Wer ist der junge Salzufler, der Kurpark und Landschaftsgarten frühlingsfit macht?

Bad Salzuflen. Gut, dass es nichts geworden ist mit der Wirtschaftslaufbahn: Wer Stephan Zich beim Gang durch &bdquo;seinen“ Kurpark erlebt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Mann am Schreibtisch seines Lebens nicht froh geworden wäre. Das hat er selbst gerade noch rechtzeitig erkannt - und seitdem eine ziemlich steile Karriere hingelegt. Vom Großvater schon früh zum Gärtnern inspiriert, machte er schließlich in diesem Bereich seine Ausbildung und vor einem Jahr den Meister als Garten- und Landschaftsbauer. Stolze 95 Seiten stark ist seine Abschlussarbeit.

Als zum 1. Januar ein neuer Sachbereichsleiter in Bad Salzuflen gesucht wurde, bewarb er sich intern - und bekam die Stelle. &bdquo;Ich wollte hier schon immer gerne arbeiten“, sagt Zich, der auch ganz in der Nähe wohnt. In den vergangenen Wochen ging es für ihn und sein Team &bdquo;in die Vollen“, wie er es nennt: Die Zeit des (Vor-)Frühlings ist arbeitsreich.

So werden, stets bevor der Saisonstart &bdquo;Bad Salzuflen blüht auf“ ansteht, die letzten Reste des Herbstlaubs entfernt: &bdquo;Im Jahr kommen da gut 60 Kubikmeter zusammen“, erzählt Stephan Zich beim Park-Spaziergang. Bereits seit 2019 bei der Stadt Bad Salzuflen beschäftigt, wechselte er vor zweieinhalb Jahren in diesen Bereich. Neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt er nun - &bdquo;ein großartiges Team“, wie er betont, &bdquo;und mit sehr viel Erfahrung“. Die braucht es auch, um mit relativ wenig &bdquo;Man- und Woman-Power“ sowohl den Landschaftsgarten inklusive der Tiere zu betreuen als auch das Aushängeschild Kurpark jederzeit in Schuss zu halten - vom Winterdienst bis zum Wässern im Hochsommer.

Ein lebender Organismus &bdquo;Das Heckenschneiden und den Rosenschnitt haben wir bereits erledigt - und die meisten Kanten der Wege abgestochen“, erzählt Zich. Er grüßt einen Mitarbeiter, der mit dieser Aufgabe gerade beschäftigt ist. Sobald das Laub weggeschafft sei und die Schneeglöckchen blühen - &bdquo;um sie nicht zu zertrampeln“ -, gehe es in jedem Jahr auch an den Staudenschnitt. &bdquo;Viele Privatleute machen das ja im Herbst, allerdings hat es Vorteile, bis zum Frühjahr zu warten“, erklärt der Profi. Frost und Feuchtigkeit könnten so der Schnittstelle nichts anhaben, die Stauden böten außerdem mehr Nahrung und Unterschlupf zur Überwinterung für Insekten und Kleintiere.

Der Kurpark als großer, lebender Organismus: Das ist es, was Zich in seiner Position im Blick hat. &bdquo;Außerdem“, findet er, &bdquo;sieht es doch schön aus, wenn der Raureif auf den Stauden liegt ...“ Unschwer zu spüren, dass hier jemand ein Herz hat für die Schönheit der Natur.

Nicht außer Acht gelassen werden dabei die tierischen Bewohner. So muss der Gehölzschnitt bis Ende Februar erledigt sein, da dann die Vogelbrutzeit beginnt. Die Aktivitäten der Maulwürfe, für viele Besucher ein Ärgernis, müssen laut Zich toleriert werden: &bdquo;Die Haufen begradigen wir regelmäßig mit einem Schleppnetz. Ansonsten kann man da nicht viel machen.“

Im Frühjahr und im Sommer steht die Wechselbepflanzung an: Es werden jeweils rund 22.000 Pflanzen in die Erde gebracht, zuletzt vor allem Freilandstiefmütterchen, im Sommer dann Geranien. Jährlich werden zudem rund 30.000 Blumenzwiebeln gesetzt - &bdquo;Narzissen, Tulpen, Hyazinthen ....“, zählt Zich auf. Am liebsten bezieht er alles aus der Region, wie die Stiefmütterchen aus Holzhausen. Leider gebe es jedoch nicht mehr genügend Produzenten für alle Sorten und das Gewächshaus, das sie selbst noch betreiben, decke nur einige &bdquo;Spezialbedarfe“.

