Leopoldshöhe. Der Klimawandel ist für Hans Dudler eine ausgemachte Sache. Der Insektenkundler im Naturschutzbund (Nabu) Leopoldshöhe findet seit Jahren immer wieder sogenannte Klimazeiger, die auf ein wärmer und trockener werdendes Klima hinweisen. Einer dieser Hinweise ist die Französische Feldwespe. Die hat Hans Dudler in Borgholzhausen gesehen und fotografiert. Solche Klimazeiger gebe es aber auch in Leopoldshöhe zu beobachten, sagt Dudler.
Zurzeit sind lippische Insektenkundler im Kreis Gütersloh unterwegs, um in einem groß angelegten Verfahren Blühflächen nach Insekten abzusuchen. Einer von ihnen ist Hans Dudler: „Wir machen im Moment ein Flächenmonitoring." Einfach gesagt, zählt Dudler Insekten. Im Kreis Gütersloh seien verschiedene Blühwiesen mit unterschiedlichen Samenmischungen angelegt worden. Nun untersuchen die Insektenkundler, welche Tiere in welcher Zahl auf welchen Flächen vorkommen. Anschließend wird diese "tierische Volkszählung" ausgewertet.
Dabei ist Dudler auf die Französische Feldwespe gestoßen. Sie unterscheidet sich rein äußerlich stark von der Gemeinen Wespe, die üblicherweise hier in der Region unterwegs ist. Diese Französischen Feldwespen mögen es trocken und warm. „Sie treten seit ein paar Jahren vermehrt bei uns auf", hat Dudler beobachtet. Für Dudler ist das ein Zeichen, dass sich das Klima dauerhaft wandelt. Aber auch für diese Wespen scheint es zu trocken zu sein. Die Wespe hat mit ihren Zangen ein Blütenköpfchen abgezwickt. Aus dem Stengel quillt Flüssigkeit. „Sie muss so durstig gewesen sein, dass sie sich von mir nicht hat stören lassen", berichtet Dudler.
Auch auf der Leopoldshöher Ausgleichsfläche Fresenberg am Nordhang des Teutoburger Waldes hat Dudler Insekten gefunden, die auf ein dauerhaft wärmeres Klima in der Region hinweisen. „Der Eichenprozessionsspinner ist so ein Anzeiger", sagt Dudler. Die Raupe des Schmetterlings kann für den Menschen gefährlich sein. „Wir haben in einer Nacht allein 40 Tiere dieser Art gesehen", sagt Dudler. Ein anderer Insektenkundler hat in der Oerlinghauser Südstadt 60 Falter beobachtet. Sichelschrecken, eine Art Heuschrecke, haben die Insektenkundler auch entdeckt. Sie ist ebenfalls ein Klimazeiger. Sie wie andere deute darauf hin, dass es mehr heiße Sommer und kalte Winter ohne Schnee geben werde. „Wir bekommen ein kontinentaleres Klima", meint Dudler.
Insekten brauchen wie alle anderen Lebewesen Wasser. Wespen holen sich die Flüssigkeit aus den Tieren, die sie vertilgen, aber auch aus Pfützen und anderen Quellen. Wenn sie nicht genügend und nicht rechtzeitig Wasser bekommen, vertrocknen sie sehr schnell. „Es reicht schon, wenn die Tiere falsch auf einer Blüte sitzen", erläutert Dudler. Oder wenn sie über eine für sie weite Fläche ohne Blüten und Wasser fliegen müssen, über ein Feld zum Beispiel. „Das kann man zurzeit gut beobachten", sagt Dudler. Über den Feldern gebe es kaum Insekten.
„Die Blüten haben zurzeit kaum Honig, weil auch die Pflanzen zu wenig Wasser haben", beschreibt Dudler die Lage. Bienen und andere Insekten nuckelten dann zwar an den Blüten, allerdings ohne Ergebnis. Um ihnen zu helfen, reiche es, im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Fensterbrett Schalen mit Wasser aufzustellen. Dann könne man die Beobachtung machen, dass sich Bienen und Wespen mit Wasser so vollsaugen, dass sie wie ein schwer beladener Hubschrauber kaum abheben können.
Kontinentales Klima
Kontinentalklima ist ein Klima, das für größere Festlandsmassen charakteristisch ist. Es ist laut Deutschem Wetterdienst geprägt durch große jährliche und tägliche Temperatur-Schwankungsbreiten, eine geringe Feuchte und wenigen, unregelmäßig fallenden Niederschlag. Häufig regnet es vor allem im Sommer. Ein ausgeprägtes Kontinentalklima gibt es in den mittleren bis östlichen Teilen Asiens, etwa in Sibirien, wo die Temperatur im Jahr um mehr als 60 Grad schwanken kann. In Europa herrscht kontinentales Klima in zentralen Gebieten Westrusslands.