Das Auflesen des Obstes bleibt in Oerlinghausen verboten

Oerlinghausen. Im Herbst wundern sich manche Spaziergänger über die Mengen an Obst entlang der privaten Apfelstraße in Währentrup. Man könne sie doch verwerten, wird dann oft vorgeschlagen. Doch die Eigentümer der Bäume haben negative Erfahrungen gemacht, das Obst freizugeben. Was gemeinhin Mundraub genannt wird, &bdquo;ist und bleibt hier verboten", heißt es. Nicht zum ersten Mal habe es deswegen Ärger gegeben. Wir erläutern die Hintergründe.

Die 40 Apfelbäume tragen in diesem Jahr besonders gut. Davon zeugen nicht nur die reich bestückten Äste, sondern auch die zahllosen herabgefallenen Früchte am Boden. Sie sind NW-Leser Hermann Schmidt beim Joggen aufgefallen. Zugleich entdeckte er auch das auffällige Schild mit dem Hinweis &bdquo;Obst pflücken und sammeln verboten. Der Eigentümer."

40 Bäume tragen besonders gut Schmidt kann darüber nur den Kopf schütteln. &bdquo;Jedes Jahr ärgern wir uns aufs Neue, dass hier zentnerweise Äpfel und Birnen vergammeln", sagte er. &bdquo;Viele Familien leben am Limit und würden das Obst sicher gern nutzen." Die Begründung, es sei Nahrung für die Wildtiere, hält Schmidt für nicht stichhaltig. Da ihn seine Joggingrunden häufig durch die Apfelstraße führen, kam er zu der Feststellung: &bdquo;Die Tiere kümmern sich augenscheinlich gar nicht darum."

Schmidt ist durchaus bekannt, dass die Bäume in Privatbesitz sind, sieht darin jedoch auch eine Verantwortung. &bdquo;Ich halte es für verwerflich, das Obst einfach liegenzulassen. Für mich ist das eine Frage von Anstand und Moral." Entweder sollten die Äpfel an Bedürftige abgegeben werden oder man könne sie auch zu Saft keltern lassen und den Erlös einem guten Zweck spenden, schlug er vor.

Erlös für guten Zweck Das sehen die Eigentümer jedoch vollkommen anders. &bdquo;Die Schäden sind einfach zu groß geworden", heißt es von der Familie Haniel, die auf Gut Wistinghausen lebt. &bdquo;Wir wollen nicht Massen von Menschen hier haben, die teilweise mit Leitern und großen Fahrzeugen kommen und auch noch haufenweise Müll hinterlassen."

Lange sei geduldet worden, wenn einige Währentruper etwas Obst aufgelesen haben. Der Ertrag einiger Bäume sei auch fest an Anlieger vergeben. Doch nachdem im Internet auf die Apfelstraße hingewiesen wurde, seien selbst nachts immer wieder sogar Auswärtige von weither gekommen.

Vor zwei Jahren habe man sich deshalb zu drastischen Schritten entschlossen und die Warnhinweise angebracht. Der Grundsatz lautet: &bdquo;Jeder, der erwischt wird, kriegt eine Anzeige, denn das ist Diebstahl." Mit ihren Fahrzeugen hätten die Sammler auch die Feldarbeit gestört, einige seien sogar über den frisch gedrillten Acker gefahren. Es sei einfach nur ärgerlich, wenn sich die Menschen nicht an Regeln hielten und die Hintergründe ignorierten.

Kein "Vergnügungspark" &bdquo;Wir sind kein Vergnügungspark, sondern betreiben ein landwirtschaftliches Unternehmen", erklärte Familie Haniel. &bdquo;Wir sind etwas allergisch, denn es betrifft nicht nur das Obst." Die Apfelstraße sei öffentlich zugänglich, aber es sei einfach nur widerlich, wenn der Hofeingang als Toilette benutzt werde. &bdquo;Zählt Eigentum denn gar nicht?"

Was mit dem Obst gemacht werde, gehe Außenstehende schließlich nichts an. Es gebe außerdem genügend andere Bauern, die ihre Streuobstwiesen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

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