Christoph Reuter wagt in Lemgo den Ritt von Mozart zu Petry

Lemgo. Christoph Reuter ist Ostdeutscher, kommt ursprünglich aus Dessau und begann schon im Alter von sechs Jahren das Klavierspiel zu lernen. Heute kann er es. In Lemgo zeigte er vor rund 100 Gästen in der ausverkauften Wallschule, was Musikkabarett für grundsätzliche Ideen verfolgt: Virtuos auf 88 Tasten spielen und eine Geschichte aus dem Hintergrund erzählen, die bestenfalls auch noch überrascht. Reuter, der oft als Sidekick bei Eckart von Hirschhausen unterwegs ist, und auch schon vor 20.000 Leuten in Berlin auf der Waldbühne spielte, hätte auch in Lemgo eine größere Halle füllen können. Hier kam Kunst angenehm von Können.

An den Musikhochschulen Hanns Eisler in Berlin und Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig studierte Reuter früher mal Jazz-Piano und Musikpädagogik. In Lemgo unterbrach er quasi seine Tournee, kam auf der Durchreise aus München und Leonberg vorbei und wollte einen Tag später natürlich wieder zum nächsten Ort. In Berlin komponiert er viel, spielt in einer Band, ist auch mal als Weltmusiker in Pakistan unterwegs oder dirigiert ein Orchester. Vielseitigkeit dürfte also sein zweiter Vorname sein. Denn fast schon nebenbei tourt Reuter mit seinem eigenen Solokabarettprogramm &bdquo;Alle sind musikalisch! (außer manche)“, eine Art &bdquo;Doppelstunde Musik“, durchs Land.

Keine Angst vor der Hölle Das Lemgoer Publikum holte der Berliner Musiker gleich zu Beginn schon ab, weil er Musik für Frauen, Männer, Kinder und Tiere versprach. Er scheute sich nicht mal &bdquo;Hölle, Hölle, Hölle“, ein Wahnsinn von Wolfgang Petry, auf dem Flügel anzustimmen. Und Angelika aus dem Kalletal, die sich leichtsinnig in Reihe 1 gesetzt hatte, versprach er, sie &bdquo;ganz groß rauszubringen“. Sofern sie zwei Töne unterscheiden könne; was gelang.

Dann folgte als Zweiakter mit Pause ein Parforceritt durch alles, was je ein Mensch komponiert hat: Mozart, Sting, Eva Cassidy, Duke Ellington, Bill Withers, Udo Jürgens, die Söhne Mannheims und der Song aus der Milka-Werbung. Und selbst bei der Frage nach dem obligatorischen Glas Wasser, das der Veranstalter reicht, griff Reuter auf eine Antwort voller Klang zurück; er hätte es gerne &bdquo;still“, damit es ihn während des Auftritts nicht voll quatscht.

Danach erlebten die rund 100 Gäste am Wall viele kurze Momente voller Wiedersehen, besser Wiederhören, weil Reuter Klassiker anspielte (&bdquo;Yesterday“), Filmmusik enträtseln ließ (&bdquo;Mission Impossible“) oder Schlaflieder zum besten gab. Sein Tipp für alle, die berühmt und reich werden wollen? &bdquo;Immer in C-Dur, A-Moll, F-Dur und G-Dur komponieren. So schreibt man einen Hit.“ &bdquo;Stand by Me“ von Ben E. King oder &bdquo;Let It Be“ von den Beatles wurden so weltbekannt.

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