Wissenschaft trifft Leidenschaft beim Expertencafé in Lemgo

Lemgo. Was haben Olympia und Politik gemeinsam? Ist eine Dystopie der Realität in Afghanistan ähnlich? Hat die Mondlandung stattgefunden? Wie entstehen moralische Urteile? Beim elften Expertencafé am Marianne-Weber-Gymnasium (MWG) kamen Fragen auf den Tisch, die zum Nachdenken anregen – und die eines beweisen: Jugendliche denken kritisch mit.

Seit Herbst arbeiteten drei Schülerinnen und ein Schüler im Rahmen des Expertenprojekts des MWG jede Woche zwei zusätzliche Stunden – jenseits des regulären Unterrichts – an selbstgewählten Forschungsthemen. Begleitet von Lehrerin Nadine Köhler erhielten sie Einblicke in wissenschaftliches Arbeiten und erstellten eine Facharbeit sowie Präsentation für ein interessiertes Publikum. Beim traditionellen Expertencafé zeigten sie eindrucksvoll, was Begabungsförderung bedeuten kann.

In der Schulaula bei Getränken und Snacks sorgten Lisa-Marie Peters und Maya Bunjanutsch Rethmeier für die passende musikalische Begleitung am Klavier, während die jungen Experten mit klugen Gedanken beeindruckten.

Dystopie trifft Realität Emily Flora Bell (10b) eröffnete den Nachmittag mit einem flüssig auf Englisch gehaltenen Vortrag über die Unterdrückung von Frauen in der Dystopie &bdquo;The Handmaid’s Tale“ und im heutigen Afghanistan. Ihre fundierte Analyse legte schonungslos die Parallelen zwischen Fiktion und Realität offen. Die erschütternde Nähe beider Welten rief Betroffenheit hervor.

Anni Paulina Krause (9c) widmete sich der Frage nach Gut und Böse – einem Thema, das so alt ist wie die Menschheit. Sie stellte die These auf, dass moralische Bewertungen nicht angeboren, sondern anerzogen sind. Mit philosophischem Tiefgang hinterfragte sie moralische Überzeugungen.

Wie stark beeinflussen sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele ein Land? Finja Malin Bobe (9c) zeigte anhand der jüngsten Spiele in Frankreich, dass es dabei längst nicht nur um Medaillen geht. Wirtschaftliche Effekte, politische Symbolik und gesellschaftlicher Wandel sind eng verknüpft mit solchen Megaveranstaltungen – und Bobe legte diese Zusammenhänge differenziert offen.

Philosophie trifft Physik – und Verschwörung Mohamad Al Shiblack (EF) verknüpfte in seinem Vortrag auf kreative Weise Philosophie und Physik. Was zunächst wie eine Verschwörungstheorie klang – &bdquo;War die Mondlandung echt?“ – entwickelte sich zu einem tiefgründigen Diskurs über Raum, Zeit und Wahrnehmung. Mit einem Gummiball und einer Matte veranschaulichte er physikalische Prinzipien, die zugleich philosophische Fragen aufwarfen. Sein Fazit: Realität ist weniger objektiv, als man glaubt und oft ein subjektives Konstrukt.

Lehrerin Judith Brinkmann, zuständig für die Begabungsförderung am MWG, hob in ihrer Begrüßung hervor, dass das Expertenprojekt sich ganz bewusst auf die Stärken der Schüler konzentriert. Es gehe um das Entfalten von Potenzialen. Dass dieses Prinzip aufgeht, bewies das Expertencafé eindrucksvoll.

Zum Abschluss bekamen die Teilnehmer ihre gebundenen Facharbeiten feierlich überreicht – zusammen mit einer Rose als Zeichen der Anerkennung.

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