Tatverdächtiger über Pflegekind: "Für Süßigkeiten macht sie doch alles"

Lügde-Elbrinxen. Aus der Vermutung ist erschreckende Gewissheit geworden. Die Zahl der missbrauchten Opfer auf dem Campingplatz &bdquo;Eichwald" in Elbrinxen ist auf 29 Kinder gestiegen. Dazu kommen immer pikantere Details zu den mutmaßlichen Tätern ans Licht. Auch die Hinweise auf ein fatales Fehlverhalten der Behörden verdichten sich.

Der zweite Tatverdächtige Neben dem mutmaßlichen Kinderschänder Andreas V. soll auch der im Januar festgenommene Tatverdächtige aus Steinheim seit dem Jahr 2010 regelmäßig auf dem Campingplatz gewesen sein. Der inzwischen 33-Jährige habe sich die ersten Jahre einen Wohnwagen mit einem anderen Camper geteilt, dessen Enkelkinder laut Oberstaatsanwalt Ralf Vetter auch teilweise zu den Missbrauchsopfern gehören. Gegen den Großvater bestehe kein Tatverdacht. Vor rund fünf Jahren habe der mutmaßliche Kinderschänder mit Wohnsitz in Steinheim dann eine eigene Parzelle gemietet. &bdquo;Er hat hier seine Freizeit verbracht und war unauffällig. Zusammen habe ich die beiden hier nie gesehen", sagt Campingplatz-Betreiber Frank Schäfsmeier. Die Parzelle des zweiten Tatverdächtigen liegt im oberen Bereich des Platzes und damit nicht in direkter Nachbarschaft zum Hauptverdächtigen. Nach jetzigem Ermittlungsstand sei in der Blockhütte des Steinheimers keine der Taten vollzogen worden. Die Polizei geht davon aus, dass sich die beiden auch erst auf dem Campingplatz begegnet sind.

Der dritte Tatverdächtige Über das Internet soll der 48-Jährige aus Stade den Dauercamper Andreas V. kennengelernt haben. Bei mindestens zwei Vergewaltigungen habe der Verdächtige aus Niedersachsen über die Kamera &bdquo;Regie" geführt. Einen Kontakt zum zweiten Tatverdächtigen aus Steinheim hat es laut Ermittlern wohl nicht gegeben.

Das wussten die Behörden Nach dem Hinweis des besorgten Familienvaters Jens Ruzsitska, dessen Kinder unsittlich berührt worden sein sollen, hatte im November 2016 auch eine Mitarbeiterin des Jobcenters Lippe einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch an die zuständigen Behörden weitergegeben. Die Notizen der Mitarbeiterin aus dem Gespräch mit Andreas V. und seiner Pflegetochter erschüttern. Das Mädchen habe laut Notizen, diese liegen der Staatsanwaltschaft inzwischen vor, verdreckt und verwahrlost ausgesehen. Daneben habe das Kind über Hunger geklagt und geäußert, dass es &bdquo;Männerschweiß nicht mehr riechen könne" und &bdquo;das Ganze nicht mehr wolle". Auch die Aussagen des Pflegevaters hätten die Mitarbeiterin aufhorchen lassen. Der 56-jährige Dauercamper habe unter anderem gesagt, die Kleine würde sich anstellen – &bdquo;typisch Frau" – und dabei doch &bdquo;für Süßigkeiten alles tun". Festgehalten sei auch, dass der Mann gesagt hätte, das Mädchen &bdquo;wolle immer kuscheln" und &bdquo;mache ihn heiß". Zwar habe die Polizei den Hinweis ans Jugendamt Lippe weitergegeben und die hätten das zuständige Jugendamt in Hameln informiert, der Verdacht auf sexuellen Missbrauch sei nach einem Besuch vor Ort jedoch wieder fallen gelassen worden. Die Akte wurde geschlossen.

Das sagt der Oberstaatsanwalt Ralf Vetter kann nur den Kopf schütteln. &bdquo;Aussagen in dieser Deutlichkeit kann man nicht einfach abtun." Es sei nur schwer nachzuvollziehen, warum der mutmaßliche Kinderschänder so schnell aus dem Fokus der Behörden geraten ist. &bdquo;Da ist ein fataler Fehler gemacht worden." Natürlich sei das im Nachhinein immer leicht zu sagen, dennoch müsse der Fall nun rekonstruiert und aufgeklärt werden.

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