Werther/Bad Salzuflen. Petra Holtmann stellt im Museum Peter August Böckstiegel den Bildhauer Karl Niestrath vor – am Freitag, 1. August 2025, zwischen 18 und 19 Uhr. Die Galeristin aus Hagen, die mit ihrer ardenku.verlag.galerie den Nachlass des Künstlers betreut, erforscht dessen Leben und Werk seit vielen Jahren. Niestrath, 1896 in Bad Salzuflen geboren, verband eine enge Freundschaft mit Peter August Böckstiegel, mit dem er in Dresden studierte.
Seine künstlerische Laufbahn begann nach einer Lehre als Holzschnitzer in Bielefeld. Der Erste Weltkrieg unterbrach seinen Weg: Nach einer schweren Verwundung an der Westfront kam er ins Lazarett Bethel. Ab 1917 setzte er seine Ausbildung an der Bielefelder Kunsthandwerkerschule fort, später an der Dresdner Akademie. Frühere Werke waren noch vom akademischen Realismus geprägt, doch bald zeigte sich ein expressiver Stil. Niestrath reduzierte die menschliche Figur auf einfache, archaische Formen oder verzerrte sie expressiv.
Motive wie Mutter und Kind, Kriegsleid und Armut bestimmten seine Skulpturen. Ein zentrales Werk ist Die Hungrige von 1925 – Ausdruck des sozialen Elends der 1920er Jahre. 1924 zog er nach Hagen und wurde Mitbegründer der Künstlervereinigung „Hagenring“. Zwei seiner Werke erwarb das Hagener Museum, doch sie wurden 1937 auf der NS-Ausstellung „Entartete Kunst“ verfemt. Auch Werke aus dem Wittener Museum – Die Einfältigen und Frommer Mann – verschwanden während der NS-Zeit, tauchten aber Jahrzehnte später im Bombenschutt wieder auf und wurden 2025 im Musée Picasso in Paris gezeigt.
Niestraths Haltung zur Zeit des Nationalsozialismus bleibt widersprüchlich. Er war nicht nur Opfer der NS-Kunstpolitik. Nach dem Krieg änderte er seinen Vornamen zu „Karel“ – ein Zeichen der Distanzierung. 1960 schuf er mit seiner Frau Eva Niestrath-Berger das Bittermark-Mahnmal in Dortmund – ein Denkmal für die Opfer des NS-Terrors. 1971 starb Karl Niestrath in Hagen.
Der Eintritt zur Führung mit Museumsleiter David Riedel beträgt 12 Euro. Anmeldungen sind möglich unter Tel. 052032961-220 oder per Mail an buchung@museumpab.de.