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Lügder Osterräderlauf ist immaterielles Kulturerbe

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Der Osterräderlauf in Lügde zieht jedes jahr Tausende in den lippischen Südosten. - © Archivfoto: Raphael Bartling
Der Osterräderlauf in Lügde zieht jedes jahr Tausende in den lippischen Südosten. (© Archivfoto: Raphael Bartling)

Lügde. Freude pur beim Dechenverein Lügde: Das Brauchtum des „Osterräderlaufs in Lügde" wurde in das 97 Einträge umfassende bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Gestern erreichte den Vereinsvorstand die Nachricht von der deutschen UNESCO-Kommission aus Berlin, dass die Bewerbung um die Aufnahme erfolgreich war. „Wir sind erstmal stolz und glücklich, dass das im zweiten Anlauf geklappt hat", freute sich der Oberdeche, Uwe Stumpe. „Was jetzt auf uns zukommt, können wir im Moment noch gar noch abschätzen."

Das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe würdigt den Osterräderlauf als einen zentralen Beitrag zur Identitätsstiftung der Bewohner der Stadt Lügde: „Die breite und generationsübergreifende Beteiligung der Bevölkerung am Brauchgeschehen ist vorbildlich", steht in dem Gratulationsschreiben, das Pressesprecher Dieter Stumpe als Ansprechpartner im Bewerbungsverfahren zugegangen war. Vor allem der im ersten erfolglosen Verfahren monierte fehlende wissenschaftliche Hintergrund war vom Dechenverein bei seiner neuerlichen Bewerbung nachgeliefert worden. Die wissenschaftliche Erforschung der Historie des Brauchs und die differenzierte Reflexion des Brauchgeschehens zur Zeit des Nationalsozialismus überzeugte die Experten offensichtlich nachhaltig.

Direktor Dr. Michael Zelle vom Lippischen Landesmuseum Detmold und die wissenschaftliche Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission für Westfalen im Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Christiane Cantauw, hatten mit ihren Begleitschreiben der Bewerbung Nachdruck verliehen. Mit der jetzt vollzogenen Aufnahme ins bundesweite Verzeichnis (im nordrhein-westfälischen Verzeichnis ist das Brauchtum bereits seit 2014 aufgeführt) wird der „Osterräderlauf in Lügde" dargestellt. Für die Öffentlichkeitsarbeit darf der Dechenverein das Logo „Immaterielles Kulturerbe - Wissen. Können. Weitergeben" nutzen. Mit der Aufnahme ist nicht automatisch eine finanzielle Unterstützung verbunden. Aber die Deutsche UNESCO-Kommission hat die erfolgreichen Bewerber auf Fördermöglichkeiten durch verschiedene staatliche und nichtstaatliche Stellen hingewiesen. Stumpe: „Wir werden sie uns genau ansehen und dann auch zu nutzen wissen."

Die feierliche Übergabe der Urkunde findet voraussichtlich Mitte 2019 statt.

Historie

Das älteste bekannte schriftliche Zeugnis des Lügder Osterräderlaufs liefert ein Eintrag in den Paderborner Synodalvisitations-Protokollen. Am 21. August 1743 verbot Generalvikar Bernhard Ignaz von Wydenbrück den Lauf aufgrund von Verfehlungen wider die Kirchenordnung und befahl die Konfiszierung der Räder. Da sich seit diesem Zeitpunkt, wenn auch für das 18. und 19. Jahrhundert nur fragmentarisch, kontinuierlich Nachrichten über den Brauch finden lassen, war das Verbot offenbar nicht wirksam. Der mündlichen Überlieferung des 1922/23 gegründeten Osterdechenvereins folgend, hat der Lauf mit Ausnahme des Jahres 1945, alljährlich stattgefunden. Im vereinseigenen Dechenheim gibt es eine Dauerausstellung zum Osterräderlauf. Auch im Heimatmuseum Lügde wird er thematisiert.

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