Diese Berliner Bildhauerin kommt als Staff-Stipendiatin nach Lemgo

Lemgo-Brake. Laudatoren-Sprache wirkt bisweilen so komplex wie eine Oper von Smetana. Würde Neda Aydin so über ihre Kunst Auskunft geben? Nutzt sie eine sehr reduzierte, minimalistische Formensprache? Sind wiederkehrende Themen in ihrem Werk Druck, Spannung, Anpassung oder Unterordnung? Übersetzt die Künstlerin emotionalen in physischen Druck?

Wer sich selbst ein Bild von der Bildhauerin machen will, kann sich ihre Arbeiten derzeit im Eichenmüllerhaus in Brake ansehen. Aydin stellt nicht nur Kunst aus, sie gewann am Wochenende auch das &bdquo;Finale“ mit ihren Wettbewerbsarbeiten und ist die neue Stipendiatin &bdquo;Junge Kunst“. Ab Mai lebt und arbeitet die 34-Jährige für ein Jahr im Atelier in der Echternstraße.

Mehr als 70 Bewerbungen In seinen Ausführungen über die drei Wettbewerbsarbeiten, die es von immerhin 70 Bewerbungen bis in die letzte Runde geschafft hatten, verwies Benedikt Fahrnschon, Kurator in der Kunsthalle Bielefeld, auf die spannende Phase, in der die Jury sich entscheiden musste. Neben Aydin waren im Eichenmüllerhaus auch die beiden anderen Künstler anwesend: Franca Behrmann sowie das Duo Sulme und Jae-Nder Fluid. Farmschon: &bdquo;In Raum eins und vier werden Arbeiten von Franca Behrmann präsentiert.

Diese sind häufig geprägt von autobiografischen Bezügen und verhandeln Themen wie Heimat, Zugehörigkeit und Sehnsucht. In Reaktion auf den Tod ihrer Mutter 2022 vollzog Behrmann in ihrer Arbeit gemeinsam mit ihrem Vater ein performatives Projekt, das sie Anfang 2023 nach Irland führte.

Dort inszenierte sie eine Serie von analogen Fotografien, die ausgehend von der künstlerischen Auseinandersetzung mit einem privaten Schicksalsschlag grundlegende Fragen nach sinnstiftenden Erzählungen, Legitimität und Zeitlichkeit hervorrief. Behrmann schaffte es zwar bis aufs &bdquo;Treppchen“, musste Aydin aber Platz eins überlassen.

Ausstellung im Eichenmüllerhaus Ebenso erging es Sulme und Jae-Nder Fluid. Kern ihrer Werke, so Fahrnschon, sei die Untersuchung von Fluidität sozialer Konstrukte von queeren Migranten in der europäischen Gesellschaft und die komplexen Interaktionen zwischen marginalisierten Individuen und der Gesellschaft.

Zur Begrüßung hatte der mittlerweile 90-jährige Ulrich Fasshauer (Staff Stiftung) auf die Geschichte des Stipendiums verwiesen. Bekanntlich gibt es das Format bereits seit mehreren Jahrzehnten. Seit 1989 wird das Stipendium Junge Kunst im Rahmen eines Wettbewerbs an eine Bildende Künstlerin oder einen Bildenden Künstler vergeben. Seit 1998/99 fördert die Staff-Stiftung das Stipendium. Teilnehmen können junge Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben und nicht älter als 35 Jahre sind.

Aydin, die derzeit noch Berlin lebt, hatte die Ausschreibung an ihrer Hochschule entdeckt. &bdquo;Ich arbeite derzeit noch in der Woche als Meisterschülerin in Dresden bei Alicja Kwade und werde im Mai nach Lemgo wechseln.“ Aydin kennt NRW nur bedingt, ist zwar in Dortmund geboren, aber auf dem Land in Rheinland-Pfalz aufgewachsen. Über das Stipendium erhält sie monatlich 800 Euro, lebt und arbeitet zudem in dem Atelier im Zentrum der Stadt.

Das Stipendium Junge Kunst 2024 wurde im vergangenen Jahr dem Künstler Nils Levin Sehnert verliehen. Abschlussausstellungen zeigt die Stadt in der Regel in der Städtischen Galerie Eichenmüllerhaus Ende März/Anfang April.

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