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LEMGO

Interview: Eine Zeltstadt wächst aus dem Nichts

Pfadfinderstamm "Martin Luther King" richtet Pfingstlager mit 500 Teilnehmern in Hörstmar aus

Alles ist geplant: Diese Miniaturzelte haben mit dem Pfingstlager zwar nichts zu tun. Fürs Pressefoto sortieren Leo­nard van Uelft (rechts) und Maximilian Röhe aber schon mal die Kohten.
Alles ist geplant: Diese Miniaturzelte haben mit dem Pfingstlager zwar nichts zu tun. Fürs Pressefoto sortieren Leo­nard van Uelft (rechts) und Maximilian Röhe aber schon mal die Kohten. Foto: Backe
500 Teilnehmer 

werden erwartet - © LEMGO-HÖRSTMAR
500 Teilnehmer werden erwartet (© LEMGO-HÖRSTMAR)

Lemgo hat ein Hotelpro­blem. Aber das ist nicht der Grund, warum Pfingsten 500 Gäste aus NRW ihre eigenen Zelte mitbringen. Der Pfadfinderstamm "Martin Luther King" lädt zum großen Treffen ein.

Lemgo-Hörstmar. Die LZ sprach im Vorfeld des Pfingstlagers mit den Lemgoern Leo­nard van Uelft (19) und Maximilian Röhe (20). Sie bilden gemeinsam mit ihren Stammeskollegen Johannes und Tobias Brandt sowie Max-Henry und Felix Brehmeier das Organisationsteam.

Auf der Wiese in Hörstmar ist noch keine Spur davon zu sehen, dass hier in wenigen Tagen 500 Pfadfinder campieren wollen. Läuft bei den Vorbereitungen alles nach Plan?

Maximilian Röhe: Die Angst ist höchstens, dass im letzten Moment noch irgendwas dazwischen kommt. Aber es ist alles vorbereitet. Die Organisation läuft auf Hochtouren. Wir sind uns ziemlich sicher, dass alles klappt.
Leonard van Uelft: Es stimmt auch nicht ganz, dass noch gar nichts zu sehen ist. Am Rande des Lagerplatzes liegen schon kleine Nadelholzstämme als Zeltstangen bereit.

Information
Bund der Pfadfinder

Der Stamm "Martin Luther King" zählt 76 Mitglieder. Die aktiven Pfadfinder sind dabei zwischen 7 und 30 Jahre alt. Sitz des Stammes ist das Jugendzentrum "Haus am Wall". Die Lemgoer sind dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) angeschlossen, der interkonfessionell und überparteilich ist. Bundesweit gehören dem BdP 12 000 Mitglieder an. In NRW gibt es 35 Stämme. Aus diesem Kreis werden zum Pfingstlager 500 Teilnehmer erwartet.www.pfadfinder-lemgo.de

Kommen Sie beim Pfingstlager komplett ohne feste Gebäude aus? 

van Uelft: Ja, wir werden hier nur Zelte haben. Die sogenannten Kohten sind die normalen Schlafzelte der Pfadfinder – da passen sechs bis acht Personen rein. Jurten dienen als Gruppenzelte für rund 30 Personen. Außerdem werden wir wieder eine Jurtenburg als Lagermittelpunkt aufbauen. Dazu werden mehrere Zelte miteinander verknüpft. Da passen locker 80 Personen rein. Das Kochen übernehmen die einzelnen Stämme selbst – das geht in kleinen Gruppen meist viel effizienter.

Und morgens stehen 500 Pfadfinder dann am Bachufer und putzen sich die Zähne?

Röhe: Nein, natürlich nicht. Da haben wir auch genaue Auflagen von den Behörden bekommen. Unser Landesverband hat zum Beispiel ein Zelt mit Waschmöglichkeiten. Um die Entsorgung des Schmutzwassers kümmert sich freundlicherweise das Technische Hilfswerk. Und Frischwasser bekommen wir per Wasserleitung aus dem Hydranten.
van Uelft: Das war auch ein kleines Abenteuer. Da in Lippe nach dem Brand des Entsorgungsunternehmens in Schwalenberg die Schläuche knapp geworden sind, konnten wir keine hier ausleihen. Dafür mussten wir jetzt extra nach Warburg fahren.

War es schwierig, in Lemgo und Umgebung ein geeignetes Gelände zu finden?

Röhe: Nein. Wir sind im Vorfeld durch die Gegend gefahren und haben dabei auch die Wiese in Hörstmar gesehen. Der Landwirt stellt sie uns gratis zur Verfügung – wir mussten nur das Ehrenwort abgeben, dass hinterher wieder alles tipptopp aussieht.
van Uelft: Überhaupt sind wir von vielen Seiten ganz toll unterstützt worden. Das fängt an bei den Zeltstangen, die wir kostenlos im Stadtwald schlagen durften, und hört bei der Müllentsorgung auf. Die übernimmt die Firma Schlotthauer ebenfalls unentgeltlich.

Was für ein Programm gibt es bei dem viertägigen Lager?

van Uelft: Programm und Inhalt sind nicht unsere Aufgabe. Wir kümmern uns "nur" um Infrastruktur und Lagerplatz. Aber fest geplant ist am Sonntag ein großes Geländespiel zum Thema "Superhelden" sowie nachmittags der Landes-Singewettstreit. Am Samstag ist Stammestag, da gestaltet jede Gruppe ihr Programm selbst. Da sind übrigens nachmittags auch gerne Interessierte eingeladen, die sich das Lager anschauen wollen. Am Montag gibt es noch das große Abschlussfrühstück – mit 500 Pfadfindern im großen Kreis.

Und mittendrin bimmelt dann plötzlich ein Handy. . . Wie stehen die Pfadfinder eigentlich zu der fortschreitenden Technisierung?

Röhe: Offen werden Handys bei uns nicht gerne gesehen. Wir forschen aber nicht nach, ob in den Zelten welche rumliegen. Und eigentlich sind auch die Kleinen schon diszipliniert genug, dass sie wissen, dass so etwas nicht gerne gesehen ist.  
van Uelft: Pfadfinder sein bedeutet auch, dass man mal Verzicht üben kann. Zum Bespiel sind i-Pods bei uns komplett tabu. Wer damit über den Lagerplatz rennen würde, kriegt stattdessen gleich eine Gitarre in die Hand gedrückt. (lacht)  

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