Fall Lügde: Hinweise auf Missbrauch schon in den 80er Jahren

Düsseldorf. Jetzt arbeitet der Untersuchungsausschuss des Landtags zum Fall des Kindesmissbrauchs von Lügde schon seit fast anderthalb Jahren, und dennoch kommen immer noch neue schockierende Details über das Behördenversagen heraus, die es dem Haupttäter Andreas V. ermöglichte, Kindern über einen langen Zeitraum Leid zuzufügen.

Aussagen einer pensionierten Kriminalbeamtin und einer Staatsanwältin im Ruhestand, beide aus Lippe, brachten ans Tageslicht, dass Andreas V., den sie auf dem Campingplatz Eichwald stets nur &bdquo;Addy" nannten, sein Unwesen offenbar bereits in den 80er Jahren als Heranwachsender trieb.

Kleinem Mädchen auf Schulhof Pornoheft gezeigt Die frühere Kripo-Ermittlerin erinnerte sich an einen Fall, bei dem &bdquo;Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre" ein Heranwachsender, der bei seinen Großeltern auf dem Campingplatz &bdquo;Eichwald" gelebt habe, auf dem Schulhof in Elbrinxen (die Schule wurde 2012 geschlossen) einem kleinen Mädchen pornografische Abbildungen aus einem Pornoheft gezeigt haben soll.

An den Namen des Beschuldigten konnte die Ermittlerin sich nach so langer Zeit zwar nicht mehr erinnern. Aber sie erinnerte sich daran, dass das Jugendamt Duisburg in dem Fall eine Rolle gespielt habe. Tatsächlich stammt Andreas V. aus Duisburg.

"Das kann ich unter Eid aussagen" Auch in den 90er Jahren gab es bei der Staatsanwaltschaft Detmold bereits mindestens ein Ermittlungsverfahren gegen Andreas V. &bdquo;Das kann ich unter Eid aussagen", sagte die ehemalige Staatsanwältin (69), seit Mai 2016 pensioniert und zuvor jahrzehntelang für Sexualdelikte in der Detmolder Staatsanwaltschaft zuständig. Zu einer Anklage sei es damals wohl nicht gekommen, warum, daran könne sie sich nicht mehr erinnern.

Wohl aber daran, dass sie sich über Andreas V. damals sehr geärgert habe, weil der so &bdquo;kämpferisch" gegen die Vorwürfe vorgegangen sei. &bdquo;Ich habe damals gedacht, den sehen wir irgendwann wieder", sagte die Staatsanwältin a. D. Womit sie recht behalten sollte.

Allerdings schritten die Behörden trotz zahlreicher Hinweise und mehrerer Verfahren erst wirklich ein, als erneut 2018 eine Strafanzeige gegen Andreas V. erstattet wurde.

Akte aus dem Jahr 2002 ist verschwunden Mysteriös ist auch, dass die Akte eines weiteren Ermittlungsverfahrens gegen V. aus dem Jahr 2002 – damals ging es wieder um schweren sexuellen Kindesmissbrauch an einem kleinen Mädchen – verschwunden ist. Zwar ist das Aktenzeichen bekannt, doch die Akte ist angeblich nicht auffindbar, vielleicht inzwischen auch aus Datenschutzgründen vernichtet worden.

Auffällig allerdings ist, dass eine andere Akte, in der es um den Missbrauch des kleinen Mädchens ging – der Vorwurf richtete sich zunächst gegen dessen Vater – sehr wohl noch existent ist.

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