Lemgo (ts). Einen Einblick in das Leben zwischen Bosporus und Biesterberg hat die Türkisch-Islamische Gemeinde Lemgo ihren Besuchern verschafft. Viele Neugierige nutzten die offenen Pforten der Moschee und schnupperten hinein in eine fremde Kultur.
Bei Wasserpfeife und Tee gab es Gespräche über Religion und das Leben in der Hansestadt. Passagen des Koran wurden für deutschsprachige Besucher übersetzt, orientalische Klänge hallten durchs Gemeindezentrum. Die Jugendgruppe der Gemeinde präsentierte ihr Repertoire an altertümlicher Musik. Vorsitzender Hüseyin Erdem: "Wir wollen einen Einblick in unsere Kultur geben. Und gerade Musik verbindet."
Erdem führte Besucher in den heiligen Bereich, den Gebetsraum. Freitags, am heiligen Tag der Muslime, treffen sich hier wöchentlich bis zu 250 Gläubige. In einem separaten Raum für Frauen wird die Predigt des Imam, des Vorbeters, per Live-Bild übertragen.
Im Leben der etwa 1.000 türkischstämmigen Lemgoer spielt der Glaube laut Erdem eine große Rolle. Die Gemeindemitglieder seien aber auch offen gegenüber anderen Religionen. Vorstandsmitglied Murat Aydin: "Jeder sollte seinen Glauben auf seine Art ausleben. Ob Christ, Buddhist oder Moslem – alle eint die Beziehung nach oben." Die Verbindung zur Hansestadt ist den Gemeindemitgliedern auch wichtig. Aydin: "Die Türkei ist die Heimat in meinem Herzen. Aber im Kopf ist Deutschland, oder besser gesagt Lemgo, mein Zuhause." So sieht es auch Erdem. Er lebt seit 22 Jahren im Lippischen und spricht von seiner "zweiten Heimat".
Das Gemeindezentrum der Türkisch-Islamischen Gemeinde Lemgo wurde 1974 eröffnet, damals noch in der Echternstraße. 1992 erfolgte der Umzug in die Primkerstraße -heute Treffpunkt der etwa 180 Vereinsmitglieder. Die Lemgoer Gemeinschaft gehört als eine von bundesweit knapp 900 Ortsgemeinden zum Dachverband Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion. Dieser verfolgt das Ziel, Muslimen in Deutschland einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten.