Extertal-Göstrup/Nalhof. Die beiden Windräder, die momentan an der Linderbrucher Straße entstehen, werden wohl Gesellschaft bekommen: Der Landesverband Lippe und die Stadtwerke Lemgo wollen in der Nachbarschaft drei weitere Anlagen bauen. Auch andere Windkraft-Konzentrationszonen in Extertal sollen erweitert werden, um neue Windräder oder – häufiger – das Repowering vorhandener Anlagen möglich zu machen. Eine entsprechende „Positivplanung“ für Windräder hat die Gemeinde Extertal vorgelegt, und der Rat hat beschlossen, den Startschuss für die entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans zu geben. Das Verfahren wird nach Einschätzung von Eckhard Paulmann aus dem Extertaler Bauamt etwa zwei Jahre dauern, wenn alles wie geplant läuft. In allen Fällen docken die zusätzlichen oder erweiterten Flächen an die sieben vorhandenen Windkraft-Konzentrationszonen an, die im Jahr 2017 beschlossen worden waren. Ausnahme: die jetzt im Ausschuss für Planen, Bauen und Gemeindeentwicklung nachbeschlossenen Flächen der Konzentrationszone Schnorbeck im Bent nahe Linderbrucher und Bistruper Straße. Die Gemeinde hatte bekannte Investoren und neue Interessenten nach ihren Vorhaben befragt. Mit dem neuen Instrument der „Positivplanung“ sind Anpassungen in bestimmtem Rahmen möglich. So dürfen die bestehenden sieben Zonen um 25 Prozent erweitert werden, wie Paulmann im LZ-Gespräch erläuterte. Auf den Flächen Meierberg, Ebenhöhe und Goldbecker Straße wird es so möglich, bestehende Windräder durch größere zu ersetzen (das sogenannte Repowering). Zusätzliche Anlagen werden in den Bereichen Hohensonne, östlich von Kükenbruch und Schnorbeck möglich, während für die Silixer Konzentrationszone keine Veränderung geplant ist. „Bau von Windkraft steuern“ Die vorhandenen Zonen zu erweitern, biete mehrere Vorteile, so Paulmann. „Wir können den Bau von Windenergieanlagen steuern, soweit möglich.“ Für die Bürger biete dies die Sicherheit, dass keine Verspargelung zu erwarten sei. Nur im Bent dockt das Vorhaben von Landesverband und Stadtwerken nicht direkt an die vorhandene Zone an, liegt aber in der Nähe – und auf sogenannten Kalamitätsflächen, also Totflächen im Wald, die nach Dürresommern, Borkenkäfer & Co. entstanden sind. Deshalb hatten die Kommunalpolitiker im Juni hier auch noch Beratungsbedarf angemeldet, weshalb nun die Anlagen im Bent erneut auf der Tagesordnung standen. In der Sitzung informierten Arne Brand, Immobilienchef des Landesverbands, und Tim Rose, Windkraft-Fachmann der Stadtwerke Lemgo, über ihr Projekt. Die Anlagen sollen demnach eine Leistung von fünfeinhalb bis sechs Megawatt, eine Nabenhöhe von voraussichtlich 140 Metern und einen Rotorradius von 80 Metern haben. „Wir fällen keinen Wald für Windenergieanlagen“, betonte Brand. Denn an den vorgesehenen Stellen stehen nach seinen Worten keine Bäume mehr, auch wenn dort inzwischen wieder Pflanzen wachsen, wie Friedrich-Wilhelm Wegener (FDP) beobachtet hat. Wohnbebauung weit entfernt Brand räumte ein: „Windenergieanlagen verschönern nicht die Landschaft.“ Doch sei der vorgesehene Ort geeignet, weil die nächste Wohnbebauung relativ weit entfernt sei. Die Fläche ist im Besitz des Landesverbands – genauso wie die Flächen auf dem Eilenberg in Barntrup oder auf dem Rafelder Berg in Kalletal, wo Landesverband und Stadtwerke Lemgo bereits beim Thema Windkraft zusammenarbeiten. Im Bent sollen die Anlagen kleiner sein als die für Barntrup geplanten. Beide Partner seien Akteure der öffentlichen Hand aus der Region, so Brand. „Die volle Gewerbesteuer fließt der Standortkommune zu.“ Für Extertal fallen dabei bei drei Anlagen jährlich nach Roses Schätzungen zwischen 100.000 und 240.000 Euro an. Hinzu kommt eine finanzielle Beteiligung der Kommune, die – teils vorgeschrieben, teils freiwillig – jährlich mehrere 100.000 Euro zusätzlich bedeuten kann. Außerdem sollen die Bürger an den Erträgen beteiligt werden, wie es das Bürgerenergiegesetz NRW vorschreibt. Mit dem Vortrag von Brand und Rose seien die offenen Fragen der CDU beantwortet, sagte Ulrich Hilker. Er wies auf die Erträge für die Gemeinde Extertal hin. Auch die UWE befürwortete das Projekt. Manfred Stoller erwähnte allerdings, dass „es Leute gibt, die sagen: Windenergieanlagen gehören nicht in den Wald, da gehören Bäume rein“. Auch Ralf Wilde (SPD) war einverstanden. Detlef Korf (Zukunft Extertal) fand das Vorhaben ebenfalls vertretbar, weil sich ohnehin schon Windräder in der Nachbarschaft drehen, und Sebastian Kiss (Grüne) verwies darauf, dass an der Stelle kein wertvoller Baumbestand zu finden sei. Einzig die FDP enthielt sich. „Es bleibt Windkraft im Wald“, sagte Christian Sauter. Für die 6000 Quadratmeter pro Anlage, die freigehalten werden müssen, werde anderswo doppelt so viel Wald wiederaufgeforstet, sagte Arne Brand – „möglichst ortsnah“. Kommt die Genehmigung für die Anlagen wie erhofft, kann nach Roses Einschätzung im Idealfall in vier Jahren mit dem Bau begonnen werden.