„Wir werden Gewinner sein“: Klinik-Geschäftsführer versucht in Lemgo, Sorgen zu nehmen

Lemgo. Die Verunsicherung ist groß - gerade auch in Lemgo. Wie geht es mit dem Klinikum Lippe vor Ort weiter? Der Interims-Geschäftsführer Dr. Niklas Cruse war nun im Ausschuss zu Gast . Sein Appell an die Politiker: Lasst uns zusammenhalten. Denn die Politik könne der entscheidende Gamechanger sein.

Der Zwist zwischen Klinikum und Politik sei im Düsseldorfer Ministerium nicht gut angekommen, hätte für Irritationen gesorgt. Jetzt gelte es, wieder Vertrauen aufzubauen. Denn in Düsseldorf würden die entscheidenden Weichen gestellt, deren Grob- und Feintuning dann zusammen erarbeitet würden. Förderanträge für Investitionen seien vom Klinikum gestellt, als &bdquo;wohlwollend“ habe er die Stimmung im Ministerium aufgenommen und hofft, noch in diesem Jahr auf Entscheidungen, vielleicht schon nach den Sommerferien.

Probleme mit der Unfallchirurgie Doch was bedeutet das für den Standort Lemgo? Der Klinikstandort bleibe als Grund- und Regelversorger mit 24/7-Notfallversorgung erhalten, wie Dr. Cruse bekräftigt, doch ganz so einfach sei die Materie letztlich nicht. Diese Versorgung beinhalte die Innere Medizin, die mit einem Internisten abgedeckt werden könne, bei der Chirurgie aber sehe das anders aus. Hier seien ein Allgemeinchirurg und ein Unfallchirurg von Nöten. Und das eben sei durchaus schwierig abzudecken, zumal Orthopädie und Chirurgie in Detmold verortet seien.

80 Prozent aller Krankenhäuser in Deutschland schreiben rote Zahlen, so Cruse, vor allem die kleinen und mittleren Häuser seien betroffen. Er aber ist überzeugt: &bdquo;Wir werden bei den Gewinnern sein.“

Eine Schließung stehe für den Standort Lemgo nicht zur Debatte: Wohl aber werde die Orthopädie vermutlich dauerhaft in Detmold eingerichtet - und in dieser Abteilung sei eigentlich auch die Geriatrie zu verorten. Ein Fragezeichen setzte er hinter der Onkologie, Teile der Abteilung könnten gegebenenfalls auch in Lemgo bleiben, dafür aber seien Ausnahmegenehmigungen des Ministeriums nötig - und das eben sei durchaus kompliziert. Als gesichert vor Ort in Lemgo sieht Dr. Cruse die Pneumologie, die helfe, die Intensivmedizin zu betreiben. Nach Abschluss der Justierungen gemäß den Vorgaben des Ministeriums - Dr. Cruse geht von fünf Jahren oder mehr aus - sei es durchaus möglich, dass auch Neurologie und die Stroke-Abteilung nach Detmold zögen.

&bdquo;Was bleibt erhalten?“ Was bleibt vom Klinikum Lippe am Standort Lemgo erhalten, möchte letztlich auch Felix Rullmann (SPD) wissen. Allgemeine Innere Medizin, Geriatrie, Strahlen- und Nukleartherapie, Onkologie, Hochschulambulanz, ein kleiner OP, Pneumologie, Intensivmedizin und Notfallambulanz, zählt Dr. Cruse auf und resümiert: &bdquo;Ein ordentliches Krankenhaus, das prima ausgelastet ist.“

Auf die relativ schlechte Kommunikation in der Vergangenheit weist Katharina Kleine Vennekate (Grüne) hin und erhofft sich künftig einen anderen Stil, was Dr. Cruse gerne aufnehmen will. Darüber hinaus versichert er, dass das Klinikum weiter in den Standort Lemgo investieren wolle: So würden Cafeteria und Parkhaus ausgebaut, auch sei ein ambulantes OP-Zentrum geplant, um kleinere Operationen vor Ort wirtschaftlich und effizient ausführen zu können.

Der Containerbau infolge des Brandes soll bald der Vergangenheit angehören, erwidert er auf die Frage von Ulrike Kleßmann (FDP). &bdquo;Den brauchen wir nicht.“

Kein Ausbau der Notfallversorgung Mehr Transparenz oder gar den Ausbau der Notfall-Versorgung, wie es Friedrich Remmert (CDU) wünscht, kann er allerdings nicht versprechen. Remmert berichtete von einem Notfall-Patienten mit Bruch, der in Lemgo vorsprach und nach Detmold verwiesen wurde. Die Orthopädie sei in Detmold, ein Schlaganfall hingegen würde in Lemgo behandelt, was der Rettungsdienst im Zweifelsfall wüsste, erklärte Dr. Cruse. Bei den Patienten aber sei das nur bedingt der Fall, entgegnete Friedrich Remmert und wünschte, die Notfallambulanz auszuweiten. Dafür aber sah Dr. Cruse derzeit keine Möglichkeiten. 1,5 Patienten kämen durchschnittlich pro Nacht in die Versorgung, ein Ausbau sei wirtschaftlich kaum zu vertreten.

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