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„Typ vielseitig“: Frisch von der Uni in den Chefsessel der Biostation Lippe in Schieder

Marianne Schwarzer

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Stürzt sich mit Feuereifer in die Arbeit: Vivien Holzhauer ist die neue Leiterin der Biologischen Station Schieder. - © Marianne Schwarzer
Stürzt sich mit Feuereifer in die Arbeit: Vivien Holzhauer ist die neue Leiterin der Biologischen Station Schieder. (© Marianne Schwarzer)

Schieder-Schwalenberg. Ein schlichter Pferdeschwanz, ungeheuer blaue Augen, ein sympathisches Lächeln und ein Händedruck, der verrät: Sie kann auch zupacken, wenn es sein muss. So sitzt Vivien Holzhauer im Chefbüro der Biologischen Station Lippe neben dem langjährigen Leiter Matthias Füller, der im Herbst seinen Sessel endgültig für sie räumt. Und sagt schlicht: „Ich traue mir das zu, das ist hier ja schließlich kein Haifischbecken.“

Gerade mal 25 Jahre ist die gebürtige Lagenserin alt. Aber sie hat schon eine Menge erlebt: Unter anderem Work and Travel down under - „mit der Betonung auf Work, wir haben da richtig gearbeitet“, erzählt sie lachend. Bei einem Kajak-Verleih und im Weinberg, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Liebe zu Tieren

Zurück in Deutschland, wäre ein Musikstudium eine Option gewesen, sie spielt schon lange Klavier. „Aber ich habe gemerkt, dass ich doch gern was mit Tieren machen wollte.“ So schrieb sie sich zunächst für Tiermedizin in Hannover ein, wechselte dann zur Biologie in Bielefeld.

Ihre Bachelor-Arbeit dreht sich um Molche in Teichen, die erforderliche Feldarbeit absolvierte sie bei der Biologischen Station in Höxter. Und während des Studiums engagierte sich die junge Frau bereits im Tierpark Olderdissen in der Zooschule Grünfuchs - schnupperte also bereits in das Thema Umweltbildung hinein.

Gastspiel an der Biostation Senne

Mit dem Bachelor in der Tasche wechselte sie nach Jena, wo sie sich an der Uni für den englischen Masterstudiengang Evolution, Ecology and Systematics einschrieb. Weil sie ihre Masterarbeit über eine Methode zur Kartierung von Nachtfaltern und Motten schreiben wollte - Feldforschung inklusive - überbrückte sie das Wintersemester mit einem dreimonatigen Dienst als Bufti bei der Biologischen Station Paderborn-Senne.

„Ach ja, und ich habe ein Praktikum in Husum absolviert, mitten in der Ablamm-Saison. Da habe ich auch Schafe geschoren.“ Also ganz offensichtlich Keine, die Angst hat, dass die Fingernägel abbrechen könnten.

Mal eben ein Triathlon

Und offensichtlich mit unglaublicher Energie gesegnet. Fast unnötig zu erwähnen, dass sie sich auch im Naturschutzbund in Jena engagiert und beispielsweise beim Nistkästenreinigen geholfen hat. Hat sie auch noch andere Hobbies? - Ein leichtes Zucken mit der Schulter: „Ich bin eher der Typ vielseitig. Ich mache gern viel Sport, gerade habe ich einen Triathlon absolviert.“ Ach ja, und fast hätte sie es vergessen: „Im Chor singe ich auch.“

Wie aber hat sie den Weg zur Biologischen Station Lippe gefunden? - „Eigentlich hätte ich jetzt einen Vertrag für eine Doktorarbeit an der Uni Bielefeld gehabt, ich habe mir sogar schon eine Wohnung gesucht. Aber dann habe ich das Angebot auf der Internetseite gesehen und mich beworben.“

Jede Menge Bürokratie

Für Matthias Füller ein Glücksfall: „Sie ist schon mit der DNA von Biologischen Stationen in Berührung gekommen, das ist ein wirklicher Vorteil.“ Die Erfahrung, die er selbst als langjähriger Leiter der Biologischen Station gesammelt hat - beispielsweise die riesige Artenkenntnis und das Wissen über alle ökologisch wertvollen Flächen im gesamten Kreisgebiet -, werde bei seiner Nachfolgerin mit den Jahren kommen. Und das Rüstzeug, das sie für die administrative Arbeit als Geschäftsführerin braucht, bekommt sie gerade hautnah mit: Matthias Füller wird erst im September die Segel streichen und kann mit ihr die wichtigstens Prozesse durchgehen.

„Sie hat das Glück, oder das Pech, ganz wie man es nimmt, dass wir gerade die Verwendungsnachweise auflisten,“ erklärt der Biologe. Da bekomme sie schon mal tieferen Einblick in all die Bürokratie. „Außerdem beginnt jetzt die Planung für die Projekte der kommenden drei Jahre, da ist Vivien schon voll eingebunden. Und die Haushaltsplanung für 2025 steht an.“

Organisationstalent

Sie traut sich das zu: „Ich kann ganz gut organisieren.“ Dass sie in dieser viermonatigen doppelten Geschäftsführung einen so erfahrenen Mann an ihrer Seite hat, ist für die junge Nachfolgerin schon eine Beruhigung: „Es ist ja manchmal schon ein wenig einschüchternd, wie viel Wissen Matthias Füller hat. Und es ist toll, dass ich ihn jederzeit fragen kann.“

Das Personal der Biologischen Station, das über den Daumen gepeilt aus einem knappen Dutzend Mitarbeiter inklusive der Bundesfreiwilligen besteht, wird zunehmend jünger, Matthias Füller und Schäferin Stefanie Rzepka sind die Dienstältesten im Team. „Die Biologische Station verjüngt sich, und das ist wichtig und richtig“, betont der scheidende Leiter. Und Vivien Holzhauer hat schon eines erkannt: „Es geht hier sehr familiär zu, das werde ich schon schaffen.“

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