Neuer Pächter für den Lippischen Hof in Lügde

Lügde-Elbrinxen. Das Hotel/Restaurant Lippischer Hof ist eine Institution in Elbrinxen, früher erstes Haus am Platze, heute die einzige Gaststätte im Storchendorf. Nach knapp 125 Jahren geht hier die Ära Niermann zuende: Das Ehepaar Udo und Franziska Niermann haben ihr Lebenswerk verkauft. Neuer Herr im Haus ist jetzt Wolfgang Kiefer.

79 Jahre alt ist Udo Niermann, fünf Jahre jünger seine Frau. Die Gaststätte gehörte seinen Eltern und davor den Großeltern. &bdquo;Aber damals war das noch ein sehr stark landwirtschaftlich geprägter Betrieb", erzählt der Gastronom, der sich viele Jahre lang ehrenamtlich im Dehoga Lippe engagiert hat. Als er 1964 das Ruder übernahm – sein Vater starb bereits früh – wandelte er peu à peu die landwirtschaftlichen Gebäude um und integrierte sie in den Gastronomiekomplex.

Der große Saal entpuppte sich als echter Renner, vor allem mit den sonntäglichen Diskos. Das war nicht nur wegen der vielen Besucher ein Glücksfall für den jungen Gastwirt, sondern auch wegen eines ganz bestimmten weiblichen Gastes. &bdquo;Ich stand damals bei der Disko vor der Theke, Udo dahinter", erinnert sich Franziska Niermann. Und auch wenn die Schwiegermama sich eher eine Gastronomentochter oder ein Bauernmädchen gewünscht hätte – &bdquo;die können anpacken", sagte sie zu ihrem Sohn, war seine Franziska der Glücksfall. &bdquo;Ich habe wirklich eine tolle Frau bekommen", schwärmt er.

Aus 30 Zimmern wurden 60

Und auch die konnte anpacken – nicht nur hinter der Theke, sondern auch in der Küche. Denn sobald Mutter Berta den Kochlöffel aus der Hand gab, übernahm sie das Regiment dort, mitunter auch mit Unterstützung eines Profikoches. Immerhin zogen die beiden nebenbei auch noch zwei Töchter groß.

Der Lippische Hof, anfangs noch als Gasthaus Carl Niermann, mauserte sich zusehends, nach und nach wurden aus einigen wenigen &bdquo;Fremdenzimmern", wie es damals hieß, Hotelzimmer, und es kamen mehr dazu. Aus 30 Zimmern wurden schließlich 60, und die Investition 1974 in eine Kegelbahn lohnte sich. &bdquo;Das war damals eine halbe Million Mark", erinnert sich Udo Niermann. Doch das rechnete sich, vor allem in den 70-er und 80-er Jahren war die Bahn extrem beliebt. Die Niermanns ließen auch eine Sauna einbauen, und noch heute kommt montags eine feste Gruppe Stammgäste, um sie zu nutzen – und sich anschließend ein Kotelett schmecken zu lassen.

Nun ist es zumindest für das Gastwirteehepaar vorbei: Sie schlagen ein neues Kapitel in ihrem Leben auf und ziehen nach Lügde. Und sie wissen ihren Betrieb in guten Händen: Wolfgang Kiefer wurde gerade mal geboren, als Udo Niermann die Gastwirtschaft übernahm. Doch der Westfale hat 30 Jahre Gastronomieerfahrung, hat in seinem Heimatort Geseke bereits als 17-Jähriger in einer Spülküche gearbeitet, verschiedene Pensionen und Hotels geleitet und zuletzt zwei Häuser im Rheinland betrieben: Ein Hotel in Köln, einen Pachtbetrieb in Frechen, also eher im ländlichen Raum.

Personal wird übernommen

Als Corona kam, trennte er sich von ersterem, aus zweiterem will der Eigentümer nun Studentenwohnungen machen. Über eine Maklerin ist der Kontakt zustande gekommen. In diesen Zeiten noch einmal in der Gastronomie zu starten, das ist ganz schön mutig. &bdquo;Ich glaube an das Haus, habe mich sofort wohl gefühlt", sagt er. &bdquo;Und alles ist gut in Schuss, die Niermanns haben noch vor wenigen Jahren die Bäder renovieren lassen. Sonst hätte ich das nicht gemacht." Er übernimmt auch das komplette Personal, immerhin sieben Voll-und Teilzeitkräfte.

Und was für Gäste sollen neben den zahlreichen Bikern und Wanderern hierher kommen? – &bdquo;Nach wie vor gibt es einen Markt für Tagungen, das machen Unternehmen sehr gern irgendwo, wo es nicht abends noch auf die Piste geht." Also dort, wo nichts los ist? – &bdquo;Genau" sagt er, aber in schöner Umgebung. Und die gibt es im Storchendorf allemal.

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