Altkleidercontainer: Lebenshilfe Lemgo steigt aus

Lemgo. &bdquo;Rein damit“: Die blauen Altkleidercontainer der Lebenshilfe Lemgo mit diesem Aufdruck sind ein gewohnter Anblick im Stadtgebiet gewesen. Doch das ist Vergangenheit: Die Lebenshilfe Lemgo gibt die Sammlung von Alttextilien auf. Das bedeutet aber nicht das Aus: Das Deutsche Rote Kreuz übernimmt und stellt ihre Container an knapp 30 Standorten in Lemgo auf.

Darüber, dass neuer gemeinnütziger Betreiber das Rote Kreuz ist, &bdquo;haben wir uns sehr gefreut“, betonte Björn Langanke, Abteilungsleiter des Bürgerbüros bei der Stadt Lemgo, im Umweltausschuss. Denn: Das Geschäft mit den Altkleidern liege am Boden. Deshalb sei die Lebenshilfe Lemgo komplett ausgestiegen.

Das bestätigt deren Vorstandsvorsitzender Rudolf Langemann im LZ-Gespräch: &bdquo;Wir haben Alttextilien über viele Jahre eingesammelt und über einen Verwerter weiterverwenden lassen“, sagt er. Aber inzwischen sei das Geschäft nicht mehr kostendeckend. &bdquo;Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, aber die Sache muss für uns zumindest kostendeckend sein.“ Deshalb wurden die Container auch an anderen Standorten im Altkreis Lemgo eingesammelt.

Mit der Textilverwertung war nach Langemanns Angaben eine Lebenshilfe-Abteilung in Lieme beschäftigt, in der behinderte Menschen arbeiten. Für die Mitarbeiter gebe es jetzt aber keinen Beschäftigungsausfall: &bdquo;Wir haben das anderweitig aufgefangen.“

Das Rote Kreuz Lippe, das bereits in mehreren anderen lippischen Kommunen Altkleidercontainer betreibt, hat nach Angaben von Stabsstellenleiter André Diestelkamp inzwischen alle Lemgoer Standorte mit mindestens einem Container bestückt. &bdquo;Wir schauen uns jetzt an, welche Container besonders gut angenommen werden, und werden dort einen zweiten aufstellen.“

&bdquo;Preis drastisch gesunken“ Sowohl Rotes Kreuz als auch Lebenshilfe geben die Altkleider an Verwerter weiter, die die Textilien tonnenweise abnehmen. &bdquo;Und der Tonnenpreis ist so drastisch gesunken, dass es sich für uns nicht mehr lohnt“, erklärt Lebenshilfe-Chef Langemann den Schritt. Das betreffe nicht nur die Lemgoer. Viele andere karitative Organisationen seien ebenfalls ausgestiegen.

Zum Preisverfall beigetragen haben nach seinen Worten mehrere Faktoren. Zum einen der Krieg Russlands gegen die Ukraine, in dessen Folge ein großer Markt in Osteuropa als Abnehmer für Alttextilien weggefallen sei. &bdquo;Die Auswirkungen spüren auch wir in der Provinz.“ Zum anderen sei die &bdquo;Fast Fashion“ mit T-Shirts für zwei bis drei Euro ein weiteres Riesenproblem: &bdquo;Diese Kleidung kann nicht richtig recycelt werden, weil sie einen hohen Anteil an Kunstfasern hat.“

Denn die Textilverwerter sind nach Langemanns Worten vor allem an Altkleidung aus Baumwolle interessiert, die sich gut recyceln lasse. &bdquo;Mit der Kleidung aus Kunstfasern funktioniert das nicht richtig. Eventuell eignet sie sich noch, um daraus Lappen herzustellen.“

Problem: Billig-Kleidung Doch – drittes Problem – gerade die Billig-Kleidung, die wie verschmutzte oder unbrauchbare Textilien bislang in die Restmülltonne geworfen wurde, sei seit Jahresbeginn verstärkt in den Altkleidercontainern gelandet. &bdquo;Wir hatten sehr viele unbrauchbare Textilien darin.“ Langemann sieht durch neue gesetzliche Vorgaben eine starke Verunsicherung bei den Verbrauchern: Viele glaubten, sie seien verpflichtet, auch den kleinsten Lappen in den Container zu werfen. Doch das sei falsch – minderwertige oder verschmutzte Textilien sollten weiter in den Restmüll, die Verwerter hätten an solchen Textilresten gar kein Interesse. &bdquo;Die Vorgaben sind leider von vielen falsch verstanden worden.“

Dass andere wie das Rote Kreuz mit den Containern weitermachen, erklärt Langemann mit deren Größe: &bdquo;Wir als Lebenshilfe Lemgo sind deutlich kleiner.“ Außerdem gebe es beim Roten Kreuz die Kleiderkammern, die ebenfalls Altkleidung abnehmen.

Das DRK Lippe ist in Lemgo seit dem 1. Mai am Start. Acht Container fehlen nach André Diestelkamps Worten noch, sie sollen in Kürze dazukommen. Er kennt die Probleme bei der Altkleiderverwertung ebenfalls: &bdquo;Aus minderwertiger Kleidung mit vielen Kunstfasern kann nur noch Malervlies gemacht werden.“ Auch er sieht das dadurch entstandene Überangebot als ein Problem. Doch das Rote Kreuz wolle die Altkleiderverwertung dank entsprechender Konditionen beim Verwerter vorerst beibehalten.

Wenn – auch in Lemgo – wieder mehr Altkleidung aus Baumwolle in den neuen Sammelboxen landet, steigen also vermutlich die Chancen, dass das so bleibt.

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