Leopoldshöhe. Die Geschichtsbücher sind voller großer Männer – ihre Namen zieren Straßenschilder, ihre Taten sind in Denkmälern verewigt. Doch zwischen den Zeilen, oft übersehen und selten gewürdigt, gab es stets auch große Frauen: mutige, kreative, widerstandsfähige, kluge. Zwei von ihnen standen nun im Mittelpunkt einer besonderen Ehrung in Leopoldshöhe. Als erste lippische Kommune wurde die Gemeinde offiziell in das landesweite Projekt „Frauen-Orte NRW“ aufgenommen. Im Neubau des Bildungscampus wurden zwei außergewöhnliche Frauenpersönlichkeiten mit zwei Gedenktafeln gewürdigt: die Malerin Ilse Häfner-Mode (1902–1973) und die Schriftstellerin Dora Hohlfeld (geb. Tenge, 1860–1931). Die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Grita Behrens begrüßte zahlreiche Gäste, darunter die Familien Tenge und Häfner, Anja Toppmöller, Bezirksvorsitzende der Frauen-Union Ostwestfalen, Bürgermeister Martin Hoffmann sowie Murielle Guéguen, Vorsitzende des Frauen-Rates NRW. Guéguen betonte, dass diese beiden Frauen – trotz ihrer unterschiedlichen Lebenswege – viele verbindende Gemeinsamkeiten teilen. Expressive Portraits Ilse Häfner-Mode lebte während der NS-Zeit und danach unter dem Schutz der Familie ihres Ehemanns in Leopoldshöhe. Ihre Werke – expressionistische Porträts, collagenartige Kompositionen, Menschengruppen, Blumenbilder sowie kunstvolle Stickarbeiten – fanden schon zu Lebzeiten Anerkennung. Sie konnte vom Verkauf ihrer Kunst leben und zählt heute zu den bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Ihr Schicksal zeige, so Behrens, wie gefährlich es ist, wenn autoritäre Regime entscheiden, „was ist Kunst – und was kann weg“, „was ist Wissenschaft – und was darf bleiben“, stellte Behrens die Künstlerin vor. Auch Dora Hohlfeld war zu Lebzeiten eine Stimme, die man nicht überhörte – und doch vergaß man sie später fast vollständig. In ihren Romanen thematisierte sie gesellschaftliche Gegensätze, das Spannungsverhältnis von Stadt und Land, Armut und Reichtum, sowie die Rolle der Frau. Ihr geschah, was fast allen zu Lebzeiten berühmten Schriftstellerinnen passiert, sagt Anja Toppmöller, Bezirksvorsitzende der Frauen Union Ostwestfalen: „Sie wurde vergessen.“ Und genau darin liege der Kern der Frauen-Orte, der besagt: „Nein, wir vergessen nicht.“ Die Aufnahme in das Projekt sei „ganz großes Tennis für ein kleines Dorf“, betont Bürgermeister Martin Hoffmann. Der Bildungscampus sei ein idealer Ort, um diese Frauenpersönlichkeiten zu würdigen. „Hier kommen viele junge Menschen zusammen – und für sie wünsche ich mir, dass sie ebenfalls den Mut haben, ihre Überzeugungen und Träume zu leben.“ Das Projekt Frauen-Orte NRW habe zum Ziel, bedeutende weibliche Persönlichkeiten aus der Landesgeschichte sichtbarer zu machen.