Missbrauchsskandal: Lügder Schulen appellieren an Eltern

Lügde-Elbrinxen. Die Missbrauchsfälle auf dem Elbrinxener Campingplatz beherrschen noch immer die Gespräche im lippischen Südosten. Das Umfeld sucht einen Weg, mit den Vorgängen im Dorf umzugehen – aber auch mit dem Medienansturm. Schulen und Seelsorger bemühen sich, das Ganze angemessen zu begleiten.

Schulen: Die Leiter der Grundschulen in Rischenau und Lügde sowie der Schule am Ramberg haben einen Brief an alle Eltern geschrieben. &bdquo;Wir haben uns im Vorfeld mit der Bezirksregierung und dem Schulamt zusammengesetzt und gemeinsam besprochen, wie wir uns äußern wollen", berichtet Grundschulleiterin Anneli Runte aus Lügde. &bdquo;Auch wir als Schulgemeinschaft sind bestürzt über das Geschehen", heißt es in dem Elternbrief. &bdquo;Wir bemühen uns, Sie und Ihre Kinder zu unterstützen."

Die Pflegetochter des Hauptverdächtigen hat die Grundschule Lügde schon im November verlassen. &bdquo;Das hat nicht für Aufsehen gesorgt. Sie ist halt umgezogen." Nachdem das Ganze in der vergangenen Woche öffentlich wurde, hätten die Lehrer versucht, ruhig zu reagieren: &bdquo;Wo die Kinder zuhause was mitbekommen und nachgefragt haben, sind wir auf die Fragen eingegangen, teilweise vor der Klasse, teilweise unter vier Augen." Von sich aus hätten sie das Thema nicht offiziell in den Klassen aufgegriffen.

"Mein Körper gehört mir" &bdquo;Es geht darum, die Kinder sehr genau zu beobachten und zu sehen, welche Bedürfnisse sie haben." Ein Viertklässler habe zum Beispiel in der Klasse gefragt, ob derlei schlimme Dinge auch Jungs passieren könnten – darauf sei die Lehrerin natürlich eingegangen. Immer wieder mit dem Appell: &bdquo;Mein Körper gehört mir." Präventionsaktionen hat es Ende 2018 ganz unabhängig von diesem Fall bereits an der Grundschule Rischenau gegeben, in Lügde ist eine in Planung. Den Eltern raten die Schulen, den Kindern zuzuhören, sie aber auf keinen Fall zu drängen. Den gewohnten Tagesablauf beizubehalten, sei wichtig, Routine gebe Sicherheit. Überdies appellieren die Schulleiter an die Eltern, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen und keine Anfragen von Medienvertretern zu beantworten.

Seelsorger: Der Medienrummel, aber auch die Reaktion des weiteren Umfelds haben bei den Elbrinxern Spuren hinterlassen, sagt der evangelische Pfarrer Dietmar Leweke. Immer wieder stehe die Schuldzuweisung mit der Frage &bdquo;warum habt ihr das nicht gemerkt?" im Raum. &bdquo;Die Leute erleben einen Spießrutenlauf." Antworten habe er auch als Seelsorger nicht. Aber er habe sich bemüht, in einem Gottesdienst am Sonntag Raum für Ruhe, für Trauer, Wut und Gebet zu schaffen. Er selbst wisse nicht, ob unter seinen Gemeindemitgliedern vom Missbrauch Betroffene sind. &bdquo;Wir können nur sagen: Wir sind da, aber Ihr müsst zu uns kommen."

Raum zu schaffen für Wut und Trauer, darin sieht Landessuperintendent Dietmar Arens die Aufgabe der Landeskirche. &bdquo;Zuhören ist das Wichtigste", betont er. Warum lässt Gott etwas so Schreckliches zu? – &bdquo;Das ist nicht Gottes Schuld, da sind Menschen schuldig geworden. Gott ist auf der Seite der Opfer, und er leidet mit."

Der katholische Prälat Heinrich Festing war schon oft mit dem Thema Missbrauch konfrontiert, nicht nur in den Reihen der katholischen Kirche, sondern auch in Seelsorgegesprächen. &bdquo;Hier muss Gerechtigkeit vor Gnade und Barmherzigkeit gehen. Aber das letzte Urteil spricht Gott." Er könne die Wut der Leute sehr gut verstehen, &bdquo;aber damit ist den Leidtragenden nicht geholfen. Um die geht es zu allererst."

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