Mit dem richtigen Testament viel Ärger ersparen

Oerlinghausen. Die Seniorin ist weder verheiratet noch hat sie Kinder. Aber sie hat Mieter im Haus, die sich liebevoll um sie kümmern. Deshalb verfügt sie in ihrem handschriftlichen Testament, dass dieses Ehepaar nach ihrem Tod das Haus erben soll. Die Formulierung im letzten Willen der Frau ist allerdings undeutlich formuliert.

Also könnten nun auch die zwölf Nichten und Neffen erben. &bdquo;Ein Testament, das Anlass für viel Streit gegeben hat", berichtet Hans-Georg Hunstig im katholischen Pfarrheim St. Michael aus seinem Erfahrungsschatz.

Um einen solch langen Prozess, der im Anschluss geführt wurde, zu vermeiden und Rechtssicherheit zu schaffen, hatte der Hövelhofer Rechtsanwalt und Notar im Ruhestand wertvolle Informationen und Anregungen zum Thema Testament , Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung mitgebracht. Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatte die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung (kefb) Ostwestfalen.

Hunstig schilderte unter anderem den Fall einer Hofbesitzerin. Weil sie kein Testament verfasst hatte, mussten am Ende 240 Nachfahren in der ganzen Welt ausfindig gemacht werden. Auch das hätte vermieden werden können, wenn die Hofbesitzerin frühzeitig Klarheit geschaffen hätte. &bdquo;Man sollte das Ende immer mit einbeziehen", riet Hunstig der kleinen Gruppe von Teilnehmern.

Die wichtigsten Vorgaben

Unter verschiedenen Oberbegriffen gab der Referent einen informativen Überblick über Erbschafts- und Vollmachtfragen.

Erbschaft: Das Vermögen als Ganzes geht auf einen oder mehrere Erben über.

Vermächtnis: Bei einem Vermächtnis bekommt jemand nur einen Teil des Vermögens aus dem Nachlass eines Verstorbenen, ohne selbst Erbe zu sein. Der Vermächtnisnehmer taucht in keinem Erbschein auf und haftet weder für Schulden des Verstorbenen, noch muss er sich mit anderen Erben auseinandersetzen. Beispiel: Die Kinder sind die Erben, aber die Nachbarin, die den Erblasser jahrelang gepflegt, aber auf eine Gegenleistung verzichtet hat, bekommt eine bestimmte, ihr zugedachte Summe. Oder der beste Freund bekommt das Auto.

Privates Testament: Wird eigenhändig handschriftlich verfasst, sollte eindeutig sein. Nicht nur Gegenstände sollten benannt werden, es muss Überschrift, Ort, Datum und Unterschrift enthalten. Ein privates Testament kann immer wieder geändert werden.

Öffentliches Testament: Wird von einem Notar errichtet und ist mit einer Beratung verbunden.

Verwahrung des Testaments: Wird bei Gericht hinterlegt. Zu einem vereinbarten Termin sollten neben dem Testament der Personalausweis und die Geburtsurkunde mitgenommen werden.

Pflichtteil ist Pflicht

Pflichtteil: Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbanspruchs. Auch enterbte Ehegatten, Kinder und andere Erbberechtigte haben als Pflichtteilsberechtigte Anspruch auf 50 Prozent ihres gesetzlichen Erbteils.

Vorsorgevollmach t: Der Erblasser ermächtigt eine Person seines Vertrauens, im Falle geistiger oder körperlicher Schwäche für ihn wichtige Entscheidungen zu treffen. Damit macht er die gerichtliche Anordnung einer Betreuung überflüssig. Im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer kann die Vorsorgevollmacht registriert werden.

Betreuungsverfügung: Der Erblasser kann Einfluss auf die durch ein Gericht anzuordnende Betreuung nehmen. Er kann die Person und/oder Wünsche hinsichtlich der Lebensgestaltung bei einer zukünftigen Betreuung festlegen. Anders als der Bevollmächtigte einer Vorsorgevollmacht unterliegt der Betreuer der gerichtlichen Überwachung.

Patientenverfügung: Der Erblasser willigt durch seine schriftliche Erklärung in konkrete oder der Gattung nach bestimmte möglicherweise in der Zukunft erforderlich werdende medizinische Maßnahmen ein – oder er verweigert seine Einwilligung dazu definitiv. Der Erblasser entscheidet dabei über die Einleitung und den Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen bei irreversiblem Koma. Die Patientenverfügung ist eine eigenverantwortlich abgegebene Erklärung, die die Beteiligten grundsätzlich bindet (Ärzte, Betreuer, Pflegepersonal, Ehegatten, Verwandte, Vormundschaftsgericht). Die Patientenverfügung ist wie alle Willenserklärungen grundsätzlich auslegungsbedürftig.

Mit dem richtigen Testament viel Ärger ersparen

Detmolder Notar und Anwältin für Erbrecht erklären: Darauf kommt es beim Testament an

Diese 7 Dokumente regeln Ihre rechtliche Vorsorge

Anzeigepflichtig: Erbschaft muss Finanzamt gemeldet werden

Wer erbt eigentlich, wenn es kein Testament gibt?

Letzter Wille: Wann ein Drei-Zeugen-Testament gültig ist

Erbrecht: So funktioniert der Pflichtteil für Angehörige

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus