantrag auf 60.000 Euro für die Restaurierung hat der Verein dort bereits eingereicht, und der wurde durchaus wohlwollend aufgenommen - das allerdings unter der Prämisse, dass sich der Landesverband als Eigentümer finanziell stärker einbringen müsse, wie Dr. Pollmann erklärt. Ob das klappt? Der Vorsitzende von Alt Lemgo ist optimistisch, ein thüringischer Mühlenbau-Betrieb stünde für die Arbeiten bereits parat, jetzt müssten sich nur noch Landesverband und Stiftung einigen, dann könnte es gegebenenfalls schon in Kürze eine Zusage geben und das Rad sich im kommenden Frühjahr wieder drehen.

Bonifatius-Haube bleibt teures Projekt Ist dieses Großprojekt erst einmal abgeschlossen, steht für den Verein Alt Lemgo schon das nächste an. Die vor drei Jahren unter spektakulären Umständen abgesetzte Haube des Turmes der ehemaligen Bonifatiuskirche soll wieder an ihren angestammten Platz zurück. Noch ist sie in einem Speicher zwischengelagert und niemand weiß so recht, wie es weitergeht. Denn die Sanierung ist teuer: Von gut 120.000 Euro geht Alt Lemgo aus, und wieder ist wohl Beharrlichkeit und Akribie der Vereinsaktiven gefragt. Erste Gespräche mit der Besitzerin des mittlerweile privat genutzten Gebäudes laufen, auch bei der Stiftung Denkmalschutz haben sie bereits angefragt.

Gute Beispiele dafür, dass es immer wieder auch privates Engagement braucht, um die steinerne Historie der Stadt zu retten. Denn Denkmalschutz sei in Zeiten knapper Kassen längst nicht mehr so gefragt, wie Dr. Pollmann bedauert. Umso wichtiger ist ihm, dass der Verein eng mit der Stadt kooperiert und auch Privatleute nach Möglichkeit mit Expertise und finanziellen Zuschüssen unterstützt.

Neue Mitstreiter gesucht Doch auch die Geselligkeit kommt im Verein mit eigenem Vereinstreff in der Breiten Straße nicht zu kurz: In der Wandergruppe, beim Radeln oder auch beim Plattdeutsch-Stammtisch kommen die gut 850 Mitglieder zusammen. Der Arbeitskreis Stadtgeschichte wird in diesem Jahr wieder aktiviert und einen Blick zurück vor allem auf ehemalige Lemgoer Betriebe und Geschäfte werfen. Die Ergebnisse werden sich dann vielleicht wieder in den gelben Heften niederschlagen. Über 50 davon hat der Verein Alt Lemgo schon herausgebracht und dabei die Lemgoer Geschichte aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet: von alten Dorfkrügen über besondere Häuser bis hin zum Pickertrezept.

Auch die Naturgruppe sucht neue Mitstreiter und Dr. Hans-Otto Pollmann kann nur werben: &bdquo;Wer Ideen oder auch Projekte zu Lemgo hat, der ist im Verein Alt Lemgo gut aufgehoben.“

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