Schieder-Schwalenberg. Schieder-Schwalenberg hat eine Reihe von touristischen Attraktionen zu bieten. An Sehenswürdigkeiten und Events mangele es der Stadt nicht, wie Professor Dr. Heinz-Dieter Quack, Geschäftsführer des Europäischen Tourismus Instituts (ETI), deutlich macht. Jedoch müsse das Angebot besser kommuniziert und vermarktet werden, so seine Empfehlung. Quack hat die Stadt einem Tourismus-Check unterzogen und die Ergebnisse im Fachausschuss präsentiert.
Die Anzahl der Ankünfte und Übernachtungen in Schieder-Schwalenberg hätten während der Corona-Zeit einen nur vergleichsweise geringen Einbruch erfahren, berichtete Quack, der auch Leiter des Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes ist. Erfreulich sei nicht nur die steigende Tendenz, sondern auch, dass es inzwischen mehr Ankünfte und Übernachtungen von Touristen gebe als noch vor der Pandemie.
Die Anzahl der Beherbergungsbetriebe und angebotenen Betten ist in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Waren es im Jahr 2000 noch 665 Betten, sind es heute nur noch 186. Die Auslastung sei vergleichsweise niedrig mit leichtem Aufwärtstrend.
Gäste bleiben im Schnitt 2,4 Nächte
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Besucher ist in den vergangenen Jahren gesunken und liegt bei 2,4 Nächten pro Gast. Dies sei für eine Stadt wie Schieder-Schwalenberg ein typischer Wert, erklärte Quack. Weil sie mehr ein Ausflugsziel für ein verlängertes Wochenende und weniger die „Zentrale für den Jahresurlaub“ sei. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Zeit von Juni bis Oktober als Hochsaison im Stadtgebiet angesehen werden kann, jedoch mit einer leichten Schwäche im August. Dies sei der klassische Ferienmonat und daher als Zeit für den Jahresurlaub beliebt, erklärte der ETI-Geschäftsführer.
Mit dem Tourismus-Check arbeitete Quack die Stärken und Schwächen von Schieder-Schwalenberg als Urlaubsort heraus. In Bezug auf die Lage und Erreichbarkeit stellte er fest, dass es zwar keinen direkten Anschluss an die Bundesstraßen gebe, diese jedoch in zumutbarer Entfernung von fünf bis sieben Kilometern zu erreichen seien. Anders sehe es mit den Autobahnen aus, die mit 55 Kilometern deutlich weiter weg wären.
Viele zertifizierte Betriebe
Als Chance sieht Quack die nahegelegenen gesundheits- und kulturtouristischen „Hotpsots“ wie Detmold, Bad Pyrmont, Lage und Lemgo. Schieder-Schwalenberg könnte mit besonderen Events sowie Kunst- und Wanderangeboten davon profitieren. Die Gefahr sei jedoch, dass Schieder-Schwalenberg als Ausflugsziel für Kunst- und Wandertouristen gesehen werde, nicht aber als Übernachtungsstandort.
Bei der Beherbergung und Gastronomie gebe es Licht und Schatten, führte Quack weiter aus. Er lobte die hohe Anzahl an zertifizierten Betrieben und auch die guten Bewertungen, die Gäste auf den Portalen hinterließen. Gemessen an der Einwohnerzahl gebe es ein umfangreiches gastronomisches Angebot mit teilweise originellen, alleinstellenden Konzepten. Auch der vorhandene Wohnmobilstellplatz sei ein Vorteil.
Angebote sind unterrepräsentiert
Jedoch seien einige Angebote nicht mehr zeitgemäß. Quack verwies unter anderem auf veraltete oder gar nicht vorhandene Internetseiten. Angesichts der Online-Auftritte sei ihm zudem aufgefallen, dass nicht immer ein Bezug zu regionalen Besonderheiten zu erkennen sei. Oft fehle ihm die Rückkoppelung zu der Region. Der potentielle Gast müsse durch den Internetauftritt Lust auf einen Besuch in Schieder-Schwalenberg bekommen. Er glaubt, dass sich die Nachfrage bei einigen Angeboten noch deutlich verbessern könnte, wenn diese stärker deutlich machen würden, warum der Besucher ausgerechnet in Schieder-Schwalenberg übernachten sollte.
Das Angebot rund um Wandern, Natur und Aktivitäten sei sehr gut ausgebaut. Ebenso was Kultur und Geschichte betreffe. Jedoch sei die Stadt viel zu bescheiden, die Veranstaltungen entsprechend zu kommunizieren. Auf der Tourismus-Seite seien diese unterrepräsentiert, erklärte er. Events, wie etwa „Schiedersee in Flammen“, hätten durchaus Potential noch mehr Besucher anzuziehen.
Interesse für die Region wecken
Die vielen guten Angebote müssten besser vermarktet und „emotional aufgeladen“ - in Geschichten verpackt - werden, betonte Quack. Die Rolle eines einst beliebten Rückzugsortes für Künstler und das vielfältige Kunstprogramm schaffe in Kombination mit der mittelalterlichen Fachwerksarchitektur und den verwinkelten Gassen eine besondere Atmosphäre. Dies habe Alleinstellungs- und Positionierungspotenzial.
Wenn ein Gast weiß, dass er Schieder-Schwalenberg besuchen will, finde er auf der Tourismus-Seite der Stadt alles, was er brauche. Solle dort aber erst sein Interesse auf die Region geweckt werden, so seien die Anreize zu wenig emotional und nicht gebündelt genug präsentiert.
Aus den Ergebnissen des Tourismus-Checks sollen nun Maßnahmen abgeleitet werden, wie Günter Weigel, Geschäftsführer von Lippe Tourismus & Marketing (LTM), erklärte.