Tablets im Unterricht sind einfach „cool“

Lügde-Rischenau . Die Digitalisierung an den ostlippischen Grund- und weiterführenden Schulen ist im Gange, aber längst noch nicht abgeschlossen. Wie sieht der Unterricht da aus, wo schon digitale Endgeräte zum Einsatz kommen? Die LZ schaute sich das an der Grundschule Rischenau einmal genauer an.

Marie geht in die dritte Klasse. Sie und ihre Mitschüler haben bereits im Sachkundeunterricht ein Plakat zum Thema &bdquo;Wale" gebastelt. Ganz klassisch mit Karton, Klebstoff und Schere. Jetzt steht die Umsetzung auf dem Tablet-Computer an – und interaktiv soll das Werk am Ende auch sein.

Plakat im Handumdrehen

Für Marie ist das kein Problem. Sie hat das iPad im Griff. Flink wischen ihre Finger über die Oberfläche, ziehen einen Pfeil aus der Werkzeugpalette auf das virtuelle Plakat, den sie mit zwei Fingern in Form und Größe verändert. Im Internet sucht sie nach dem Bild eines Wales, das sie auf dem Plakat platziert, findet einen passenden Youtube-Clip, kopiert den Link und fügt ihn ins Plakat ein, und einen informativen Text hat Marie auch noch gefunden, den sie kopiert und einsetzt. Ihre Klassenkameradin Alysha schreibt derweil ein paar Sätze auf Papier vor, die sie dann ins Mikrofon des Tablets spricht, damit die Audiodatei Bestandteil ihres Plakates wird. Zuviel Ähs und Pausen? Kein Problem, kann man ja rausschneiden.

Nicht alle in der Klasse sind schon so weit. Einige feilen am Design, andere suchen noch nach passenden Bildern. Tipps werden hin und her gereicht, wer etwas Interessantes findet, hat gleich ein paar Zuschauer neben sich. Das fertige digitale Plakat wird per &bdquo;AirDrop" auf das Tablet der Lehrerin geschickt, die die Werke der Kinder später auf dem großen Touchscreen präsentieren kann.

Grüne Tafeln sind passé

&bdquo;Die grünen Tafeln, auf die man seit Generationen mit Kreide schrieb, gibt es bei uns nicht mehr", sagt Schulleiterin Dagmar Schultz. Alle Klassenräume seien mit großen, berührungsempfindlichen Bildschirmen ausgestattet, die Grundschule verfüge über zwei Koffer mit je 20 Apple iPads, außerdem seien 26 neue Laptops angeschafft worden – die stammen aus Kostengründen aber nicht von der Marke mit dem angebissenen Apfel.

Die Grundschule habe sich zudem auf die Lernplattform &bdquo;IServ" umgestellt – eine Lösung, die laut Schultz für das Distanzlernen geeignet ist, Videokonferenzen ermöglicht, Lernmaterial zum Herunterladen bereit hält, und noch einiges mehr bietet. Alle Lehrer sind mit iPads ausgestattet. Die Klassen 3 und 4 arbeiteten regelmäßig mit den Tablets, in den ersten und zweiten Klassen ist das die Ausnahme – hier steht der Erwerb essenzieller Fähigkeiten wie Rechnen, Schreiben und Lesen im Vordergrund.

Auch wenn anfangs einige Lehrer die grüne Tafel gerne behalten hätten, nutze inzwischen das ganze Kollegium die vielfältigen Möglichkeiten des Touch-screens, der nicht nur Tafel, sondern auch Leinwand-Ersatz ist und auf den vom Smartphone, Tablet und Laptop die Inhalte geschickt werden können. &bdquo;Wir sind noch dabei, die vielen Möglichkeiten zu entdecken", so Schultz.

Eine Kollegin sei als Medienbeauftragte auserkoren worden, regelmäßig komme ein Mitarbeiter des Kommunalen Rechenzentrums (KRZ) vorbei, um die Technik zu warten. Vor der Anschaffung der digitalen Endgeräte habe die Schule einen Medienplan erstellen müssen, um an Fördermittel zu kommen, dann habe das Kollegium die Geräte in die Lehrpläne einarbeiten müssen. &bdquo;Für den Sachkundeunterricht sind die Geräte gut nutzbar, ebenso für Musik und Kunst", so Schultz. Migrantenkinder könnten mit den Geräten sehr viel einfacher ihre Deutschkenntnisse verbessern, was die Lehrer entlaste.

Papier hat nicht ausgedient

Die bisherigen Erfahrungen mit den Geräten seien gut: &bdquo;Die Technik unterstützt uns in vielerlei Hinsicht. Aber klassische Materialien wie Papier und Stift sind weiter wichtig für Motorik und Haptik." Schultz Wunsch: mehr Tablets, damit jede Klasse schnellen Zugriff hat, und ein entsprechend leistungsfähiges WLAN.

Daddeln auf dem Smartphone und Arbeiten mit dem Tablet – das sind doch zwei recht unterschiedliche Dinge, hat Klassenlehrerin Katharina Kröger festgestellt. &bdquo;Ein Plakat auf digitalem Weg zu erstellen, dauert doch recht lange." Im Moment müsse sie den Kindern viel erklären.

Nebenbei erwerben die Drittklässler aber auch Medienkompetenz – etwa, dass sie nicht einfach irgendein Foto aus dem Internet verwenden dürfen, sondern das Urheberrecht beachten müssen. Oder die Recherche im Netz – nicht ganz einfach, denn für die Kinder sei es noch schwierig, die gesuchten Informationen heraus zu filtern und Werbung zu erkennen.

Der Begeisterung für die Technik tut das keinen Abbruch. Gefragt, wie sie das Arbeiten mit den iPads findet, sagt Marie nur: &bdquo;Cool!"

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