&bdquo;Deshalb müssen wir auf dem Großmarkt zukaufen.“ Dort seien die Preise stark gestiegen, berichtet Zich: &bdquo;Teilweise von 30 auf 45 Cent pro Stück, teilweise gab es sogar eine Verdopplung.“ Die Kosten muss er bei all seinen Entscheidungen im Kopf behalten. &bdquo;Dennoch wollen wir den Leuten ja auch nach wie vor etwas bieten.“

Am besten schön und sinnvoll Doch es geht nicht allein um Blühpflanzen und optische Schönheitsfehler wie Müll oder Graffitis - so werden die 30 weißen Bänke zum Frühjahr allesamt ausgebessert und frisch gestrichen. In seine Verantwortung fällt auch die Unterhaltspflege: So müssen die Schlaglöcher in den wassergebundenen Wegen beseitigt werden, und zwar alle zwei Wochen. &bdquo;Wir bezeichnen uns als barrierefrei, und das nehmen wir auch ernst“, so Zich. Im Landschaftsgarten werden in schöner Regelmäßigkeit 18 Tonnen Dolomitsplitt ausgebracht - dort sehen die Wege anders aus, um eine optische Unterscheidung zu schaffen.

Auch der Kneipp-Barfußpfad wurde zuletzt mit &bdquo;neuem Wegematerial“ auf Vordermann gebracht und der Kräutergarten neu angelegt - dessen Zustand hatten viele Besucher bemängelt. Nun wurden neue Hochbeete errichtet sowie zahlreiche Stauden gepflanzt und mit Rindenmulch umhegt, auch für die Verbesserung des Bodens. &bdquo;Holzhack wäre in diesem Sinne noch besser, ist aber heller und sähe nicht so gut aus“, erklärt Zich, wie sein Team stets alle Aspekte zu berücksichtigen versucht.

Die Insel im Kurparksee wurde zum Neustart des Bootsverleihs ebenfalls frühlingsfein gemacht, wie auch die Boulebahn am Paulaner-Biergarten. &bdquo;Und die Fontäne läuft wieder“, sagt Zich und betont, wie komplex die Beschaffung von Ersatzteilen heutzutage oft sei.

&bdquo;Wir bekommen viel Input vom Bereich Touristik“, erklärt er. Auch Beschwerden gebe es ab und an - vor allem, wenn ein Baum gefällt werden müsse. &bdquo;Doch wir tun das nie leichtfertig“, beruhigt er. Es sei nur so, dass der Stand des Grundwassers im Kurpark hoch und dieses durch die Sole salzhaltig sei - was für viele Baumarten nicht optimal ist. Es sei dann im Sinne der Verkehrssicherungspflicht erforderlich, in Zusammenarbeit mit der &bdquo;Baumkolonne“ regelmäßig zu kontrollieren und im Ernstfall einzugreifen.

Ruhe vor dem Sturm Was in den kommenden Wochen ansteht? &bdquo;Jetzt ist erst einmal die Ruhe vor dem Sturm - sprich dem Sommer mit dem Rasenmähen, Unkrautjäten und Wässern. Aber zu tun ist immer etwas“, sagt der 31-Jährige, dessen Tag spätestens um 7 Uhr mit der Dienstbesprechung beginnt, und lacht. Sein Ziel ist es, den Pflegeaufwand durch den Einsatz von Stauden weiter zu vereinfachen. &bdquo;Stauden sind das Beste“, schwärmt Zich.

Für die Bepflanzung nutzt der Fachmann sogenannte Blüteaspektkalender und Leitthemen: So kann ein Beet dann zum Beispiel den Titel &bdquo;Harfe und Pauke“ oder &bdquo;Feuer“ tragen. Zich würde versuchen, züngelnde und lodernde Flammen sowohl von der Textur von Blüte und Blatt als auch in der Farbwahl nachzuempfinden. Den Bepflanzungsplan seines Vorgängers geht er aktuell durch, und was in der Vergangenheit nicht gut funktioniert habe, werde überarbeitet. &bdquo;Wichtig ist mir, dass die Kollegen ihre Ideen einbringen.“ Und natürlich wird er dem Park auch seinen eigenen blühenden Stempel verpassen.

Sein Vorbild? Piet Oudolf, der berühmte niederländische Landschaftsgärtner. Auch der setzt in seinen Gärten vor allem Gräser und Stauden ein und betrachtet sie als Ökosysteme, in denen natürliche Pflanzengesellschaften nachgeahmt werden können. Zich nennt als Beispiel die Stauden- und Gräsergärten im Maximilianpark Hamm, die Oudolf entwarf. Er findet jedoch, dass Bad Salzuflen sich keineswegs verstecken müsse - was für ihn nicht zuletzt Besucher aus Hamburg oder Düsseldorf belegen, die extra anreisten. &bdquo;Man darf nicht übersehen, was man hier hat.“

Er habe das Glück zu arbeiten, &bdquo;wo andere zur Kur sind oder Urlaub machen“, sagt Zich. &bdquo;Und man ist immer draußen.“ Fast immer, präzisiert er, denn in seiner neuen Position habe die Büroarbeit zugenommen. Deshalb kümmere er sich in der Freizeit - und es verwundert einen kaum - noch etwas intensiver um den heimischen Garten.

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