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Wie Schieder-Schwalenberg die Schulsozialarbeit retten will

Marianne Schwarzer

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Zumindest eine halbe Stelle als Schulsozialarbeiter ist Robert Wiedemann an den beiden Schieder-Schwalenberg sicher. Der Bedarf allerdings ist deutlich höher, das sagen nicht nur die beiden Schulleiterinnen. - © Marianne Schwarzer
Zumindest eine halbe Stelle als Schulsozialarbeiter ist Robert Wiedemann an den beiden Schieder-Schwalenberg sicher. Der Bedarf allerdings ist deutlich höher, das sagen nicht nur die beiden Schulleiterinnen. (© Marianne Schwarzer)

Schieder-Schwalenberg. Als frisch gebackener Familienvater ist Schieder-Schwalenbergs Schulsozialarbeiter Robert Wiedemann angetreten, und die Politik hatte die Beteiligung an der Finanzierung seiner Stelle im Vertrauen auf die versprochene Finanzierung begrüßt.

Doch das Land hat, wie berichtet, den Geldhahn weitgehend zugedreht. Lediglich lumpige 6000 Euro statt der avisierten 50.000 Euro sind über den Kreis Lippe aufs Stadtkonto als Förderung aus Düsseldorf gekommen. Der Posten sollte mit 80 Prozent bezuschusst werden, jetzt sind es nur gut 9 Prozent.

Nun standen die Lokalpolitiker in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung und Sport vor dem Dilemma: Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Denn aus sozialpolitischer Sicht, so die einhellige Meinung der Fraktionen, ist die Schulsozialarbeit ein wichtiges Angebot, aber andererseits sehen die Stadtfinanzen alles andere als rosig aus.

Darum machte der Bürgermeister Jörg Bierwirth ihnen einen Vorschlag: „Wir sehen ja den Bedarf, und wir sehen, wie wichtig es ist, die Sozialarbeit an den beiden Schulen anzubieten. Aber allein können wir das auf keinen Fall stemmen.“

Ersatzlos einstampfen will die Stadt das Angebot ausdrücklich nicht, auch wenn das Stadtoberhaupt aus seinem Unmut über den Wortbruch der Landesregierung keinen Hehl macht. Denn es sei immer klar gewesen, dass das Land für alle internen Schulangelegenheiten aufkommen müsse, also für die Lehrer und ähnliche Kosten, während die Kommune sich um den äußeren Rahmen wie beispielsweise das Gebäude und die Möblierung kümmere.

Vorwürfe gegen das Land

„Die Schulsozialarbeit gehört zweifelsohne zu den internen Themen, für die das Land zuständig ist.“ Nun schiebe das Land diese Aufgabe weg. Der Ausschuss habe im vergangenen Jahr beschlossen: „Wir gehen die Sache an im Vertrauen auf die 80-prozentige Förderung“ hieß es damals, wobei der Bedarf an Schulsozialarbeit eigentlich sogar noch deutlich höher sei.

Das hat Robert Wiedemann in einem kurzen Bericht vor den Ausschussmitgliedern auch noch einmal eindrucksvoll beschrieben: In der kurzen Zeit seit seinem Amtsantritt im vergangenen November hatte der Schulsozialarbeiter zunächst einmal die beiden sehr unterschiedlichen Grundschulen näher kennengelernt - und natürlich die Kinder. „Es hat sich sehr schnell gezeigt, wie groß der Bedarf ist.“ Ein Ziel für die künftige Arbeit sei auch die Kooperation mit den heimischen Jugendkreisen, vor allem mit der Church in Schwalenberg und dem just neu eröffneten Jugendtreff in Schieder. Wie die dortige Leiterin Kathrin Danger im Ausschuss erzählte, ist das neue Angebot ausgesprochen gut angenommen worden, „teilweise fühlte ich mich, als wenn die Kinder mir die Bude einrennen.“

Männliche Bezugsperson sehr gefragt

Das gelte vor allem für die Kinder im Grundschulalter, deren Erscheinen sie unter anderem auf die Werbetrommel zurückführt, die Robert Wiedemann kräftig an beiden Grundschulen gerührt hat. Der Schulsozialarbeiter sieht sich seinerseits nicht nur als Helfer beim Lösen von Konflikten oder als Rückendeckung für Kinder, die ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erst noch entwickeln müssen. Immer häufiger kämen die Kinder zu ihm, wenn sie etwas auf dem Herzen haben, und es gäbe mittlerweile diverse regelmäßige Kontakte mit Eltern, die ihrerseits Rat suchten.

Das können auch die beiden Schulleiterinnen so bestätigen. Sabine Storbeck aus Schieder und Birgit Patallas von der Alexander-Zeiss-Schule in Schwalenberg sind sich einig: „Vor allem, dass wir einen Mann auf dieser Stelle haben, ist ein echter Gewinn“, männliche Bezugspersonen sind in der Grundschulwelt nun mal sehr rar.

Schwierige Lage für den Träger

Wiedemann ist offiziell bei SOS Kinderdorf Beratung und Treffpunkt in Blomberg angestellt. Sein dortiger Chef Holger Nickel stieß im Ausschuss ins selbe Horn: „Der Bedarf an Schulsozialarbeit ist ganz offensichtlich, und es ist gesellschaftlich so unfassbar dumm, hier kein Geld zu investieren.“

Für SOS als Träger der Schulsozialarbeiterstelle sei nun aktuell eine schwierige Lage entstanden, denn eine halbe Stelle sei eigentlich „zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig.“

Darum sei es das Ziel, vielleicht über mögliche Kooperationen mit weiteren Trägern offener Jugendarbeit und in Zusammenarbeit mit dem Kreis Lippe eine Ausweitung des Budgets und damit Aufstockung der Stelle zu erreichen. Doch darin stehe man erst ganz am Anfang.

Wie auch immer dies ausgehen soll: Für die Politiker im Fachausschuss ist die Sache klar: Sie stimmten einhellig dafür, dass die Stadt wie von der Verwaltung vorgeschlagen zunächst einmal die halbe Stelle des Schulsozialarbeiters erhält.

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