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Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft

Wilhelm Graf von der Schulenburg im Interview

Von Micaela Breder

Kritischer Blick: Wilhelm Graf von der Schulenburg und Getreideassistentin Ursula Schlüter vom Saatzuchtbetrieb W. von Borries-Eckendorf prüfen den Ährentyp beim Weizen. - © Foto: Breder
Kritischer Blick: Wilhelm Graf von der Schulenburg und Getreideassistentin Ursula Schlüter vom Saatzuchtbetrieb W. von Borries-Eckendorf prüfen den Ährentyp beim Weizen. (© Foto: Breder)
Klimawandel gefährdet die Landwirtschaft - © Leopoldshöhe
Klimawandel gefährdet die Landwirtschaft (© Leopoldshöhe)
Leopoldshöhe. Der Klimawandel ist ein Thema, das auch die hiesigen Landwirte beschäftigt. Extreme Wetterverhältnisse erschweren Arbeit und Anbau. Ihnen gilt es zu begegnen, um die Erträge nicht zu gefährden.

Die LZ sprach mit Wilhelm Graf von der Schulenburg. Er hat in mehr als 60 Jahren Erfahrungen in der Landwirtschaft gesammelt.

Provokante Frage an den Landwirt und Pflanzenzüchter: Gibt es tatsächlich einen Klimawandel?

Wilhelm Graf von der Schulenburg:
Auch wenn der vergangene Winter mit Frost und eisiger Kälte ein Winter wie im Bilderbuch war, ist der Klimawandel nicht zu leugnen. Die globale Temperatur erhöht sich.

Woran erkennen Sie den Klimawandel in unserer Region und wie wirkt er sich auf die Landwirtschaft aus?

Information
Wilhelm Graf von der Schulenburg hat in Bonn und Chicago ein Studium in der Landwirtschaft absolviert. 1970 übernahm er den Hof seiner Mutter in Hovedissen, von 1976 bis 2007 hatte er die Geschäftsführung des Saatzuchtbetriebes W. von Borries-Eckendorf inne. Auch wenn er sich inzwischen aufs Altenteil zurückgezogen hat, führt der 79-Jährige noch immer die Geschäfte der Agrar Hovedissen GbR. Den Hof hat von der Schulenburg Ende 2008 an seinen Sohn Hermann übergeben.

Von der Schulenburg: Das Wetter wird unberechenbarer, extreme Wetterbedingungen wie Starkregen, Hagel und Trockenperioden im Frühjahr nehmen zu, was den Landwirten große Probleme bereitet. Die sintflutartigen Regenfälle Ende August 2010 sind uns noch in Erinnerung. Erschwerend kommt hinzu, dass die hiesigen Landwirte vor allem Weizen anbauen und sich das Erntefenster damit auf den August verengt hat.

Das heißt, wenn Sie in der kurzen Zeitspanne im August die Ernte einfahren wollen, steht für die Landwirte sehr viel auf dem Spiel?

Von der Schulenburg: In der Tat. Vorher wurde neben Weizen mehr Gerste angebaut. Die Ernte begann im Juli, das Zeitfenster war also größer.

Wie können Sie den Unbilden des Wetters begegnen?

Von der Schulenburg: Indem wir unsere Schlagkraft erhöhen und zum Beispiel größere Mähdrescher einsetzen. Wichtig ist die Nachbarschaftshilfe, auch sollte man Lohnunternehmen in Reserve haben, damit die Felder möglichst schnell abgeerntet werden können. Das hat bei der bedrohten Ernte im August 2010 funktioniert. Unsere Nachbarschaften in Westlippe sind gut aufgestellt.

Haben die Landwirte außerdem Möglichkeiten, wetterbedingte Risiken auszugleichen?

Von der Schulenburg: Sie können das Fruchtartenspektrum erweitern und beim Weizen sowohl früh- als auch spätreife Sorten anbauen. Dadurch lässt sich die Zeitspanne des Weizenreifedatums auf zirka drei Wochen ausdehnen.

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