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Innenminister Reul: Datenauswertung zum Missbrauchsfall Lügde kaum machbar

Janet König

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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zu Besuch bei der lippischen Polizei. - © Federico Gambarini/dpa
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zu Besuch bei der lippischen Polizei. (© Federico Gambarini/dpa)

Bonn/Lügde. Die strafrechtliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in Lügde ist nach Worten von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) durch die unglaubliche Menge an Daten schwierig. Die Detmolder Staatsanwaltschaft beabsichtigt dennoch, den Zeitplan einzuhalten. Die Anklage soll bis Ende April stehen.

Der Innenminister schien davon im TV nicht überzeugt. "Wir stehen vor Bergen von Daten, Bildern und Filmen, die da zusammenkommen«, sagte Reul dem Fernsehsender Phoenix in der am Montagabend ausgestrahlten Sendung »Unter den Linden«. »Und wir bekommen sie nicht ausgewertet, das ist die Wahrheit.«

Ein einziger Polizist würde 2000 Jahre benötigen, um das gesagte Material zu sichten, sagte Reul. »So viele Polizisten und Fachleute kann ich gar nicht einstellen. Wir brauchen Technik, sonst bewältigen wir das nicht.« Er habe die Dimension von Verbrechen dieser Art zunächst nicht für möglich gehalten, erklärte der NRW-Innenminister. "Dieses Problem treibt mich derzeit mehr um als alles andere. Ich habe mir das so nicht vorstellen können."

Die Datenauswertungen im Ermittlungskomplex "Lügde" dauern derweil an, heißt es von der führenden Ermittlungsbehörde Bielefeld auf Anfrage. Neben dieser seien in die Auswertungen auch dezentral weitere Polizeipräsidien eingebunden.

Auf einem Campingplatz in Lügde sollen 40 Kinder jahrelang von bislang acht Beschuldigten sexuell missbraucht worden sein. Der Polizei und Jugendbehörden werden massives Versagen vorgeworfen. So sollen die Behörden vorliegenden Hinweisen jahrelang nicht nachgegangen sein. Zu den Ergebnisse der bisher erfolgten Auswertung könne die Polizei keine Angaben machen, da diese Gegestand der gerichtlichen Beweisaufnahme seien.

Bei der Kreispolizeibehörde in Detmold, die zunächst mit den Ermittlungen betraut war, kam es nach Bekanntwerden von Ermittlungspannen zu Versetzungen, Suspendierungen und Disziplinarverfahren. Unter anderem verschwand ein Koffer mit Datenträgern voller Beweismittel aus der Polizeibehörde.

Mit Material von epd

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