Oerlinghausen. Das Gackern der Hühnerschar ist schon von weitem zu hören. Zwei Schafe haben sich auf der großen Obstwiese unter einen schattenspendenden Baum verzogen. Drei Rhodesian Ridgeback begrüßen die Besucher mit freudigem Schwanzwedeln. Sie alle leben ebenso wie Ines und Andreas Filius in einem insgesamt 8000 Quadratmeter großen Gartenparadies im Ortsteil Lipperreihe. Den optischen Mittelpunkt bildet ein großer Naturteich. Der sorgt nicht nur bei der Familie an warmen Tagen für Abkühlung. Dass dieser besondere Garten typisch ostwestfälische Qualitäten hat, davon zeugt bereits beim Eintritt durch das hölzerne Tor die große stählerne Hermann-Figur im Vorgarten des Fachwerkhauses, das die Familie seit 1991 bewohnt. „Ursprünglich hat das Bruchsteinhaus von 1786 zwölf Meter weiter rechts gestanden“, erzählt Ines Filius. „Lange Zeit ist der Kotten als Pferdestall genutzt worden.“ Heute sind die alten Bruchsteine an vielen Stellen im Gartenparadies zu finden. Im neu erbauten Haus ist das alte Fachwerk erhalten geblieben. „Wir haben hier von Anfang an viel recycled“, berichtet das Ehepaar, das seinerzeit in der noch leeren Deele geheiratet hat. „Fachwerk, das hatte für uns immer etwas Romantisches“, beschreiben Ines und Andreas Filius, die sich gerne mit „guten alten Dingen“ umgeben. „Wir fühlen uns hier sehr wohl.“ Naturteich als Anziehungspunkt Das gilt auch für viele Tiere, die sonst eher selten anzutreffen sind. Insbesondere der 20 mal 5 Meter große Naturteich als Herzstück des Gartens ist Anziehungspunkt. „Vor ein paar Tagen hat ein Eisvogel auf einem der Steine am Rand gesessen“, berichtet Ines Filius außerdem von Schwalben, die im Sturzflug gerne eine Trinkpause am Teich einlegen, von Fröschen, Molchen und Libellen. Als die biologisch-technische Assistentin (64) und der Uhrengroßhändler (65) den Teich anlegten, da war er zunächst nur 80 Zentimeter tief. „Heute sind es 2,50 Meter“, sagt Andreas Filius, und deshalb wird er gerne und oft als Schwimmteich genutzt. Von der Familie, zu der drei Söhne und eine Tochter gehören, von Freunden und Nachbarn. Gerade kühlen sich zwei Nachbarinnen nach einer Fahrradtour im kühlen Nass ab. Der Hausherr selbst dreht jeden Morgen seine Runden im Naturteich, in dem Pflanzen und Mikroorganismen Nährstoffe verbrauchen und das Wasser klären. Ines Filius, die wie der älteste Sohn Robert (31) Gartenbau studiert hat, deutet beim Rundgang auf den Bauerngarten, auf den prächtig gewachsenen Wirsing. Spitzkohl, Brokkoli, Zucchini, Zuckererbsen, Kartoffeln, lippischer Braunkohl und in diesem Jahr auch Blumenkohl konnten bereits geerntet werden. Hokkaido- und Butternut-Kürbisse lugen unter riesigen Blättern hervor. „Der Gemüsegarten ist meine Leidenschaft“, bestätigt Ines Filius, die auch auf die freilandgezüchteten Tomaten hinweist. „Ich ziehe fast alles aus Samen.“ Hilfe bekommt sie dabei regelmäßig von Sohn Robert. Der steht neben Sonnenblumen, die ihn mit einer Länge von 2,50 Metern um einiges überragen. Der 31-Jährige ist zur Stelle, wenn es um die Pflanzenvermehrung, die Pflanzenbewässerung, die Ernte und Tierversorgung geht. Außerdem ist er mit seinem Bruder Constantin einer der „Rasenmähermänner“. Von Schafwolle und Brombeeren Die Eltern haben 2002 den kleinen Schafstall auf der Wiese nebenan selbst gebaut. „Die Schafwolle wird neben Rasenschnitt, Pferdemist und Humus eingearbeitet und hat Düngerwirkung“, beschreibt Robert Filius die Wirkung. Bruder Richard hat ein Hochbeet aus den alten Bohlen eines Pavillons angelegt. Die Nabu-Jugend hat zwischen Gartenparadies und Obstwiese einen perfekten Standort für ein großes Insektenhotel gefunden, das bestens genutzt wird. Eine kleine Informationstafel vor dem Haus weist darauf hin. Dort stehen auch Pflänzchen, die mitgenommen werden können. „Haben Sie zufällig noch Eier?“, fragt eine vorbeiradelnde Nachbarin, während Andreas Filius prächtig gereifte Brombeeren pflückt. Er hat vor dem Haus ein Sandarium angelegt. Ein Steg aus Kastanienholz führt hindurch und vermittelt ein Strandgefühl. Die Familienhunde machen es sich dort gemütlich. All das wird vom Gackern der Rassehühner begleitet. Steinpipperl, die getupfte Eier legen, Sulmtaler mit Haube, die Andreas Filius „kleine Dinosaurier“ nennt, und neuerdings schwarze Meierij´s Hoen, die grüne Eier produzieren, verlassen ihr mit Kiwibeerengrün überdachtes Reich und scharen sich um Robert Filius, als der mit dem Futtereimer kommt. Neben den Eiern liefert die neugierige und friedliche Hühnerschar auch etwas, das dem Kreislauf wieder zugeführt wird. „Hühnerkot ist mein Dünger“, sagt Ines Filius. Das Gewächshaus wird später im Jahr als Winterquartier für Zitronen, Feigen und Kübelpflanzen genutzt. Zuvor wartet auf der Wiese die Ernte von Äpfeln und Walnüssen. „Die Walnussernte wird gewaltig“, prognostiziert Andreas Filius. „So viele hatten wir noch nie.“ Entsprechend oft kommen Eichhörnchen zu Besuch. Und dann ist da noch der alte Brunnen und ein weiterer kleiner Teich, der das Regenwasser von den Dächern zu großen Teilen unterirdisch speichert. Auf Ines Filius wartet schon ein neues Projekt: Sie hat einen intensiv duftenden Rasenkamillenweg angelegt, der noch erweitert werden soll. Vorher aber laden eine mit Holz beheizte Badetonne und ein von Rosen umrankter Pavillon zum Entspannen ein.