Schwalenberger Trachtengilde kriegt noch mal die Kurve

Schieder-Schwalenberg. Die Erleichterung war spürbar: Es hat sich doch noch ein neuer Vorstand für die Schwalenberger Trachtengilde gefunden. Jacqueline Schneider, gerade mal 20 Jahre alt, übernimmt den Vorsitz. &bdquo;Keiner verlässt den Raum, bevor nicht ein neuer Vorstand gefunden ist", hatte Bürgermeister Jörg Bierwirth gescherzt, als er am Freitagabend gemeinsam mit Jürgen Müller die Vorstandswahl der Trachtengilde Schwalenberg leitete. Der Verein hatte diese außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, weil bei der Jahreshauptversammlung Anfang März kein neuer Vorstand gefunden worden war.

Der Trachtengilde, die bereits seit 1912 besteht, drohte somit das Aus. Umso glücklicher waren die Mitglieder, dass sich doch noch Freiwillige fanden und erklärten, Verantwortung zu übernehmen und so den Fortbestand des Vereins zu sichern.

&bdquo;Ich bin zwar jung, aber ich traue mir das zu", sagte die neue Vorsitzende, die seit dem Kleinkindalter in der Trachtengilde aktiv ist. &bdquo;Der Verein ist mein Leben, Tanzen ist mein Leben." Dass sich die Trachtengilde auflöse, habe sie nicht zulassen wollen, betonte Jacqueline Schneider. Ihr Stellvertreter ist Pol Michels, 26-jähriger Luxemburger, der gerade erst in die Gilde eingetreten ist. Drei Schwalenberger Trachtentänzer hatten ihn 2018 bei einem Treffen des Internationalen Rates für die Organisation von Folklorefestivals und Volkskunst (CIOFF) kennengelernt.

&bdquo;Es hat sich eine gute Freundschaft entwickelt", berichtet der bisherige Schriftführer Kai Eikermann, der die Kasse übernimmt. Er habe Michels nach der Jahreshauptversammlung erzählt, wie es um den Verein steht. Der Luxemburger wollte helfen und entschied, sich für das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden zur Verfügung zu stellen. So machte er sich von der Hauptstadt Luxemburgs auf den Weg nach Schwalenberg. &bdquo;Die Arbeit des CIOFF verfolgt das Ziel, den Verfall von Traditionen zu stoppen", sagte Pol Michels, der im Vorstand von CIOFF Luxemburg ist. Hätte die Trachtengilde keinen neuen Vorstand gefunden, dann wäre genau dieser Verfall eingetroffen, erklärte Michels die Beweggründe für sein Engagement.

Aus den Reihen der Vereinsmitglieder kam die Frage auf, wie der 26-Jährige das Amt aus der Ferne ausüben möchte. &bdquo;Das ist kein Problem", sagte Pol Michels. Bei den Versammlungen werde er anwesend sein, alles andere lasse sich per Internet oder Telefon klären. Das funktioniere auch in anderen internationalen Vereinen, in denen er Mitglied ist, problemlos. Er sei gern demnächst öfter in Schwalenberg zu Gast. &bdquo;Mir gefällt die ländliche Idylle hier sehr gut", sagte er.

Der ehemalige Vorsitzende André Eikermann, der sich aus beruflichen Gründen nicht zur Wiederwahl aufstellen ließ, bleibt dem Vorstand als Schriftführer erhalten. Neuer Hausverwalter ist Hermann Wöhning. &bdquo;Ich habe immer gesagt: Wenn mal Not am Mann ist, dann bin ich da. Nun halte ich mein Wort und zeige Flagge, damit die Gilde am Leben bleibt." &bdquo;Ich bin begeistert, dass es Menschen gibt, die Verantwortung übernehmen wollen. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr", lobte Bürgermeister Bierwirth.

Das nächste Fest steigt 2020 Die Trachtengilde richtet alle zwei Jahre am ersten Augustwochenende das große internationale Trachtenfest aus, das weit über die Grenzen Lippes hinaus bekannt ist. Das nächste Fest steht im kommenden Jahr an. Eine Überlegung des neuen Vorstands ist es, dieses Fest kleiner zu halten, um 2022 – dann feiert die Trachtengilde ihr 110-jähriges Bestehen und ihr 30. Trachtenfest – ein fulminantes Fest zu begehen. &bdquo;Genaue Planungen gibt es aber bisher noch nicht", sagte Kai Eikermann.

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