Leopoldshöhe. Er wäre ein echter Hingucker – wenn er denn überhaupt sichtbar wäre. Der historische Grenzstein an der Bundesstraße 66 zwischen Bielefeld-Ubbedissen und Leopoldshöhe-Asemissen wurde im Laufe der Jahrhunderte schon mehrfach versetzt. Nach dem Ausbau der Straße ist er jetzt hinter einer Lärmschutzwand versteckt. Der Leopoldshöher Rat möchte dies ändern. Bereits seit rund 250 Jahren markiert die repräsentative Grenzsäule an der Detmolder Straße die Trennungslinie zwischen den damaligen Freistaaten Preußen und Lippe. Der 2,50 Meter hohe, zinnenbekrönte Stein zeigt die lippische Rose auf der einen und das preußische Wappen auf der anderen Seite. Beim Ausbau der Landstraße zwischen 1844 und 1846 wurde die Säule erstmalig versetzt. In neuerer Zeit musste er noch zweimal weichen. Bereits bei der ersten Sanierung der B 66 gelangte die ursprünglich auf Bielefelder Gebiet stehende Säule nach Lippe. Wegen des jetzigen umfangreichen Ausbaus musste die Grenzmarkierung 2017 wiederum den Standort wechseln. Dazu hatte die Bezirksregierung Detmold auch die erforderliche denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt. Nach der Umsetzung wurde die Säule sogar aus der Denkmalliste der Gemeinde Leopoldshöhe aus- und in die Bielefelder Liste eingetragen. Gemeinde wurde vor vollendete Tatsachen gestellt Bereits damals hatte Manfred Burkamp, damals stellvertretender Bürgermeister in Leopoldshöhe, das Vorgehen kritisiert. Die Gemeinde sei gar nicht angehört, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt worden, sagte er und wurde in seiner Ansicht vom Heimatverein Leopoldshöhe unterstützt. Rechtlich sei die Handlungsweise nicht zu beanstanden, teilte man Burkamp damals mit. Der neue Platz – nah an der historischen Grenze und am bisherigen Standort – sei gut gewählt. Seither bemühte sich Burkamp im Kontakt mit Behörden beiderseits der Grenze, die markante Säule wieder zurückzuholen. Zudem befinde sie sich hinter einer Lärmschutzwand, was auch vom Lippischen Heimatbund als unangemessener Standort angesehen werde. Der Grenzstein gehört dem Land und steht unter Denkmalschutz. In einer früheren Stellungnahme hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe grundsätzlich erklärt: „Die Grenzsteine zwischen Lippe und Preußen sind zu erhalten und weiter zu erforschen. Es wird empfohlen, für die Grenzsteine ein Erhaltungs- und Pflegekonzept zu entwickeln.“ Zuspruch des Rates für die Versetzung des Grenzsteins Nachdem die Bauarbeiten nun weitgehend abgeschlossen sind, hat Burkamp gegenüber dem Rat einen entsprechenden Antrag eingebracht. Während der jüngsten Ratssitzung fand die Anregung viel Zuspruch. Vor weiteren Schritten sollten aber zunächst die Kosten ermittelt werden. „Ich habe dazu schon mehrere Gespräche geführt“, erklärte Dirk Puchert-Blöbaum von der Gemeindeverwaltung. „Von Straßen.NRW und der Stadt Bielefeld wurde bereits signalisiert, einer Umsetzung grundsätzlich zuzustimmen. Für eine Versetzung des Grenzsteins muss aber eine erneute denkmalrechtliche Erlaubnis von der Bezirksregierung Detmold eingeholt werden“, sagte Puchert-Blöbaum. Notwendige Vorbedingungen sind: eine Kostenschätzung für das Versetzen durch einen in der Denkmalpflege zertifizierten Steinmetzbetrieb, eine Kostenübernahmeerklärung der Gemeinde Leopoldshöhe und eine schriftliche Einverständniserklärung des Baulastträgers. Erst danach werde das zuständige Dezernat der Bezirksregierung einen denkmalfachlichen Austausch führen und den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der LWL-Denkmalpflege sowie der Landschafts- und Baukultur in Westfalen anhören. Ergänzend wies Puchert-Blöbaum darauf hin: „Finanzielle Mittel für die Umsetzung des Steines sind im Haushalt bisher nicht eingeplant.“