Späte Anerkennung fürs Jugend- und Kulturzentrum Oerlinghausen

Oerlinghausen. Am Sonntag hat die SPD dem Verein des autonomen Jugend- und Kulturzentrums Oerlinghausen (JZO) den Horst-Steinkühler-Preis verliehen. Damit wurde nicht allein &bdquo;das ehrenamtliche Engagement zum Wohl der Stadt und seiner Menschen“ gewürdigt, sondern zugleich eine langjährige Disharmonie beendet.

&bdquo;Es ist beeindruckend, was ihr in 45 Jahren auf die Beine gestellt habt und auch weiterhin plant“, bekannte Bürgermeister Dirk Becker in seiner Laudatio. Das Haus sei &bdquo;zu einer akzeptierten Bereicherung in Oerlinghausen geworden“. Die Arbeit des autonomen Jugendzentrums sei eine wunderbare Ergänzung und stelle keinesfalls eine Konkurrenz zu den anderen Angeboten dar. &bdquo;Es steht für die Vielfalt der Jugendarbeit in unserer Stadt“, sagte Becker.

Das Haus sei mit seinen Konzerten, Filmabenden und politischen Veranstaltungen zu einer Heimstatt für Generationen von Jugendlichen geworden. Ausdrücklich lobte er das Engagement gegen Rechts und gegen Intoleranz. &bdquo;Das macht Demokratie erlebbar, direkt vor Ort“, sagte Becker. Es gab allerdings auch Zeiten, als die Bewertung völlig anders ausfiel. Offen sprach Becker die Konflikte an, die in früheren Jahren das Verhältnis zwischen JZO und der Ratsmehrheit sehr getrübt hatten. Insofern sei sich die Jury gar nicht sicher gewesen, ob der Preis überhaupt angenommen werde.

"Wie Hund und Katze"

In ihren Dankesworten berichteten Janine Tappe, Bastian Weller und Christian Stüber dann auch, dass über die Nominierung ausführlich auf der Hausversammlung diskutiert wurde. Schließlich sei es die SPD gewesen, die vor rund 30 Jahren das Aus der autonomen Jugendarbeit in der Hermannstraße besiegelt habe. Die Jugendlichen hatten von der SPD mehr Feingefühl erwartet und waren enttäuscht. Das Verhältnis sei daraufhin &bdquo;wie Hund und Katze“ gewesen, lautete ein damaliger Kommentar.

Dennoch entschieden die jungen Menschen, die jetzige Ehrung durch die SPD zu akzeptieren. &bdquo;Wir freuen uns, dass wir den Preis verliehen bekommen und somit 45 Jahre ehrenamtliches Engagement und selbstverwaltete Jugend- und Kulturarbeit honoriert werden“, sagte Janine Tappe. &bdquo;Auch wenn das JZO nun ein Soziokulturelles Zentrum ist, soll diese Arbeit natürlich weitergeführt werden.“

Das JZO sei das älteste autonome Jugendzentrum in Lippe, betonte Museumsleiter Karl Banghard. &bdquo;Es ist durchaus denkmalwürdig, aber wir sollten vermeiden, daraus ein Denkmal zu machen. Es lebt durch seine Taten.“ Er bezeichnete das Projekt als &bdquo;ein zartes Pflänzchen der Freiheit“. Denn es sei ein Beweis, dass in Oerlinghausen auch unterschiedliche Vorstellungen und Lebensweisen ertragen werden. Bevor Jürgen Berghahn, Bundestagskandidat der SPD, den Preis überreichte, fragte er, ob die Verantwortlichen eventuell einen Wunsch äußern möchten. Die Antwort kam prompt: &bdquo;Es wäre schön, wenn die Stadt den hauseigenen Bolzplatz pflegen könnte, meinte Christian Stüber. &bdquo;Erst in der vergangenen Woche hat die Verwaltung dies abgelehnt.“ Im Nachgang ging Bürgermeister Becker darauf ein und schlug weitere Gespräche vor.

Soziokulturelles Zentrum Oerlinghausen

Seit 2001 verleiht die Oerlinghauser SPD den Horst-Steinkühler-Preis. In diesem Jahr wurde erstmals ein Verein ausgewählt. Derzeit wird ein neues Konzept verfolgt. Das JZO firmiert jetzt als &bdquo;KNUP – Soziokulturelles Zentrum Oerlinghausen“.

Zwischen der Nominierung und der Preisverleihung lagen der Namenswechsel und die Umstrukturierung des Vereins. Nach der Preisverleihung fand im KNUP an der Detmolder Straße 102 ein Haus- und Gartenfest statt. Unter anderem gab es ein Kaffee- und Kuchenbuffet, Hausführungen sowie Spiel und Spaß auf dem großen Gelände.

Stein des Anstoßes in früheren Jahren war die Entscheidung der SPD, nicht wie geplant dem Jugendzentrumsverein, sondern der AWO die Trägerschaft für die offene Jugendarbeit zu übergeben. Anfang 1994 musste das JZO das Domizil an der Hermannstraße verlassen und fühlte sich an den Rand gedrängt. &bdquo;Das Vertrauen der Jugendlichen in Politik und Verwaltung ging verloren“, heißt es in der Chronik des JZO. Ohnmacht, Wut und Aggression machten sich breit.

&bdquo;Die damalige Entscheidung war sehr schwierig“, erinnerte sich Horst Steinkühler, damals Mitglied im Stadtrat, auf Anfrage dieser Zeitung. &bdquo;Es gab einige Probleme, Anlieger an der Hermannstraße beschwerten sich über Unrat und Lärm. Ob man für die eine oder die andere Seite war, man konnte sich nur falsch entscheiden.“ Persönlich habe er ein gutes Verhältnis zu den Jugendlichen gehabt. &bdquo;Ich kannte sie ja noch aus meiner Zeit als Hausmeister.“ Am Ende der Preisverleihung am Sonntag ging Steinkühler auf die Vertreter des JZO zu und gratulierte ihnen ausdrücklich.

Späte Anerkennung fürs Jugend- und Kulturzentrum Oerlinghausen

Im Oerlinghauser Knup gibt es Musik mit passendem Frühstück

Oerlinghauser Jugendfeuerwehr mit Horst-Steinkühler-Preis geehrt

Freie Entfaltung im Oerlinghauser „Knup“

Soziokulturelles Zentrum lädt zu Stolperstein-Rundgang in Oerlinghausen ein

Oerlinghauser Knup gerät von Rechts unter Druck

Musikerleben zwischen Traum und Realität in Oerlinghausen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €