Detmold. Ein Opfer im Fall Lügde, das als Jugendlicher selbst zum Täter geworden sein soll, hätte ursprünglich im Prozess um den hundertfachen Missbrauch auf dem Campingplatz in Elbrinxen als Zeuge gehört werden sollen. Das Landgericht hat den heute 23-Jährigen inzwischen ausgeladen. Gegen den jungen Mann liegt eine Anklage vor dem Jugendschöffengericht vor. Er soll als Kind selbst Opfer von Mario S. geworden sein.
Vertreten wird der 23-Jährige von Rechtsanwalt Christian Thüner aus Herford. „Mein Mandant hätte sowieso keine Aussage gemacht", sagt Thüner. Schließlich laufe gegen den jungen Mann ein separates Verfahren und er habe das Recht, die Aussage zu verweigern. Die Anklage gegen ihn werde derzeit vom Detmolder Amtsgericht geprüft. Nach LZ-Informationen wird ihm vorgeworfen, als 16-Jähriger sexuelle Handlungen an einem zehnjährigen Jungen vorgenommen zu haben. Hierzu soll ihn Mario S. aufgefordert haben. „Ohne den Fall Lügde würde es dieses Verfahren gar nicht geben", sagt Thüner. Sein 23-jähriger Mandant sei vor Jahren selbst Opfer des 34-jährigen Angeklagten Mario S. geworden. Zwei Vorfälle dieser Art soll es gegeben haben.
Mario S. muss sich im Lügde-Prozess wegen sexuellen Missbrauchs in insgesamt 162 Fällen verantworten. Der Steinheimer hatte, wie die beiden anderen Angeklagten Andreas V. und Heiko V., zum Prozessauftakt ein Geständnis abgelegt. Deshalb ist die Kammer nicht mehr auf die Aussagen der Opfer angewiesen. Mehrere Vertreter der Nebenklage haben inzwischen darum gebeten, ihre Mandanten auszuladen. Damit wird die Liste der Zeugen immer kürzer. In dieser Woche sollen laut Angaben des Landgerichts um die 20 Zeugen gehört werden.
Die nächsten Termine zum Prozess im Fall Lügde sind für Donnerstag, 4. Juli, und Freitag, 5. Juli, ab 9 Uhr angesetzt.