Kaum Absicherung: Lemgoer Tagesmütter sind besorgt

Lemgo. Es ist ein kleines Paradies, der Hof mitten im Nirgendwo im idyllischen Wiembeck. &bdquo;Im Wundergarten“ betreut Tagesmutter Sabrina Bergmann fünf Kinder. Und eigentlich könnte alles so schön sein, wenn es da nicht immer wieder Probleme mit der Selbstständigkeit gebe.

Denn als solche ist Sabrina Bergmann unterwegs, eine der geprüften und qualifizierten Tagesmütter von insgesamt 19 Kräften, die sich in Lemgo um den Nachwuchs kümmern, der nicht in der Kita untergebracht ist. Bis zu fünf Kinder im Alter von 11 Monaten bis zu drei Jahren betreut Sabrina Bergmann in den liebevoll gestalteten Kinderräumen im Haus und im naturnahen Garten. Räume, die sie selbst eingerichtet hat, ebenso wie sie für Ausstattung, Reinigung, Instandsetzungen, einige der Fortbildungen und Versicherungen und anderes selbst aufkommen muss.

Keine richtige Selbstständigkeit Doch bei der Bezahlung endet die Selbstständigkeit, denn das Einkommen wird ihr von der Kommune zugestanden, selbstständig verhandeln kann sie es mit den Eltern nicht. Und eben da beginnen die Probleme für Sabrina Bergmann und ihre Kolleginnen. Das Kindertagespflegegeld setzt die Kommune fest (aktuell 5,10 bis 5,60 Euro pro Kind die Stunde), dazu gewährt die Stadt bislang 23 Urlaubstage, sobald die Tagesmutter aber krank wird, muss sie diese Tage vom Urlaub abziehen oder der Stadt Geld zurückerstatten.

Auch Fortbildungen müssen großteils mit den Urlaubstagen abgerechnet werden. &bdquo;Vor allem im Krankheitsfall kann das natürlich zu großen Unsicherheiten und auch finanziellen Sorgen führen“, erklärt Sabrina Bergmann, zumal die Richtlinien in den lippischen Kommunen ganz unterschiedlich ausgestaltet sind. So gibt es zum Beispiel beim Kreis Lippe 28 Urlaubs- und 15 Krankheitstage für das Kindertagespflegepersonen.

Auch in Lemgo wurde in den vergangenen Jahren nachgebessert. Die sogenannten Schließtage, also die Urlaubstage, wurden sukzessive auf 23 Tage erhöht und werden in diesem Jahr um einen weiteren Tag aufgestockt, im kommenden Jahr soll es dann 25 Tage geben. Auch das Kindertagesgeld wurde dank &bdquo;dynamischer Entwicklung“ erhöht. Im vergangenen Jahr gab es ein Plus von 9,65 Prozent, doch das soll jetzt auf drei Prozent gedeckelt werden. Dabei verweist die Stadt auf die hohen Kosten für die Finanzierung der Kindertageseinrichtungen.

&bdquo;Stehen schlechter da als zuvor“ &bdquo;Damit aber stehen wir insgesamt fast schlechter da als zuvor“, bedauert Sabrina Bergmann und brachte ihren Unmut auch im Hauptausschuss vor versammelter Politik zum Ausdruck. Vor allem bei den Krankheitstagen und bei der Vertretungsregelung sehen die Tagesmütter Nachbesserungsbedarf. So sei die Vertretung im Urlaubs- und gerade auch im Krankheitsfall bislang kaum geregelt, was Eltern immer wieder vor große Probleme stelle. Gerne würden die Tagesmütter daher mit dem Jugendamt nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen.

Im Jugendhilfeausschuss zeigten sich die Fraktionen durchaus offen, einzelne Punkte der Richtlinien neu zu beraten. Dem Vorstoß der Grünen im Rat aber mochten sie dann doch nicht folgen. Die hatten beantragt, dem Kindertagespflegepersonen mindestens 15 Krankheitstage, eine optimierte Vertretungsregelung und weitere Verbesserungen zuzubilligen.

Ein Ansinnen, das auch Bürgermeister Baier auf Nachfrage ablehnt. &bdquo;Was für die Tagesmütter gut ist, kommt nicht unbedingt den Eltern zugute“, ist er überzeugt. Vor allem erweiterte Vertretungsregelungen hält der Bürgermeister letztlich für wenig sinnvoll: &bdquo;Kleinkinder an Tagesmütter zu übergeben, die ihnen fremd sind, ist weder pädagogisch sinnvoll, noch mit den Eltern zu machen.“

Dennoch soll nach den Sommerferien im Jugendhilfeausschuss noch einmal über die Richtlinien für Kindertagespflegepersonal beraten werden.

Transparenzhinweis: Der Text wurde korrigiert. Bei der Passage zur &bdquo;dynamischen Entwicklung“ des Kindertagesgeldes hatte es zuvor eine falsche Angabe gegeben.

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