Expressionist Herbert Ebersbach ließ sich in Oerlinghausen inspirieren

Oerlinghausen/Werther. Er malte Oerlinghauser Naturbilder von einer ungemeinen Strahlkraft. Und wohl nie haben die Sennelandschaften und Naturwege der Bergstadt so farbkräftig geleuchtet, wie in seinen Gemälden. Herbert Ebersbach, ein von den Nazis verfolgter Künstler, schuf ein Werk, das die Wälder und Landschaften der Region wie einen bunten Farbreigen zeigt. Jetzt ist ein großer Teil seiner Werke im Peter-August-Böckstiegel-Museum in Werther zu sehen.

Mehr als 300 Ölbilder des Expressionisten entstanden zwischen 1960 und 1980 in seinem Atelier im sogenannten Malerhaus in der Wistinghauser Schlucht am Ende des Tönsbergs. Erst kürzlich ließ der Besitzer des Gutes Wistinghausen das baufällige, versteckt liegende Sandsteinsteingebäude, wie berichtet, abreißen.

Herbert Ebersbach wohnte in der Nachkriegszeit mit seiner Familie in Bielefeld und lehrte als Kunsterzieher an mehreren Bielefelder Schulen. In den 50er Jahren fand er durch Zufall den abbruchreifen Kotten in Oerlinghausen und baute ihn zu einem Atelier um. Der damalige Besitzer von Wistinghausen, Theodor Haniel, überließ ihm großzügig das Gebäude.

&bdquo;Um 1960 kamen die Renovierungsarbeiten in Wistinghausen zum Abschluss", beschreibt eine Publikation, die die Kunsthistorikerin Christiane Reipschläger und der Museumsleiter David Riedel herausgaben, &bdquo;so dass das Haus – ohne Strom, Warmwasser und Zentralheizung – regelmäßig als Atelier und Wochenendhaus genutzt werden konnte. Immerhin wurde es durch eine Leitung von der Sachsenquelle mit fließendem Wasser versorgt, und ein Kohleofen sorgte für Gemütlichkeit. Tochter Gisela legte einen bunten Bauerngarten rund um das Haus an."

Körperlich und seelisch am Ende Zu dieser Zeit hatte der Maler schon ein abenteuerliches und schweres Leben hinter sich. &bdquo;Der aus dem sächsischen Wildenfels stammende Ebersbach (1902 geboren) begann seine Laufbahn als Künstler in den 1920er Jahren an den Kunstakademien von Dresden und Düsseldorf in einer Zeit, die stark vom Expressionismus geprägt war", heißt es. &bdquo;Gut integriert in die lebendige Dresdner Kunstszene, unterbrach die NS-Diktatur 1933 abrupt Ebersbachs künstlerische Entwicklung. Er selbst wurde als Regimegegner nach einer Durchsuchung seines Ateliers über ein Jahr im Konzentrationslager Hohnstein (Sächsische Schweiz) interniert, bevor Freunde seine Freilassung erwirken konnten."

In der Zwischenzeit hatte seine eigene Familie einen Teil seines Frühwerks, wohl aus Angst vor weiteren Repressalien, vernichtet. Wenig später verließ er seine sächsische Heimat und zog mit nur sieben geretteten Gemälden seines bisherigen Schaffens zu Freunden nach Bielefeld. Wilhelm Kölker, ein Bäckermeister aus der Breiten Straße, der ihn aufnahm, schrieb später: &bdquo;Er war durch die Behandlung dort (im KZ Hohnstein) körperlich und seelisch am Ende."

Doch Herbert Ebersbach gelang es, hier wieder Fuß zu fassen. Die Bielefelder Gestapo ließ ihn trotz Mitteilungen aus Dresden unbehelligt. Er erholte sich allmählich und wandte sich wieder der Kunst zu. Hinzu kam, dass er seine spätere Frau Elsa aus Brackwede kennenlernte und ihm als Rückzugsort eine Wohnung in einer alten Ölmühle in Lipperreihe angeboten wurde. Im sogenannten Stauhof (heute ein Pferdehof am Schopketalweg) begann er wieder zu malen.

&bdquo;Hier entstanden seine wunderschönen Sennelandschaften", beschreibt Kölker den Neuanfang des Künstlers in der &bdquo;landschaftlich reizvollen, menschenleeren Heidelandschaft der Senne". Es gelang Ebersbach auch, Bilder an Privatpersonen zu verkaufen. Das Bielefelder Kunsthaus kaufte ihm seine &bdquo;Sennelandschaft" ab.

Mühsame Zeit nach dem Krieg Doch die Ruhe währte nur kurz. 1937 starteten die Nazis die großangelegte Vernichtungsaktion &bdquo;Entartete Kunst". Elf Werke unterschiedlicher Künstler entfernte man aus dem Kunsthaus, darunter die soeben erworbene Sennelandschaft von Ebersbach. Aber auch Bilder von Böckstiegel, Emil Nolde oder Hermann Stenner waren dabei. Herbert Ebersbach zog sich daraufhin ins Private zurück. Die Familie übersiedelte in eine Wohnung an der Heinrichstraße in Bielefeld. Im Laufe der nächsten Jahre wurden drei Kinder geboren: Gisela, Ludwig und Ingrid.

Eher schlecht als recht schlug sich die Familie durch die Kriegsjahre. Erst nach dem Krieg ging es aufwärts. Die Bielefelder Kunstszene organisierte sich neu, und Herbert Ebersbach fand ebenfalls durch seine Bekanntschaft mit Böckstiegel die Aufnahme in der Künstlervereinigung &bdquo;Westfälische Sezession 1945". Eine erste Einzelausstellung folgte 1947.

Von seinen Kunstgemälden konnte er nicht leben. Um seine Familie durchzubringen, musste er schwere Arbeiten im Straßenbau oder in der Landwirtschaft annehmen.

Erst als er Ende der 1950er Jahre in den Schuldienst eintrat, ging es auch wirtschaftlich bergauf. Und er fand mit dem Malerhaus in Oerlinghausen seinen künstlerischen Lebensmittelpunkt für die kommenden Jahrzehnte.

Herbert Ebersbach starb im Jahre 1984.

Expressionist Herbert Ebersbach ließ sich in Oerlinghausen inspirieren

Museum in Werther erinnert an Karl Niestrath aus Bad Salzuflen

Gletscher als Kunst in Kunstmuseum Zürich

Kfz-Legende Ottfried Stopka aus Oerlinghausen gibt seit 65 Jahren Gas

Externe IT-Experten legen Analyse für Stadtwerke Oerlinghausen vor

Oerlinghauser Gruppe kämpft gegen Diskriminierung

So strickt es sich in Oerlinghausen: Von der Klorollen-Mütze bis zum Rollkragenpulli

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus