In Leopoldshöhe werden sechs Windräder geplant

Leopoldshöhe. Die Lokalpolitik sollte in der jüngsten Fachausschusssitzung über ein Prüfungsverfahren entscheiden, ob in der Gemeinde sechs neue Windräder gebaut werden sollen. Zahlreiche Bürger waren gekommen, um Fragen zu stellen und ihre Bedenken zu äußern. Während einige in der Windkraft eine Chance für die Energiewende senden, befürchten andere einen massiven Eingriff in Natur, Umwelt und Lebensqualität.

Konkret geht es um potenzielle Standorte in Nienhagen, bei Hovedissen, in Schuckenbaum sowie in Bexterhagen. Die Stadtwerke Bielefeld hatten bereits im Vorfeld in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Gemeinde über das geplante Vorhaben informiert.

Kritik von Bürgerinitiative Die Bürgerinitiative &bdquo;Lebenswertes Leopoldshöhe“ äußerte sich in der Sitzung kritisch gegenüber den Plänen von Stadtwerken und Verwaltung. Ihre Sprecherin Dagmar Beermann hatte mehrere Fragen mitgebracht – unter anderem zur geplanten Höhe der Windräder.

Laut Pressemitteilung der Stadtwerke ist mit Anlagen zwischen 180 und 250 Metern zu rechnen. Dirk Puchert-Blöbaum, Fachbereichsleiter für Bauen, Planung, Umwelt und Ordnung, erklärte dazu, dass die endgültigen Höhenangaben erst im Genehmigungsverfahren durch den Kreis Lippe festgelegt werden. Dagmar Beermann erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass sie Windenergie grundsätzlich befürworte, wenn ein Mindestabstand von 1000 Metern zwischen den Anlagen und Wohnsiedlungen eingehalten werde. Diese Abstandsregel wurde jedoch auf Bundesebene aufgehoben.

Fragen zum Naturschutz Fragen gab es auch zu den nicht-öffentlichen Beratungen im Vorfeld. Diese seien aus Sicht der Bürgerinitiative aufgrund mangelnder Transparenz problematisch. Puchert-Blöbaum betonte, dass solche internen Vorgespräche üblich seien. Dabei würden erste Fragen geklärt und abgestimmt, wie die Themen anschließend in der Öffentlichkeit behandelt werden.

Auch der Naturschutz wurde thematisiert, insbesondere mit Blick auf die in der Region heimischen Milan-Paare. Über einen Zeitraum von einem Jahr werde die örtliche Fauna kartiert. &bdquo;Wenn dort Brutstätten festgestellt werden, wäre das das Aus für eine Windkraftanlage“, sagte Dirk Puchert-Blöbaum.

Grenzen der Gemeinde Ob die Gemeinde in Erwägung gezogen habe, selbst in das Projekt zu investieren, wollte das Publikum wissen. Die Eigentümer der potenziellen Flächen seien direkt von den Stadtwerken angesprochen worden, erklärte der Fachbereichsleiter. Zudem würden derartige Investitionen die Gemeinde &bdquo;finanziell überfordern“. Auch Ausschussvorsitzender Thomas Jahn (SPD) unterstrich die finanziellen Grenzen der Kommune: &bdquo;Wir zahlen sieben Millionen Euro für eine Schule – eigene Investitionen in Windkraftanlagen wären für die Gemeinde nicht realisierbar.“

Die CDU-Fraktion sprach sich deutlich gegen den Beschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans aus. Vorsitzender Axel Meckelmann stellte die Notwendigkeit der geplanten Anlagen infrage. &bdquo;Für die Energieversorgung in Deutschland sind sie nicht zwingend erforderlich.“ Außerdem habe sich die CDU-Fraktion bereits für einen Mindestabstand zwischen Anlage und Wohnsiedlung von 500 Metern ausgesprochen. Das sei hier nicht gegeben.

Grüne und SPD hingegen befürworten eine Eröffnung des Verfahrens. Die Sozialdemokraten wollen keinen Strom mehr aus Gas erzeugen. &bdquo;Windkraftanlagen sind eine Lösung für das Problem“, sagte SPD-Ratsherr Andreas Brinkmann.

Beteiligung von Bürgern

Ulrich Meier zu Evenhausen von der PUB möchte ein Beteiligungsmodell für die anliegenden Bürger. Diese sollten am wirtschaftlichen Erfolg der Windkraftanlagen mitverdienen können. Die Stadtwerke hatten bereits in ihrer Pressemitteilung angekündigt, &bdquo;attraktive Möglichkeiten“ zur finanziellen Beteiligung zu schaffen. Zudem gibt es Überlegungen, einen Bürgerwindfonds einzurichten. Die Flächeneigentümer würden laut den Stadtwerken dabei auf einen Teil ihrer Pacht verzichten, und dieser soll in den Bürgerwindfonds fließen. Die Mittel aus dem Topf könnten Projekte und Einrichtungen der Gemeinde finanzieren.

FDP-Fraktionsvorsitzender Hermann Graf von der Schulenburg erklärte sich in der Sitzung für befangen, weil eine der geplanten Windkraftanlagen auf seinem Gut in Hovedissen entstehen könnte. Er wolle transparent mit der Situation umgehen, sagte er.

Die CDU lehnte den Beschluss zur Eröffnung des Verfahrens ab, während SPD und Grüne zustimmten. Die PUB enthielt sich, und die FDP nahm aufgrund der Befangenheit an der Abstimmung nicht teil. So wurde der Beschluss mehrheitlich angenommen. Die Prüfung der Standorte wird voraussichtlich ein Jahr dauern.

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