Schieder-Schwalenberg. Die kleine Turnhalle in Schieder, die schon seit Jahren als solche nicht mehr genutzt wird, könnte schon bald einen anderen Zweck erfüllen. Die Firma OWL Invest & Consulting aus dem Kreis Höxter plant, dort eine Holzhackschnitzelanlage zu installieren. Damit soll zum einen das Netz der Wirtschaftsbetriebe Schieder-Schwalenberg GmbH (WBS) und zum anderen die Anlieger im Wohngebiet „Lange Äckern“ mit Wärme versorgt werden. Nachdem Investor und Mitgeschäftsführer Ansgar Amsel seine Pläne bereits im November vergangenen Jahres der Lokalpolitik vorgestellt hatte, berichtete er nun in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Klima und Stadtentwicklung über die aktuellen Entwicklungen.
Jochen Heering, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung, erinnerte daran, dass die WBS, unter anderem Betreiberin eines Wärmenetzes rund um den Schlosspark Schieder, auf der Suche nach einer alternativen Wärmeversorgung ist - derzeit wird das Netz ausschließlich mit Gas betrieben. Dabei sei die WBS mit dem Unternehmen OWL Invest & Consulting, das bereits mehrere Hackschnitzelanlagen inklusive Verteilungsnetze betreibt, in Kontakt gekommen. Im weiteren Verlauf der Gespräche habe sich ergeben, dass sich die Vertreter des Unternehmens neben der Versorgung der WBS auch den Bau und Betrieb eines Nahwärmenetzes im Wohngebiet „Lange Äckern“ vorstellen könnten - schon um eine Hackschnitzelanlage in Schieder überhaupt wirtschaftlich betreiben zu können.
Die Hackschnitzel werden in der Halle abgeladen
Und warum genau dieses Wohngebiet? Weil die Anbindung an das Wärmenetz der WBS möglichst in unmittelbarer Nähe zum Schulzentrum Schieder an der Parkallee realisiert werden sollte, wie Heering erklärt. Während im November noch ein Neubau auf dem Gelände des Sportplatzes als Standort diskutiert wurde, soll die Hackschnitzelanlage nun aber ihren Platz in der kleinen Turnhalle finden. Planungsrechtlich sei dies auch möglich, wie der Fachbereichsleiter weiter ausführt.
Die Versorgungsanlage werde klar vom Schulgebäude abgegrenzt, erläutert Amsel. Die Anlieferung der Hackschnitzel werde, sofern das Projekt auch wirklich umgesetzt wird, direkt von der Parkallee aus erfolgen. Die Lastwagen würden in die Halle hineinfahren, um die Hackschnitzel dort abzuladen. „Somit würden wir draußen keine Immission verursachen“, erklärt der Geschäftsführer. Das Abladen der Hackschnitzel sei nämlich nicht staubfrei.
Die Halle kann nach Aussage von Amsel ein Volumen von rund 500 Kubikmeter Hackschnitzel lagern. „Damit können wir die Anlieferung sehr individuell steuern.“ Das bedeutet, die Anlieferung kann so geplant werden, dass die Lastwagen die Anlage beispielsweise nicht während des Schulbetriebs ansteuern müssen.
Neun Tage „Dauerfeuer“ bei voller Auslastung
Für eine sichere Betriebsstruktur hat das Unternehmen vier Bunker mit jeweils zwei Kesseln vorgesehen - diese erbringen insgesamt eine Leistung von 2,4 Megawatt. Durch die höhere Anzahl an Kesseln könne auch im Sommer eine saubere Verbrennung garantiert werden, erklärt Amsel. Statt eines riesigen Kessels, der immer laufen müsste, seien hier nur so viele Kessel in Betrieb, wie für den Wärmebedarf benötigt werden. Die Befüllung der einzelnen Bunker mit Hackschnitzel laufe mithilfe einer Krankonstruktion an der Decke automatisch.
Aus den Reihen des Ausschusses kam die Frage auf, wie lange die Anlage mit 500 Kubikmeter Hackschnitzel auskommt. Das hänge natürlich von dem Wärmebedarf ab, wie Amsel erklärt. Bei voller Auslastung, was nur selten der Fall sei, könnten die Kessel neun Tage auf „Dauerfeuer“ laufen. Amsel geht davon aus, dass etwa alle drei Wochen neue Hackschnitzel angeliefert werden müssten. 500 Kubikmeter würden etwa zehn Lkw-Ladungen entsprechen.
Interesse der Anwohner wird kurzfristig abgefragt
Von Anwohnern in Vörden (Kreis Höxter) habe es bisher noch keine Beschwerden gegeben, führt Amsel weiter aus. Dort habe OWL Invest & Consulting im vergangenen Spätherbst eine Heizzentrale - ähnlich wie sie in Schieder errichtet werden soll - in Betrieb genommen. „Von der Anlagentechnik hört man draußen gar nichts“, versichert er.
Wer von den Gebäudeeigentümern im Wohngebiet „Lange Äckern“ überhaupt daran interessiert ist, sich an das geplante Wärmenetz anschließen zu lassen, will die Stadt nun kurzfristig schriftlich erfragen. In dem Schreiben soll das Vorhaben auch erläutert werden. Es folgt - voraussichtlich noch vor der Sommerpause - eine Infoveranstaltung, bei der die Anwohner alle weiteren Fragen klären können.
Im nächsten Schritt wird die Verwaltung die Konditionen für den Verkauf der kleinen Turnhalle inklusive Grundstück mit dem Unternehmen verhandeln, erklärt Heering das weitere Prozedere. Anschließend müssen die entsprechenden Beschlüsse in den Gremien gefasst werden. Letztlich muss dann noch der Aufsichtsrat der WBS darüber entscheiden, zu welchen Konditionen sie an das Wärmenetz angeschlossen werden wollen.