Schieder-Schwalenberg. Der eine ist da, wo der andere gerne wäre: Zwei kreative, durchaus streitbare Köpfe haben sich jetzt in Schieder getroffen: Karl-Heinz Bilz, viel gerühmter Erfinderkönig, und der Schieder-Schwalenberger Gastronom und Ex-Scharfrichter-Wirt Reinhold Mennecke, seines Zeichens ebenfalls Erfinder, gaben sich jetzt ein Stelldichein bei Menneckes Imbiss Pommes-Boss.
Erfahrung im Fernsehen haben beide bereits, und beide haben es auch schon in die Schlagzeilen damit geschafft. Karl-Heinz Bilz, Erfinder der legendären „Abfluss-Fee“, hat nicht nur in der Vox-Sendung „Höhle der Löwen“ für Furore gesorgt, sondern auch beim Werbesender QVC. Dort hat er nicht nur seine Produkte an den Mann gebracht, sondern auch schon mal einen veritablen Wutausbruch gegen den eigenen Sender gehabt, der ihm eine vorübergehende Sperre einbrachte.
Doch das ist lange Geschichte, mittlerweile verkauft der gelernte Klempner seine Produkte auf QVC nach eigener Auskunft wie geschnitten Brot. Die Fachzeitschrift „Capital“ bescheinigte Bilz in einem Artikel 2019, seine Abflussfee – das ist eine Vorrichtung, mit der sich die unliebsamen Ansammlungen von Haaren und Fett in Abflüssen verhindern lassen – sei „das erfolgreichste Produkt, das je aus der Höhle hervorgegangen ist.“ Und weiter: „Auch Ralf Dümmel dürfte sich ins Fäustchen lachen. Er investierte 250.000 Euro für 35 Prozent der Anteile. Seither haben sie 1,7 Millionen Stück verkauft, Packungspreis 9,99 Euro, macht 17 Millionen Euro Umsatz.“
Hilfe für den Erfindernachwuchs
Und so tourt Karl-Heinz Bilz weiter durch die Welt und bewirbt seine Produkte. „Ich habe selbst 25 Patente, ich weiß, wie es geht“, sagt der 67-Jährige im Gespräch mit der LZ. „Und ich will Nachwuchserfindern dabei helfen, ihren Weg zu gehen.“
Nun ist Reinhold Mennecke vielleicht nicht unbedingt unter „Nachwuchs“ zu fassen, in seinem Alter haben sich andere bereits zur Ruhe gesetzt. Bilz und er sind nur ein knappes Jahr auseinander, Mennecke war knapp 65, als er 2020 den Pommes Boss in Schieder aufmachte. Doch Karl-Heinz Bilz ist das Alter egal: Er will ihm trotzdem helfen, fasziniert von der „Kofferschlange“. Die hat Mennecke erfunden. Eine Vorrichtung mit zwei Plastikgriffen und einem elastischen Band, mit der sich allerlei Zusatzgepäck am Griff eines Rollkoffers festklemmen lässt – beispielsweise Jacken oder Tragetaschen.
Bilz ist begeistert: „Das Ding müsste eigentlich im Katalog jeder Fluggesellschaft stehen. Das ist total praktisch, und das zielt ja genau auf deren Kundschaft ab“, schwärmt er. „Mit dem Ding können die doch nur verdienen.“ Die Produktionskosten seien ja nicht so hoch, das ließe sich für 14,95 Euro locker verkaufen. „Man rechnet das Drei- bis Vierfache der Produktionskosten an Gewinnmarge“, schätzt Bilz.
Fernseherfahrung
Er wolle Reinhold Mennecke mit seinen Kontakten dabei helfen, die Kofferschlange gut zu vermarkten. Dieser hat selbst schon vor der Fernsehkamera gestanden, unter anderem bei Horst Lichters „Bares für Rares“, sein forsches Auftreten dort ging vor Jahr und Tag ebenfalls durch die Medien.
Die zwei kennen sich seit drei Jahren, erzählt Mennecke. „Wir haben uns bei einer Geschäftseröffnung kennengelernt.“ Er habe Karl-Heinz Bilz sofort gemocht, „und der engagiert sich ja auch stark im Deutschen Erfinder-Verband.“ So sei die Idee entstanden, sich mal in Schieder-Schwalenberg zu treffen.
Erfahrungen eines Schlitzohrs
Bilz zeigt sich seinerseits begeistert von Mennecke: „Das ist ein sehr angenehmer Mann.“ Er selbst habe ein „Lehrbuch für Startups“ geschrieben: „Wenn ich nicht mehr laufen kann, renne ich“ lautet der Titel, „Erfahrungen eines Schlitzohres.“
Der Hesse strotzt vor Selbstbewusstsein. „Frechheit siegt“, hat er der „Capital“ im erwähnten Interview als einen seiner Wahlsprüche genannt, eine Devise, mit der dem ehemaligen Promi-Wirt Mennecke auch schon mancher Coup gelungen ist. Bilz findet: „Der Reinhold Mennecke hat ein Riesen-Potenzial, der ist ein Original. Wir ergänzen uns prima.“ Und schließlich seien es die kleinen Dinge, mit denen sich richtig Geld machen lässt.
Imbiss bald Geschichte?
Wird er denn nun wahr, der Traum vom großen Durchbruch? Vor 25 Jahren hat Reinhold Mennecke bereits die beleuchtete Dachrinne erfunden. „War bei QVC und 15 Jahre bei Bauhaus im Licht- und Hauptkatalog“, erzählt er selbst. Steinreich wurde er damit nicht. Ob die Kofferschlange die Rinne toppen kann? Reinhold Mennecke glaubt fest daran: „Das heisst für mich, dass ich nur noch kurze Zeit den Pommes Boss machen werde“, schon jetzt habe er kaum noch Zeit für die Imbissbude.
Seine Kofferschlange ist seit 2019 als Marke geschützt. Seither prophezeit er nach einigen Auseinandersetzungen mit der Stadt Schieder-Schwalenberg, insbesondere mit deren Bürgermeister Jörg Bierwirth, dass er den anstehenden Erfolg auf keinen Fall in seiner Heimatstadt genießen werde. Und zu diesem Wort steht er noch immer: „Das wird eine große Sache. Übrigens, meine neue Firma wird nicht in Schieder angemeldet!“