Leopoldshöherin mit Leidenschaft für reife Samenkapseln

Leopoldshöhe (kem). Ohne Papiertaschentuch geht Marie-Luise Asemissen nicht aus dem Haus. Das ist aber nicht etwa für eine laufende Nase gedacht, sondern für Samen. Die 72-Jährige ist passionierte Samensammlerin. Und gibt auch gerne ab, aus Kapseln in ihrem Garten. Die Samentüten sind nun professionell gestaltet unter der Marke &bdquo;Bolhof“. &bdquo;Jetzt fängt die Erntezeit an“, sagt die studierte Biologin, die seit 20 Jahren auf dem Bolhof ansässig ist und strahlt. Es ist mit den Jahren eine richtige Leidenschaft geworden, das Samensammeln.

Oft weiß sie gar nicht, wie die Pflanze blühen wird und wie sie heißt, deren Samen sie da mitnimmt. &bdquo;Das ist wie ein Überraschungspaket“, sagt sie und versteht nicht, dass so viele Menschen fertige Stauden im Laden kaufen. &bdquo;Die sind oft hochgezüchtet und passen sich nicht an die Standorte an, da ist die Enttäuschung programmiert. Die Mutter von vier Kindern und Oma von zehn Enkelkindern sieht sich &bdquo;als Durchleiter für mehr Grün, man ist lebendes Glied in einer Kette“. Und findet das Hochziehen von Samen kinderleicht. &bdquo;Eigentlich muss man es nur der Natur abgucken: Die Samen fallen auf die Erde und entweder sie treiben warm aus oder sie brauchen erst die Kälte“, berichtet sie.

Auch Bäume lässen sich aus Samen ziehen Die Akelei ist zum Beispiel so ein Kaltkeimer, &bdquo;die keimen erst im nächsten Jahr, im Frühjahr sieht man dann überall die kleinen Sämlinge“. Auch Bäume zieht sie aus Samen. &bdquo;Das ist enorm befriedigend“, sagt sie und verweist auf den Judasbaum, der zur Blütezeit eines der schönsten Gehölze im Garten ist. Auf einer Reise nach Ephesos ist sie auf diese am Holz rosa blühenden Bäume aufmerksam geworden und bei einem Besuch bei der Tochter in Konstanz fand sie unter so einem Baum Samen in Hülsen, die sie erfolgreich zur Pflanze groß zog. &bdquo;Jetzt ist er drei Meter hoch und blüht zauberhaft“, sagt sie stolz.

So kann sie zu vielen Pflanzen in ihrem 2500 Quadratmeter großen Landschaftsgarten eine Geschichte erzählen, verbindet eine Erinnerung mit ihnen. Für mehr als 60 Pflanzen von Seifenkraut bis Phlox hat sie inzwischen Samentütchen gestaltet mit Informationen über die Ansprüche der Pflanze und deren Pflege. &bdquo;Ich verschenke die gerne und freue mich, wenn die Leute begeistert sind“. Am Tag des offenen Gartens verkaufen Grundschüler aus Asemissen die Tütchen an die Besucher. Sie würde sich wünschen, dass die Häuslebauer dem Garten mehr Zeit geben. &bdquo;Stauden, besonders Wildstauden sind ein großer Gewinn und machen wenig Arbeit“, sagt sie und freut sich über die zahlreichen Bienen und Schmetterlinge, die die Blüten umschwirren. &bdquo;Wie sollen wir die Natur ins Bewusstsein der heutigen Jugend bringen, wenn es immer mehr Schottergärten gibt?“

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