Mit Bildergalerie: Warum Dieter Holthaus aus Schieder seinen Mercedes so mag

Schieder-Schwalenberg. &bdquo;Du willst den Wagen doch nicht etwa abgeben“, fragt eine vorbeikommende Nachbarin mit Hund an der Leine, argwöhnisch den Reporter betrachtend, der Fotos von dem Schmuckstück macht. Dieter Holthaus lacht und beruhigt die Dame: &bdquo;Nein nein, das ist für die Zeitung.“ Keinesfalls will er seinen Mercedes 300 SL Cabriolet abgeben. Er hat ihn für die Fotos bloß mal an die Straße gestellt.

Allein die Garage ist einen Bericht wert: Ist sie doch wahrscheinlich die einzige in Lippe, die tapeziert ist. Mit einer Blumenmuster-Tapete. Geflüchtete aus Aserbaidschan haben das vor Jahren gemacht, aus Dankbarkeit und wohl auch aus Übermut. Holthaus hatte ihnen eine Wohnung besorgt, unterstützt sie bis heute, hat Tunzala Akakbarova bei der Firmengründung geholfen. S ie haben ihren Sohn aus Dankbarkeit Dieter genannt. Doch das ist eine andere Geschichte.

Diese Autogeschichte startet auf einem Schiff. &bdquo;Der Wagen war mehr Kilometer auf dem Wasser unterwegs als auf der Straße“, berichtet der 83-Jährige mit einem Schmunzeln. Das Cabrio hat nämlich nur knapp 38.000 Kilometer auf dem Tacho, war aber schon x-Mal in Spanien. Es hört sich an wie aus einem Film: &bdquo;Das Auto gehörte einer Millionärin aus Hamburg, die in Spanien ein Ferienhaus hatte. Sie ist immer dahin geflogen.“ Der Wagen aber, der kam in Hamburg samt Chauffeur aufs Schiff. &bdquo;Der hat sie dann dort zum Friseur gefahren. Ist ein wenig flaniert und so. Der Wagen war kaum auf der Straße.“

Erst der zweite Besitzer Dieter Holthaus ist vielseitig interessiert. Der frühere Inhaber einer Firma für medizinische Instrumente hat vor Jahren den &bdquo;Tisch“ in Schieder-Schwalenberg gegründet. Er kennt sich ein wenig mit Ägyptologie aus, ein uraltes Grammophon und eine Edison-Sprechmaschine zieren das Wohnzimmer, auf einem Tischchen steht ein Mininatur-Zirkuszelt mit bestimmt 300 Figuren.

Das Auto entdeckte er bei einer Auflösung eines Autoparks in Stadthagen, wo der Mercedes schließlich gelandet war, zögerte nicht und wurde dessen zweiter Besitzer. &bdquo;Einen kleinen Tick hat doch jeder“, lacht er. Allein die Farbe des Schätzchens sei doch großartig, schwärmt er: Champagner Metallic. &bdquo;Davon wurden nur fünf/sechs Stück gebaut.“ Ein Kfz-Sachverständiger begutachtete das Auto für ihn, bewertete das Fahrzeug mit einer &bdquo;1-“. Eine &bdquo;5“ ist die schlechteste Note, bescheinigt Schrottreife. Viel besser wäre es kaum gegangen.

Die Bewertung war wichtig, damit Dieter Holthaus den Mercedes entsprechend versichern konnte, das ist nämlich für Oldtimer gar nicht so einfach. Rabatte gibt es nicht. &bdquo;Und wenn mal was dran sein sollte, dann dürfen nur Original-Ersatzteile dran. Mit Ausnahme des Sicherheitsgurts.“ Selber daran herumzuschrauben sei seine Sache übrigens nicht, die Motorhaube habe er kaum zweimal aufgemacht.

Original-Prospekte verwahrt Der umgerechnet knapp 180 PS starke Wagen mit Automatikgetriebe läuft wie am Schnürchen, versichert sein Besitzer. Zugegebenermaßen hole er ihn nicht so oft aus der Garage, fahre nur gelegentlich mal eine Runde, maximal 500 Kilometer im Jahr. Wie sein Sohn habe er ein Faible für Oldtimer &bdquo;(&bdquo;wer von uns das von wem hat, weiß ich nicht“), und freue sich einfach an dem Mercedes. An den Original-Werbeprospekten und Gebrauchsanweisungen, dem Aktenordner mit dem &bdquo;Lebenslauf“, in dem alle Rechnungen, TÜV-Bescheinigungen und Ähnliches abgeheftet sind, dem abnehmbaren starren Hardtop -Dach, das im Wohnzimmer lagert, dem Leinen-Faltdach, dem original Becker-Autoradio.

Selbst der Schlüsselanhänger ist historisch, an dem Schlüssel baumelt ein Mercedes-Benz-Signet. Wie könnte er so ein Schätzchen verkaufen wollen?

Transparenzhinweis: Der Artikel wurde überarbeitet - tatsächlich wohnt Dieter Holthaus in Schieder, keinesfalls, wie zuvor berichtet, in Schwalenberg .

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