Westlippe. Dem einen oder anderen mag es bereits aufgefallen sein: Sämtliche orangefarbenen Kleidercontainer der Kolpingfamilie St. Michael sind aus dem Oerlinghauser Stadtgebiet verschwunden. Auch in anderen Städten ziehen sich immer mehr soziale Träger zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Markt für Altkleider steckt in einer Krise. Die Gründe dafür liegen insbesondere in der oft minderwertigen Qualität der gespendeten Kleidung. Zudem sind die Kosten für die Sammlung und Entsorgung unbrauchbarer Kleidung gestiegen. Hinzu kommt die Entsorgung des Mülls. Genau an diesem Punkt sind sich Kolpingsfamilie und Stadt nicht einig geworden. „Die Stadt wollte uns zwingen, den Müll zu entsorgen“, ereifert sich Wolfgang Brechmann. „Finanziell ist das für uns unmöglich.“ Schließlich würden pro Kofferraum 20 Euro anfallen. Paul Oster vermutet, „dass mit dem Erlös der Containermiete das Haushaltsloch gestopft werden soll“. Dem widerspricht Vanessa Bories vom zuständigen Steueramt der Stadt ausdrücklich. Sie verweist auf einen Erlass vom Januar 2025, nach dem Gebühren für angemietete Standorte bezahlt werden müssen. „Wir haben uns darauf verständigt, diese Gebühren komplett zu erlassen“, betont Bories. „Pro Container hätten eigentlich 60 Euro gezahlt werden müssen.“ Eine Einigung mit der Kolpingfamilie sei dennoch nicht zustande gekommen. Die Stadt sei aber nicht für die Müllentsorgung zuständig, „und das hat absolut nichts mit dem Haushaltsdefizit zu tun“. Wie etwa bei Wohnungsmietverträgen auch sei es die Sache der Mieter, Verunreinigungen zu entfernen. Die Stadt sei aktuell im Gespräch mit anderen Anbietern. Die Kolpingfamilie hat aktuell noch vier Altkleidercontainer in Asemissen stehen. Bundesweit zeigt sich, dass Preise für Altkleider dramatisch gesunken sind. Zudem landen immer mehr minderwertige, verdreckte, verfärbte, also schlicht unbrauchbare Kleidung in den Containern. Das erschwert die Vermarktung und Wiederverwertung erheblich. Um das Missverhältnis auf den Punkt zu bringen: Die Menge an Altkleidern nimmt zu, die Qualität ab. Für Verunsicherung habe eine neue EU-Richtlinie gesorgt, erläutert Paul Oster. Sie lege fest, dass Altkleider nicht mehr in der Restmülltonne entsorgt werden sollten. Folge sei, dass auch unbrauchbarer Textilmüll in den Containern lande. Wenn immer mehr Alttextilien in der Müllverbrennung landeten, leide die Umwelt und die Träger verzweifeln, denn sie müssen mühselig die Spreu vom Weizen trennen. Ein kostendeckendes Arbeiten sei daher unmöglich, bestätigt Oster. „Kleidung ist mittlerweile ein Null-Geschäft.“ Deshalb bietet Kolping auch nur noch eine Bringe-Sammlung an. „Solange es noch einen kleinen Erlös gibt, werden wir die Sammlung einmal im Jahr noch durchführen“, kündigt Paul Oster an. Neben den noch bestehenden Containern würden oftmals auch Haushaltswaren und Elektrogeräte abgegeben. „Die Menschen wollen damit vermeintlich Gutes tun.“ Gebraucht werde aber nur Kleidung. Früher seien Tüten verteilt und abgeholt worden. „Das war irgendwann aber allein personell nicht mehr machbar“, sagt Oster. Auch sei es immer schwieriger geworden, Fahrzeuge dafür zur Verfügung gestellt zu bekommen. Bei der jüngsten Bringe-Sammlung seien im gesamten Bezirk 14.290 Kilo Altkleider zusammengekommen, informiert Wolfgang Brechmann, davon 6500 Kilo in Lippe.