Leopoldshöhe. Sarah, Vanessa und Angelique haben ein Ziel: Sie wollen Berufe kennenlernen, die von Mädchen üblicherweise nicht gewählt werden. Dazu hat ihnen der erste Berufsparcours in der Felix-Fechenbach-Gesamtschule Gelegenheit gegeben. Die Veranstaltung in der Mensa mit Firmen aus der Region hatte das Technikzentrum Minden-Lübbecke für die Schule organisiert.
Der Parcours solle keine Messe sein, darauf lege das Zentrum wert, sagte Bärbel Rahn. Kugelschreiber und andere Werbegeschenke sollten die Unternehmen nicht mitbringen. Gewünscht waren stattdessen Versuche und Arbeitsproben, die mit den Berufen etwas zu tun hatten und die die Schüler ausprobieren konnten.
Sarah, Vanessa und Angelique zum Beispiel versuchten, eine elektrische Schaltung zu stecken. Marvin Bischoff gab Tipps. Er hat seinen Beruf des Industriemechanikers bei der Firma BST Eltromat gerade ausgelernt. „Die Mädchen gehen überlegter an die Sache", sagte er. Und sie bekämen die Schaltung schneller hin als die Jungen. Ein Mädchen hat mit ihm gelernt. „Da gibt es keinen Unterschied zu den Jungen", stellte Bischoff fest.
Jungen und Mädchen gingen oft erst zu den für sie jeweils als typisch geltenden Berufen, hat Bärbel Rahn beobachtet. „Das mischt sich dann aber schnell." Wie bei Sarah, Vanessa und Angelique. Einen Beruf zu erlernen, mit dem die Jungen bei einem Mädchen nicht rechnen, das hat für Sarah etwas.
Bei den Unternehmen wie dem evangelischen Johanneswerk aus Bielefeld, die vermeintlich typisch weibliche Berufe anbieten, probierten die Jungen zwar auch mal die Hebehilfe des Pflegedienstes aus, sie wollten aber dann doch lieber etwas Technisches lernen. „Das bieten wir", sagte Gabriele Lingnau von der MTA-Schule des Klinikums Bielefeld. Sie stellte die Berufe der Labor- und Röntgenassistenten vor.
Im laufenden Jahrgang der Röntgenassistenten seien von 27 jungen Leute sechs männlich. „Das ist mehr als der Durchschnitt", sagte sie. Zwar bekämen die Schülerinnen und Schüler während der Ausbildung kein Geld, würden aber danach mit knapp 2400 Euro im Monat einsteigen. „Bei privaten Arbeitgebern gibt es oft mehr", sagte Lingnau.
Viel Aufmerksamkeit fand der Stand des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. „In etwa ausgewogen zwischen Mädchen und Jungen", schätzte Leutnant Jens Sonnenburg das Interesse der Jugendlichen. Man komme kaum dazu vorzuführen, wie im Beruf des Notfallsanitäters gearbeitet werde. Viele interessierten sich für die Lehrberufe bei der Bundeswehr. „Wir bilden in 119 Handwerkskammer-Berufen aus", erklärte Sonnenburg.
Nebenan drehte Ketkaew Konei einen Gewindebohrer in eine Stahlplatte. Die 21-Jährige ist im ersten Lehrjahr zum Zerspanungsmechaniker und arbeitet bei der Firma Spilker. Sie ist eine von zwei weiblichen Mechaniker-Auszubildenden im Betrieb. Sie wohnt in der Nähe von Industriebetrieben, hat dort Ferienjobs gemacht und ist so an eine Lehrstelle bei Spilker gekommen. „Ich kannte den Beruf vorher nicht", meinte Konei und verabschiedete sich mit einem festen Handwerker-Händedruck.