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Wie Betriebe im lippischen Südosten mit einer pfiffigen Idee auf Personalfang gehen

Marianne Schwarzer

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Mit sichtlicher Freude präsentiert Bildungskoordinatorin Heike Kreienmeier (links) mit Stella Eckl ihre Nachfolgerin. Sie weiß die Arbeit für die Ausbildungsförderung im lippischen Südosten in guten Händen. - © Marianne Schwarzer
Mit sichtlicher Freude präsentiert Bildungskoordinatorin Heike Kreienmeier (links) mit Stella Eckl ihre Nachfolgerin. Sie weiß die Arbeit für die Ausbildungsförderung im lippischen Südosten in guten Händen. (© Marianne Schwarzer)

Blomberg/Schieder-Schwalenberg/Lügde. Am Anfang ist die Planlosigkeit: „Was soll ich bloß werden“, diese Frage bringt viele Schülerinnen und Schüler ins Grübeln. Für Heike Kreienmeier, langjährige Bildungskoordinatorin im Netzwerk Wirtschaft-Schule, steht eines ganz fest: „Die jungen Leute können sich oft überhaupt nicht richtig vorstellen, was hinter einem Berufsbild steckt. Das kriegen sie nur mit, wenn sie eine Chance haben, wirklich in die Betriebe zu schauen oder zumindest mit Menschen zu sprechen, die dort arbeiten - am besten mit Auszubildenden.“

Seit 2014 bringt sie die beiden Welten - Schule und Berufsleben - zueinander. Unter anderem mit Speeddatings, der Vermittlung von Praktika und natürlich mit der Blomberger Ausbildungsmesse, die nun zum 11. Mal über die Bühne geht.

Staylipso, so heißt der Förderverein, auf dem dieses Engagement heimischer Schulen und Unternehmen fußt. Hier sind die drei südostlippischen Kommunen Blomberg, Lügde und Schieder-Schwalenberg gemeinsam mit den weiterführenden Schulen sowie Betrieben der Region unter einem Dach vereint. Gemeinsam finanzieren sie die konkrete Berufsberatung und Akquise, von der am Ende alle was haben: Junge Menschen, die ihre Ausbildung in heimischen Betrieben absolvieren und im besten Fall der Region treu bleiben. Schüler der Klassen acht bis zehn kommen in den Genuss ganz unterschiedlicher Projekte, die sie mit den Ausbildungsangeboten im lippischen Südosten in Kontakt bringen.

Pakt der Unternehmen

Wirtschaftsförderung von ihrer konstruktivsten und weitschauendsten Seite: Mit ihren Beiträgen finanzieren die 14 namhaften Unternehmen unter den Mitgliedern das Berufsförderungsprojekt, um das sie anderswo oft beneidet werden. „Mittlerweile scheint das allerdings Schule zu machen“, berichtet Heike Kreienmeier.

Sie hat die Entwicklung im Bereich Ausbildung hautnah verfolgen können: „Früher war es ja so, dass die Unternehmen nicht viel tun mussten, weil es einfach genügend Bewerber gibt. Heute ist das anders.“ Längst sei in den Chefetagen und Personalabteilungen angekommen, dass das Engagement sich lohnt: „Die Kooperationsbereitschaft bei den Firmen ist sehr, sehr gut, denn sie wissen, dass sie davon profitieren.“ Und dass die Unternehmen bereits von sich aus nachfragen, zeigt ihr den Erfolg.

Die Praxis kennenlernen, mal reinschnuppern, das sei ungemein wichtig für die Jugendlichen. Auf Tuchfühlung mit potenziellen Arbeitgebern zu gehen, dazu bietet vor allem die Ausbildungsmesse den Rahmen. „Sie ist natürlich unser Flaggschiff“, betont die 65-Jährige, die in diesem Jahr zum letzten Mal das Großevent der heimischen Wirtschaft auf dem Gelände der Firma Synflex vorbereitet hat.

Nachfolgerin ist schon mitten drin

Diesmal war sie damit nicht allein, an ihrer Seite steht seit Februar Stella Eckl, ihre Nachfolgerin. Die gelernte Betriebswissenschaftlerin ist 1992 in Barntrup geboren und hat jahrelang im Personalwesen in der freien Wirtschaft gearbeitet, bevor es sie aus Süddeutschland zurück in die Heimat verschlug. Vier Jahre hat sie in der Detmolder Kompetenzwerkstatt bereits Jugendlichen auf dem Weg in den Beruf geholfen, nun bringt sie ihre Erfahrung im lippischen Südosten bei Staylipso ein.

Sie glaubt schon, dass Jugendliche viel motivierter sind, als es möglicherweise den Anschein haben könnte: „Es ist ganz wichtig, ihnen mit Wertschätzung zu begegnen, ihnen zu zeigen, dass sie wirklich als Person wahrgenommen werden.“ Da habe sich auch bei den Betrieben bereits eine Menge verändert, Auszubildende hätten heutzutage einen ganz anderen Stellenwert, als es vielleicht früher der Fall gewesen sei.

Kurzclips im Netz

Sie da abzuholen, wo sie sich die meiste Zeit über aufhalten - nämlich am Handy in den sozialen Netzwerken - sei ganz wichtig. Darum kümmert sich die Newcomerin auch um Kurzclips auf Tiktok oder Instagram. „Da reichen schon mal zehn Sekunden.“ Wenn die Schülerinnen und Schüler die Tipps von Gleichaltrigen bekommen mit der Botschaft: Hey, der Job ist cool, habe das oft eine größere Wirkung als der gute Rat von Eltern oder Großeltern, in deren Welt von der Lehre bis zur Rente der stringente Berufsweg der einzig Denkbare gewesen ist.

„Aber heute lernen sie: Probiere es aus, wenn es nichts für Dich ist, dann suchen wir weiter.“ Praktika seien hier das A und O, darin sind sich Heike Kreienmeier und ihre Nachfolgerin einig. „Wenn es nach mir ginge, dann müsste in der besten aller Welten ein ganzes Schuljahr für Praktika reserviert sein“, meint die scheidende Bildungskoordinatorin.

Doch auch so freut sie sich über die Kontinuität, die durch Stella Eckl nun garantiert sei. „Davon profitiert der gesamte lippische Südosten.“

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