Lügde. "Es war der richtige Zeitpunkt", da ist sich Elisabeth Auchter-Mainz sicher. NRWs Opferschutzbeauftragte war vergangenen Donnerstag und Freitag in Lügde zu Gast, um den Betroffenen des vielleicht größten Missbrauchsskandals des Bundeslandes unterstützende Gespräche anzubieten. Insgesamt zwölf Geschädigte hatten das Angebot an beiden Tagen wahrgenommen. Hätte die Sprechstunde schon im Februar stattgefunden, wären wohl weniger gekommen, so ist die Vermutung. "Das wäre zu früh gewesen. Viele müssen erst einmal realisieren, was da überhaupt passiert ist", sagt Auchter-Mainz.
Alle der mindestens 41 Geschädigten im Fall Lügde seien im Vorfeld angeschrieben worden. Doch auch Missbrauchsopfer aus anderen Fällen hätten an der Sprechstunde teilgenommen. "Die meisten Betroffenen, die zu uns gekommen sind, hatten aber direkt mit dem Fall Lügde zu tun", fügt Auchter-Mainz hinzu. Die Mitarbeiter hätten Eltern und Begleitpersonen in der Sprechstunde insbesondere mit Anträgen auf psychosoziale Prozessbegleitung weitergeholfen.
Denn der anstehende Prozess sei für die Betroffenen äußerst belastend. "Wir hoffen für alle Geschädigten, dass das Verfahren möglichst bald stattfindet", sagt Auchter-Mainz. Immer wieder sei auch nach dem Ablauf des Verfahrens gefragt worden, auch hier hätten die Experten vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe weiterhelfen können. Die Gespräche seien intensiv gewesen und hätten je mindestens eine Stunde gedauert.
Dass das Angebot von insgesamt zwölf Opferfamilien angenommen wurde, sei ein Erfolg, obwohl es im Missbrauchsfall Lügde gebe. "Viele können noch nicht kommen, die brauchen einfach noch Zeit", sagt die Opferschutzbeauftragte. Das müsse man akzeptieren. Es sei wichtig, zumindest ein Angebot zu schaffen. Mit einigen Opferfamilien seien in den vergangenen Monaten auch schon telefonische Beratungsgespräche geführt worden.
Alle Artikel zum Missbrauchsfall Lügde finden Sie hier.